Der DAX hat am Donnerstag seine Talfahrt beschleunigt. Für schlechte Stimmung sorgten ernüchternde Firmenbilanzen und durchwachsene Daten aus der deutschen Industrie. Die Gesamtproduktion in Deutschland schrumpfte im Dezember das vierte mal in Folge. Gefragt waren dagegen die als sicher geltenden Bundesanleihen, der Dollar und Gold. "Der Handelskonflikt, Brexit und die China-Schwäche entfalten vermehrt ihre Wirkung auf die Realwirtschaft und verunsichern damit Unternehmen und Anleger", sagte Analyst Salah Bouhmidi vom Online-Broker DailyFX.

Die EU-Kommission geht davon aus, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone künftig langsamer wächst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde dieses Jahr voraussichtlich nur um 1,3 statt der zuletzt erwarteten 1,9 Prozent zulegen. Für Deutschland senkte die Behörde ihre Prognose für das BIP-Wachstum von 1,8 auf 1,1 Prozent. Als Gründe nannte die Kommission unter anderem die Brexit-Unsicherheiten und den Zollstreit zwischen den USA und China. "Im Moment sieht es so aus, als ob der Turnaround an den Börsen gestoppt ist und die Anleger abwarten wollen, wie es beim Handelsstreit weitergeht", so David Madden vom Broker CMC Markets.

Der schwache Start der US-Börsen an der Wall Street belastete zusätzlich. "Die Anleger nehmen Gewinne mit, aber die Umsätze an der Börse sind sehr moderat", sagte Thorsten Engelmann, Aktienhändler bei der Investmentbank Pareto.

Auf Unternehmensseite stand erneut Wirecard im Fokus. Nach einem weiteren Bericht der "Financial Times" über angebliche Geschäftspraktiken in Singapur stürzte der Kurs um rund 15 Prozent ab.

Die Deutsche Bank-Aktie verlor mehr als sechs Prozent. Das Geldhaus hat neuen Ärger in den USA wegen des Vorwurfs der Verstrickung in Geldwäsche-Aktivitäten.

Was am Donenrstag an der Börse sonst noch wichtig war



Maschinenbauer Gea liefert schwachen Ausblick - Aktie stürzt ab
Der Maschinenbauer Gea stampft seine auf ein halbes Jahrzehnt angelegten Mittelfristziele bereits nach nicht einmal einem Jahr wieder ein. Nach vorläufigen Zahlen für das Vorjahr und mit einem mauen Ausblick auf das neue Jahr zog der Vorstand die Notbremse und erklärte die Ziele bis 2022 per Mitteilung vom Mittwochabend für obsolet. Die Aktie stürzte am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit 2012 ab.

ArcelorMittal spürt sinkende Stahlnachfrage zum Jahresschluss
Der Stahlhersteller ArcelorMittal hat im vierten Quartal eine sinkende Nachfrage zu spüren bekommen. So lieferte das Unternehmen weniger Stahl aus als im Vorjahreszeitraum, wie der Konzern am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. In Europa litt der Stahlhersteller unter einer niedrigeren Nachfrage im Automobilsektor sowie schwacher Exportmärkte. Durch die Übernahme des italienischen Stahlherstellers Ilva konnte ArcelorMittal den Rückgang jedoch begrenzen. Die Produktion von Rohstahl lag in etwa auf Vorjahresniveau, aber unter der des dritten Quartals. Negativ wirkten sich auch Produktionsunterbrechungen aus.

Thomas Cook will Airline-Gruppe mit deutscher Condor verkaufen
Der britische Touristikkonzern Thomas Cook stellt seine Airline-Sparte mit der deutschen Condor ins Schaufenster. "Gestern wurden mehrere Investmentbanken beauftragt, diesen Prozess aktiv zu begleiten", sagte Airline-Chef Christoph Debus am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Zuvor hatte bereits Konzernchef Peter Fankhauser in London erklärt, dass Thomas Cook den Verkaufserlös in die eigenen Hotels und die Digitalisierung des Vertriebs investieren will.

Osram rutscht zum Jahresauftakt in die Verlustzone
Der Lichtkonzern Osram ist zum Jahresauftakt in die roten Zahlen gerutscht. So trübte sich die Automobilkonjunktur - ein wichtiger Faktor für Osram - deutlich ein, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Aber auch die Nachfrage bei Smartphones und in der Allgemeinbeleuchtung ging zurück. Mit einem verschärften Sparprogramm will Osram nun gegensteuern. Die Aktie verlor mehr als 1 Prozent.

Ausbau des Video-Angebots schiebt Umsatz von Twitter an
Twitter hat trotz gesunkener Nutzerzahlen seinen Umsatz im vierten Quartal um 24 Prozent gesteigert. Wegen der gestiegenen Nachfrage nach Video-Werbezeit kletterten die Erlöse auf 909 Millionen Dollar, wie der US-Kurznachrichtendienst mitteilte. Dabei nutzten monatlich nur noch 321 Millionen Menschen Twitter. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 330 Millionen gewesen. Wegen höherer Investitionen sollen die Kosten im laufenden Jahr um rund ein Fünftel steigen.