Der DAX ist am Mittwoch über die Marke von 13.200 Punkten geklettert. Für gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt sorgte insbesondere die Beruhigung der US-Märkte. Vor allem die US-Tech-Werte waren in den vergangenen Tagen deutlich abgesackt. Das hatte auch die Börse hierzulande belastet. Am Mittwoch stiegen die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P500 um jeweils ein Prozent.

Andrea Cicione, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses TS Lombard, bezeichnete die Entwicklung der vergangenen Tage als gesund. Die massive Überbewertung vor allem der Technologiewerte habe sich nun wieder etwas normalisiert. Kopfzerbrechen bereiteten Börsianern aber weiter die milliardenschweren Geschäfte der japanischen Beteiligungsfirma Softbank mit Terminkontrakten auf US-Technologiewerte. "Wenn diese Wetten nicht aufgehen, könnte dies eine rasche und brutale Talfahrt der Aktienmärkte auslösen", warnte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Der Pharmakonzern Astrazeneca musste einen Rückschlag bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 hinnehmen. Eine klinische Studie des Unternehmens wurde vorsorglich gestoppt, da bei einem der Teilnehmer gesundheitliche Probleme aufgetreten sind. Solche Nachrichten brauche der leicht angeschlagene Aktienmarkt derzeit gar nicht, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Einige Aktien-Analysten versuchten aber zu beruhigen: Der einstweilige Stopp der Impfstoffstudie sei "übliche Praxis", schrieben die Experten von Jefferies. Man gehe zunächst auf Nummer sicher, hieß es von der Barclays Bank. Medienberichten zufolge soll die Studie allerdings kommende Woche fortgesetzt werden. Die Aktie gab nur leicht nach.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Anklage zugelassen: Betrugsprozess gegen Ex-VW-Chef Winterkorn kommt
Knapp fünf Jahre nach dem Auffliegen der Abgasaffäre bei Volkswagen hat das Braunschweiger Landgericht die Betrugsanklage gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn zugelassen. Dies teilte die zuständige Kammer am Mittwoch mit. Winterkorn muss sich den Vorwürfen damit in einem öffentlichen Verfahren stellen - wann der Prozess beginnt, ist noch offen.

Kartellamt prüft LTE-Zusammenarbeit von Telekom und Vodafone
Das Bundeskartellamt nimmt die Kooperation der Mobilfunkanbieter Telekom und Vodafone im LTE-Netz unter die Lupe. Die Behörde prüfe die kartellrechtliche Zulässigkeit der Zusammenarbeit, betätigte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch. "Im Moment ist das Bundeskartellamt in Kontakt mit den Kooperationsbeteiligten und weiteren Marktteilnehmern", sagte Behördenchef Andreas Mundt dem "Handelsblatt". Das Bundeskartellamt begrüße grundsätzlich Kooperationen zur Verbesserung der Netzabdeckung, sie dürften aber "den Wettbewerb nicht ausschalten".

Corona-Impfstoff: EU will von Biontech bis zu 300 Millionen Dosen
Im Kampf gegen das Coronavirus will die EU-Kommission von der Mainzer Firma Biontech bis zu 300 Millionen Einheiten Impfstoff bestellen. Im Idealfall sollen noch vor Jahresende die ersten Impfstoff-Dosen in Europa verfügbar sein, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss von Tests und die Zulassung des Impfstoffs, die der Hersteller bereits im Oktober beantragen will.

Samwer-Brüder dürfen Rocket zum geplanten Preis von der Börse nehmen
Der Preis, zu dem Rocket Internet von der Börse gehen will, ist nicht zu gering. Das ist das Fazit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) laut einer Pflichtmitteilung von Rocket Internet vom Mittwoch.

VW-Lkw-Beteiligung Navistar fährt weiteren Quartalsverlust ein
Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben den US-Truckhersteller Navistar vor der geplanten Übernahme durch die VW-Lkw-Tochter Traton auch im dritten Geschäftsquartal (bis Ende Juli) in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 37 Millionen US-Dollar (rund 31 Mio Euro), wie das Unternehmen am Mittwoch in Lisle (US-Bundesstaat Illinois) mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Navistar noch einen Gewinn von 156 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Kartellamt soll schärfere Befugnisse gegen Digitalkonzerne bekommen
Mit einer Gesetzesnovelle will die Bundesregierung den Kartellbehörden mehr Befugnisse bei der Kontrolle der großen Digitalkonzerne wie Google, Facebook und Amazon geben. Das Kabinett stimmte am Mittwoch einem Entwurf von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für eine Reform des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) zu. Demnach soll das Bundeskartellamt künftig leichter gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgehen können, wenn marktbeherrschende Digitalunternehmen ihre Position ausnutzen.

Tiffany-Übernahme durch LVMH droht zu platzen
Die milliardenschwere Übernahme der US-Edeljuwelierkette Tiffany durch den Luxusgüterkonzern LVMH droht zu platzen. Nach einer Reihe von Vorkommnissen sieht sich LVMH aus heutiger Sicht nicht in der Lage, den Zukauf wie geplant durchzuführen, wie der Konzern am Mittwoch in Paris mitteilte. Zuvor war der LVMH-Verwaltungsrat zusammengekommen, um die geplante Investition im Zuge der jüngsten Entwicklungen zu überprüfen. Tiffany zieht nun dagegen vor Gericht.

Corestate Capital traut sich wieder Prognose für 2020 zu - Aktie steigt
Der Immobilienverwalter Corestate Capital wagt wieder einen Ausblick für 2020. Demnach erwartet das Unternehmen nun Erlöse zwischen 185 und 210 Millionen Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 55 und 80 Millionen Euro, wie der SDax-Konzern am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Das bereinigte Konzernergebnis soll zwischen 25 und 50 Millionen Euro liegen, hieß es. Damit liegt der neue Ausblick bei allen Kennziffern deutlich unter den im April zurückgenommenen Zielen und den Vorjahreswerten.

SAP und Bosch wollen Standard für digitale Industrie setzen
Vom Auftragseingang über Produktion und Lieferung bis hin zur Rechnung: Für die digitale Abwicklung von Geschäftsprozessen wollen Bosch und SAP gemeinsam neue Standards für die Industrie schaffen. Dazu haben die beiden Konzerne eine strategische Kooperation vereinbart, wie sie am Mittwoch mitteilten. Im Kern geht es darum, die derzeit oft noch getrennt und mit verschiedenen Systemen abgewickelten Vorgänge in einem System zusammenzuführen und zu automatisieren. Das soll den Datenaustausch auch mit Zulieferern und Kunden erleichtern und somit letztlich den gesamten Prozess effizienter machen.

Dermapharm verdient wegen höherer Steuern etwas weniger
Eine höhere Steuerlast hat bei dem Arzneiunternehmen Dermapharm den Gewinnanstieg aus dem operativen Geschäft im ersten Halbjahr wieder zunichte gemacht. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 39,1 Millionen Euro und damit knapp ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie die im SDax gelistete Gesellschaft am Mittwoch in Grünwald mitteilte. Nachdem Dermapharm bereits im August vorläufige Zahlen vorgelegt und seine Jahresprognose angehoben hatte, bestätigte der Vorstand am Mittwoch seine neuen Ziele. Allerdings betonte er, dass die Prognose wegen der Corona-Pandemie unter einer erhöhten Unsicherheit stehe.

rtr/dpa-AFX/fh