Eine Teileinigung bis spätestens Dezember sei ziemlich wahrscheinlich, sagt NordLB-Analyst Tobias Basse. "Die ökonomischen Notwendigkeiten und der politische Druck auf Donald Trump sprechen für positive Resultate." Da vor allem bei Fragen des Umgangs mit Urheberrechten in China noch komplizierte Details zu klären seien, dürfte eine endgültige Einigung jedoch noch etwas auf sich warten lassen.

Je länger der Konflikt andauert, desto nervöser geht es mit Blick auf die negativen Auswirkungen für die Weltwirtschaft allerdings an den Börsen zu. Anleger, die sich in den vergangenen Wochen in der Hoffnung auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage in den Aktienmarkt gewagt haben, wurden bislang kalt erwischt. Die Angst vor einem Wirtschaftseinbruch riss den Dax unter die Marke von 12.000 Punkten. Auf Wochensicht verlor er bis zum Freitagmittag mehr als dreieinhalb Prozent. "Anlagenotstand hin oder her, Anleger werden vermutlich nur dann bereit sein, Aktienpositionen aufzubauen, wenn zumindest die Aussicht auf eine Stabilisierung des Wachstums besteht", sagt Helaba-Experte Markus Reinwand. "Es ist daher zu erwarten, dass sich der Schaukelkurs an den Börsen in den kommenden Wochen fortsetzen wird."

Auch den Handelskonflikt mit der EU müssen Investoren im Blick behalten, nachdem Trump neue Zölle angekündigt hat. Die USA dürfen nach einem Beschluss der Welthandelsorganisation (WTO) im Streit über Subventionen für Airbus EU-Importe im Wert von 7,5 Milliarden Dollar mit Zöllen belegen. Die USA und Europa streiten seit 15 vor der WTO Jahren über milliardenschwere staatliche Hilfen für die Flugzeugbauer Airbus und Boeing, die die WTO jeweils für unzulässig erklärt hat.

FED DÜRFTE NACH SCHWACHEN DATEN HANDELN


Im Fokus wird in der neuen Woche auch die Entwicklung der deutschen Wirtschaft stehen. Am Montag stehen die Industrieaufträge für August an. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Minus von 0,4 Prozent nach einem Rückgang von 2,7 Prozent im Vormonat. Am Dienstag folgen die Daten zur Industrieproduktion, am Donnerstag stehen die Exportdaten an. Dann werden Anleger auch auf die US-Konjunktur blicken und ihre Aufmerksamkeit auf die Verbraucherpreise richten. Wie es um das US-Verbrauchervertrauen bestellt ist, werden die Zahlen der Uni Michigan am Freitag zeigen.

"Sollten die nächsten Daten nicht stark ausfallen, ist eine US-Zinssenkung auf der Sitzung Ende Oktober sehr wahrscheinlich", sagt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Weitere Signale für den geldpolitischen Pfad könnten die Protokolle der jüngsten Fed-Zinssitzung liefern, die am Mittwochabend veröffentlicht werden. Die internen Diskussionen dürften Hinweise darauf geben, ob es nach zwei Zinssenkungen in diesem Jahr vielleicht noch eine dritte geben wird.

ANLEGER HABEN HARTEN BREXIT NOCH NICHT VOLL EINGEPREIST


Im Hinterkopf müssen Anleger auch den nahenden Brexit behalten, denn in Großbritannien läuft die Zeit für einen geregelten Austritt aus der Europäischen Union allmählich ab. In zwei Wochen steht ein EU-Gipfel an, auf dem über das Thema gesprochen werden soll. EU-Vertreter reagierten jedoch zuletzt zurückhaltend auf die jüngsten Vorschläge von Premierminister Boris Johnson, wie der Streit gelöst werden könnte. Hauptstreitpunkt ist die Grenze auf der irischen Insel - die EU will eine harte Grenze um jeden Preis verhindern, um ein Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts zu verhindern.

Sollte es bis zum Gipfel keine Einigkeit geben, ist Johnson durch ein Gesetz dazu verpflichtet, eine Fristverlängerung zu beantragen, um einen ungeregelten Brexit zu vermeiden. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos betonte, die Märkte hätten die Folgen eines harten Brexit nicht vollständig eingepreist. "Am Devisenmarkt könnte die Pfund-Schwäche also weiter andauern", sagte Stephan Rieke, Marktexperte bei ODDO BHF.

rtr