von Index Radar




Chart 1 - DAX im Fünf-Minuten-Chart Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.






Die zuletzt gestartete Konsolidierung scheint bereits wieder vorüber zu sein, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Bereits knapp oberhalb der unteren Begrenzung des im Fünf-Minuten-Chart eingezeichneten Trendkanals drehte der Deutsche Aktienindex wieder Richtung Norden. Anders als Mitte Februar oder Anfang März wurde somit noch nicht einmal die erste relevante Unterstützung einer Prüfung unterzogen. Diese Entwicklung ist ein eindeutiger Beleg, dass trotz der imposanten Rally unverändert eine hohe Nachfrage vorhanden ist. "The trend is your friend" lautet die wohl bekannteste Börsenregel. Auch wenn der Leitsatz sehr abgegriffen klingt, hat er doch an Aktualität nicht eingebüßt.

Wie erwartet setzte sich in der vergangenen Woche erneut der übergeordnete Trend durch, obwohl der DAX in allen Bereichen überhitzt ist. Aber dies reicht nicht aus, um mit hinreichender Sicherheit auf fallende Kurse zu spekulieren. Erst wenn die markttechnischen Indikatoren durch entsprechende charttechnische Verkaufssignale bestätigt werden, eröffnen sich auf der Short-Seite gute Chancen. Bis dahin sollten alle Bären die Füße stillhalten. Die Gelegenheit, mit fallenden Kursen Geld zu verdienen, wird kommen. Daran besteht kein Zweifel. Jetzt ist der Zeitpunkt aber noch nicht gekommen.

Stellen Sie sich daher weiter hinter den Markt und profitieren Sie von der Rally, solange der Börsenexpress fährt. Natürlich fällt es psychologisch sehr schwer, nach Kursgewinnen von mehr als 22 Prozent seit Jahresbeginn mit neuen Positionen einzusteigen. Angesichts der durchaus vorhandenen Risiken ist es daher strategisch sinnvoll, nicht gleich mit 100 Prozent der eingeplanten Summe zu kaufen, sondern den Markt mit einem kleinen Betrag erst einmal zu testen. Läuft die Position in den Gewinn, wird der Stopp entsprechend nachgezogen und zugekauft (auch positives prozyklisches Pyramidisieren genannt). Wird man hingegen ausgestoppt, ist der Verlust im Vergleich zum Trading-Kapital nur gering. Wie der dritte Chart zeigt, gab es in den vergangenen knapp zwei Monaten aber kaum einen Zeitpunkt, an denen Neuengagements lange im Verlust waren.

Mit der Rückeroberung der 12.000er-Marke am Freitag hat der DAX eine erste kleine Barriere auf dem Weg zur Bestmarke bereits überwunden. Heute wird sich herausstellen, ob der Anstieg auch nachhaltig war. Wegen des Großen Verfalls an den Terminmärkten besteht eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein Fehlsignal. Solange der Index über der frischen Nachfragezone um 12.000 notiert, bleibt ein Rücklauf bis an das Rekordhoch bei 12.219 nur eine Frage der Zeit. Hier wird sich dann zeigen, ob der DAX auch darüber noch gekauft wird. Oberhalb von 12.220 wäre mit einer neuen Aufwärtswelle zu rechnen. Vor allem Marktakteure, die bisher nicht oder zu gering investiert sind, geraten dann unter Handlungsdruck und werden, wie zuletzt häufiger zu beobachten war, in den DAX gezwungen. Aktuell notiert der Index bereits wieder um mehr als vier Prozent über seinem 21-Tage-Durchschnitt. Pro Tag steigt der Durchschnitt inzwischen um beeindruckende 45 Punkte. Sollten erneut ähnliche Extremwerte wie vor einer Woche erreicht werden, könnte der DAX schon bald die obere Kanalgrenze bei rund 12.380 testen.

Geht es hingegen abwärts und fällt der DAX unter 12.000, ist mit weiteren Verlusten von rund 200 Punkten zu rechnen. Bereits seit dem 11.März kam es in der Kurszone zwischen 11.750 bis 11.820 zu mehreren Umkehrbewegungen - zuletzt wurde der Bereich zwei Mal als Unterstützung in Anspruch genommen. In den kommenden Tagen wird das Areal zudem vom Aufwärtstrend verstärkt, der für zusätzliche Nachfrage sorgen dürfte.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zuletzt deutlich überschritten. Eine Konsolidierung ist daher nur eine Frage der Zeit.

Offen ist nur die Frage, wie der überhitzte Zustand abgebaut wird. Zwei Varianten sind denkbar: Entweder über eine Seitwärtsbewegung und somit Konsolidierung auf hohem Niveau oder über Kursverluste.





Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.990 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.180er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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