Der Dax lag nach dem Zinsentscheid rund ein Prozent im Plus bei 12.337 Punkten. Der EuroStoxx50 legte 0,8 Prozent auf 3461 Zähler zu. Am Devisenmarkt notierte der Euro ein halbes Prozent höher bei 1,1980 Dollar.
Das Marktgeschehen wurde Händlern zufolge dominiert vom Warten auf Draghi, der gegen 14.30 Uhr (MESZ) vor die Presse treten wollte. Anleger rechneten nicht damit, dass die Notenbank schon jetzt ihren Kurs ändert, aber sie dürfte eine Eindämmung der Geldflut verbal vorbereiten. "Die EZB muss Farbe bekennen - zumindest ein bisschen", sagte LBBW-Analyst Martin Güth. Das Dilemma der EZB bestehe darin, dass die gewichtigen Argumente für einen Ausstieg aus dem bis Jahresende laufenden Anleihekaufprogramm immer stärker werden. "Die Aufwertung des Euro in den vergangenen Wochen belastet aber die Aussichten für die Inflation und die Unternehmensgewinne."
ANALYST - EZB MUSS FARBE BEKENNEN
Die Gemeinschaftswährung hat seit Jahresbeginn zum Dollar etwa 13 Prozent an Wert gewonnen. Draghi stehe vor einem Balanceakt, da jedes ausgesprochene oder fehlende Wort auf die Goldwaage gelegt werde, sagten Analysten der Metzler Bank. "Denn es ist nicht zu verhehlen, dass sich der Markt ohnehin einen Spaß daraus macht, die Schmerzgrenze der EZB beziehungsweise ihres Chefs zu testen", konstatierten die Experten.
Das verbale Abrüsten in der Korea-Krise beruhigte indes einige Anleger. Südkoreas Präsident Moon Jae In schloss einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel aus. Sein russischer Kollege Wladimir Putin betonte, der Konflikt könne mit diplomatischen Mitteln gelöst werden. Zudem stützte die überraschende Einigung im US-Haushaltsstreit die Kurse. Dank einer Zwischenfinanzierung für die amerikanische Regierung bis zum 15. Dezember wird ein sogenannter "government shutdown" vermieden. Damit sei das Thema erst einmal vom Tisch, auch wenn es in einigen Monaten wieder hochkochen dürfte, sagten Börsianer.
ANALYSTENSTUDIEN HELFEN VERSORGERN UND AUTOWERTEN
Im Dax standen die Aktien von RWE und E.ON mit Kursgewinnen von mehr als drei beziehungsweise zwei Prozent ganz oben. Die Analysten der Deutschen Bank hatten ihre Kaufempfehlungen bekräftigt. Für die Konzerne gehe es nicht zuletzt dank des Gesetzes zu Atom-Altlasten nun bergauf.
Ansonsten setzten die Autowerte ihren am Mittwoch begonnenen Erholungskurs fort: Daimler und BMW legten je rund zwei Prozent zu, während VW ein Prozent gewannen. Auch hier waren Analystenkommentare ausschlaggebend: Goldman Sachs hatte Daimler zum Kauf empfohlen.
rtr