Während sich die Quartals-Berichtssaison in den kommenden Tagen langsam dem Ende nähert, zittern Anleger an der Börse und beim DAX weiter vor den Zinsen der EZB und Fed.

Auch in der neuen Börsenwoche geht das Rätseln der Anleger um den weiteren geldpolitischen Kurs der großen Notenbanken weiter. "Von 'es sind noch weitere Schritte zu befürchten' über 'das war es jetzt mit den Zinserhöhungen' bis hin zu 'Hoffnungen auf baldige Leitzinssenkungen' sind alle Meinungen vertreten", sagt Jan Gengel, Analyst der Weberbank in Berlin. Daher warten die Investoren auf weitere Konjunkturdaten. Daraus erhoffen sie sich Hinweise, ob die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren nächsten Sitzungen im September eine Pause bei den Zinserhöhungen in ihrem Kampf gegen die Inflation einlegen werden.

In der alten Woche zeigten US-Inflationsdaten nur einen kleinen Zuwachs der Teuerungsrate und sorgten daher zunächst für gute Stimmung am Aktienmarkt. "Von einem Befreiungsschlag kann aber nicht gesprochen werden, die Anleger halten sich deshalb bedeckt", kommentieren die Experten der Helaba. Die Börsen gaben daher schnell einen Großteil ihrer Gewinne wieder ab. Der DAX notierte am Freitagnachmittag mit 15.910 Punkten knapp unter dem Vorwochenniveau. Die Analysten wiesen auf einen Kommentar der Fed-Vertreterin Mary Daly hin, die sagte, eine Zinspause sei noch nicht entschieden.

DAX kurz vor Sturz auf die 200-Tage-Linie

Im Chart sieht es beim DAX aktuell nicht so gut aus. Wie unten zu erkennen ist, durchbrach der Index die blaue Aufwärtstrendlinie, testete sie nochmal erfolglos an und wendete dann wieder nach unten. Nun hält nur noch der horizontale Widerstand den DAX oben. Ansonsten droht ein Abverkauf auf die 200-Tage-Linie. Momentan verläuft die 200-Tage-Linie bei rund 15.300 Punkten, doch aktuell dürfte sie jeden Tag noch leicht steigen. 

Zudem endet die Quartals-Berichts-Saison bald (lesen Sie mehr im nächsten Abschnitt) und so fehlen bald die weiteren Impulse. 

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DAX Chartanalyse

Quartalssaison neigt sich dem Ende entgegen

Aufschlüsse zum Stand der zuletzt schwächelnden deutschen Wirtschaft erwarten die Investoren am Montag. Dann veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Preise im deutschen Großhandel im Juli. Im Juni waren sie wegen billigerer Energie im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 2,9 Prozent so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr.

Am Dienstag veröffentlicht das Mannheimer Forschungsinstitut ZEW seine monatliche Umfrage unter Börsenprofis zu den Konjunkturaussichten. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass das ZEW-Barometer weiter sinkt - und zwar im August um 1,3 Punkte auf minus 16,0 Zähler. "Die Frühindikatoren deuten zunehmend auf eine bevorstehende Rezession in Deutschland hin", warnte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.

Bei den Unternehmen geht die Bilanzsaison allmählich zu Ende. In Deutschland steht vor allem der Immobiliensektor mit Geschäftszahlen des Finanzierers Hypoport und des Immobilienkonzerns TAG Immobilien am Montag im Blick. Am Mittwoch sind auch die Ergebnisse des TAG-Rivalen Grand City Properties geplant. In den USA werden dagegen die Zahlen großer Einzelhändler erwartet. Zur Wochenmitte öffnet Target seine Bücher, am Donnerstag steht der Quartalsbericht des Konkurrenten Walmart an.

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Fed-Protokolle und Europäische Inflation im Blick

Auch Fed-Chef Jerome Powell lässt bislang offen, ob die Zinsen im September weiter steigen werden oder nicht. Daher warten die Anleger mit Spannung auf die Protokolle der Fed-Sitzung im Juli. Die Mitschriften werden am Mittwoch veröffentlicht. Sie dürften Hinweise darauf geben, wie die Währungshüter die Chancen und Risiken einer noch strafferen Geldpolitik gewichten. Die Notenbanken stehen vor einer Gratwanderung: Sie wollen die Inflation in den Griff bekommen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

Wichtig für das weitere Vorgehen der EZB werden daher sowohl das am Mittwoch anstehende Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal als auch die für Freitag geplanten Inflationsdaten für die Euro-Zone im Juli. Die Jahresteuerungsrate lag vorläufigen Berechnungen des EU-Statistikamts zufolge bei 5,3 Prozent. Damit hat sie sich seit ihrem Höhepunkt im Oktober 2022 von 10,6 Prozent glatt halbiert. Sie bleibt aber weit entfernt vom Zielwert der EZB von 2,0 Prozent. Sowohl die Fed als auch die Währungshüter um die EZB-Chefin Christine Lagarde wollen ihren weiteren geldpolitischen Kurs von der Analyse der hereinkommenden Daten abhängig machen.

Beachtet werden auch die Daten aus Japan. Dort stehen unter anderem die Inflationsdaten für Juli an. Von Refinitiv befragte Experten rechnen damit, dass die am Freitag veröffentlichte Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 3,1 Prozent von 3,3 Prozent im Juni zurückgeht. Mark Dowding, Manager beim Vermögensverwalter RBC BlueBay, zeigt sich allerdings skeptisch. "Wir erwarten, dass die japanischen Inflationsdaten weiterhin über den Prognosen liegen werden", sagt der Experte. "Wir gehen davon aus, dass der Gouverneur der japanischen Zentralbank, Kazuo Ueda, seinen extrem lockeren Ton zurücknehmen muss."

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