Der Branchen-Index der Finanzwerte stieg um 1,4 Prozent und notierte mit 127,65 Stellen ebenfalls so hoch wie zuletzt vor 15 Monaten.

Getrieben wurden die Bank-Aktien von Spekulationen auf Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB), sagten Börsianer. Auslöser seien Aussagen des EZB-Ratsmitglieds Ewald Nowotny. Dieser schloss in einem Zeitungsinterview eine Zinserhöhung vor Ablauf der billionenschweren Anleihekäufe seines Hauses nicht aus.

Nowotny habe sich allerdings nicht auf den Leit-, sondern den Einlagenzins bezogen, betonte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Dieser liegt aktuell bei minus 0,4 Prozent. Damit müssen Geschäftsbanken auf ihre Einlagen bei der EZB Gebühren zahlen. Die Kurse an den Terminmärkten signalisierten, dass Investoren die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung des Einlagezinses bis Dezember um 0,1 Prozentpunkt auf dann minus 0,3 Prozent bei 80 Prozent sehen. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 60 Prozent.

"Allerdings halten wir es für wenig wahrscheinlich, dass die EZB von ihrem ursprünglichen Fahrplan abweicht, nur um den Druck auf die Geschäftsbanken zu verringern", sagte Commerzbank-Experte Karpowitz. "Unauffälliger wäre es, entsprechende Freibeträge einzuführen." Investoren griffen dennoch bei Finanzwerten zu.

NOWOTNY TREIBT BOND-RENDITEN- EURO KANN GEWINNE NICHT HALTEN



Wegen der Nowotny-Aussagen warfen Anleger europäische Staatsanleihen aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf bis zu 0,485 von 0,444 Prozent. Die vergleichbaren italienischen Papiere rentierten mit 2,598 Prozent zeitweise sogar auf dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

Am Devisenmarkt kletterte der Euro kurzzeitig auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 1,0782 Dollar. Diesen Kurs konnte er aber nicht halten und fiel bis zum Mittag auf 1,0743 Dollar zurück.

FRAPORT NACH ZAHLEN IM AUFWIND - TULLOW OIL STÜRZEN AB



Im deutschen Nebenwerte-Index MDax gewannen Fraport bis zu 5,1 Prozent und waren mit 63,56 Euro so teuer wie zuletzt vor zehn Jahren. Der Flughafen-Betreiber hatte für 2016 einen operativen Rekordgewinn bekanntgegeben. Börsianer lobten den überraschend optimistischen Ausblick. Im laufenden Jahr peilt Fraport ein Betriebsergebnis zwischen 980 Millionen und 1,02 Milliarden Euro an.

E.ON sammelte zwar doppelt so viel frisches Geld bei Investoren ein, die im Dax notierten Aktien des deutschen Versorgers stiegen dennoch um 2,2 Prozent. "Anleger sind erleichtert, dass das Damokles-Schwert der Kapitalerhöhung nicht mehr über E.ON hängt", sagte ein Börsianer.

In London stürzten Tullow Oil dagegen um bis zu 16 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit 13 Jahren zu. Der Ölförderer kündigte überraschend eine Kapitalerhöhung im Volumen von 607 Millionen Pfund (rund 700 Millionen Euro), um die Verschuldung abzubauen.

rtr