Der DAX hat seine Rally am Mittwoch, wenn auch langsamer, fortgesetzt und den höchsten Stand seit Mai 2018 erreicht. Die Hoffnung auf ein Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China gab dem Leitindex weiter Schub. Nach dem starken Lauf der vergangenen Tage hielten sich die Investoren mit größeren Käufen aber zurück.

Zu Wochenbeginn hatte der Dax erstmals seit Mitte vergangenen Jahres die Hürde von 13 000 Punkten übersprungen und sich am Dienstag recht lethargisch gezeigt. Die charttechnisch orientierten Experten von Index-Radar sehen "nun im Idealfall noch Luft bis in den Bereich alter Rekorde". Anfang 2018 hatte der Dax bei 13 596 Punkten seine bisherige Bestmarke aufgestellt - bis dorthin fehlen ihm aktuell rund drei Prozent.

Derweil ist für Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader "die Stimmung auf dem Börsenparkett fast schon zu gut, wenn man in Betracht zieht, dass die derzeitige Rally ein Ende des Handelsstreits zwischen China und den USA schon vorwegnimmt". Noch sei kein Abkommen unterschrieben - "aber ein Großteil der Investoren scheint sich sicher, dass dies in Kürze geschehen wird". Zudem mussten die Anleger am Mittwoch einmal mehr eine Flut von Unternehmenszahlen verarbeiten.

Mehrere Unternehmen aus der ersten Börsenliga veröffentlichten am Mittwoch die Bilanzen für das abgelaufene Quartal. Der Sportartikelhersteller Adidas übertraf zwar die Erwartungen der Analysten, konnte aber die Anleger nicht wirklich überzeugen. Börsianer verwiesen auf die bereits hohe Bewertung, die das weitere Potenzial begrenze. Durch Gewinnmitnahmen sackte der Kurs fast fünf Prozent ab. Unseren Chartcheck finden Sie hier.

So auch bei Wirecard. Für die Aktie ging es um rund 1,5 Prozent nach unten. Der Zahlungsabwickler hat Händlern zufolge ein gutes Quartal hinter sich und gab zudem einen ermutigenden Ausblick. Derweil liege der Mittelwert der operative Gewinnzielspanne (Ebitda) für 2020 nur leicht über den Markterwartungen, betonte ein Beobachter. Dass Konzernchef Markus Braun später nachschob, das diesjährige Ebitda könnte etwas über dem Mittelwert der Zielspanne liegen, gab keine Kursimpulse. Unsere Einschätzung zu den Quartalszahlen finden Sie hier.

Die Zahlen des Autoherstellers BMW hingegen kamen besser an. Dank wachsender Absätze steigerten die Bayern ihren Gewinn deutlich. Die Aktie stieg um rund ein Prozent. Unsere Einschätzung finden Sie hier

An der Wall Street zeigten sich die US-Börsen ebenfalls freundlicher. Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notierten am Mittwoch zur Eröffnung kaum verändert und jeweils nur knapp unter ihren jeweiligen Allzeithochs.

Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war

Lufthansa streicht 1300 Flüge wegen Flugbegleiter-Streiks
Die Lufthansa hat wegen des ab Donnerstag angekündigten 48-Stunden-Streiks der Flugbegleiter 1300 Flüge gestrichen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Sonderflugplan fallen am Donnerstag 700 und am Freitag 600 von jeweils rund 3000 Verbindungen der gesamten Lufthansa-Gruppe aus, wie das Unternehmen mitteilte.

Societe Generale punktet trotz dürren Handelsgeschäfts - Aktie legt zu
Ein Einbruch im Aktienhandel hat der französischen Großbank Societe Generale (SocGen) im dritten Quartal einen starken Gewinnrückgang eingebrockt. Doch das Geldhaus konnte seine Kapitalausstattung weiter verbessern, und Bankchef Fréderic Oudéa kommt mit der Verkleinerung des Handelsgeschäfts schneller voran als geplant, wie die SocGen am Mittwoch in Paris mitteilte.

Heidelberger Druck nach Quartalszahlen an der Börse im Aufwind
Die Heidelberger Druckmaschinen AG konnte ihre Ergebnisse nach einem schwachen Jahresauftakt im zweiten Geschäftsquartal stabilisieren. An der Börse sorgten die Zahlen des SDax-Konzerns für Euphorie, mit rund 9 Prozent auf 1,30 Euro kletterten die Papiere zuletzt an die Indexspitze.

Dünner Winterflugplan bremst Wachstum bei Fraport - Aktie knickt ein
Die Kürzungen im Winterflugplan vieler Airlines bremsen das Geschäft des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport. Die Zahl der Passagiere an Deutschlands größtem Luftfahrt-Drehkreuz werde daher in diesem Jahr voraussichtlich nur um etwa zwei Prozent zulegen, teilte das Unternehmen bei der Vorlage seiner Zwischenbilanz am Mittwoch mit. Bisher hatte Vorstandschef Stefan Schulte einen Zuwachs zwischen zwei und drei Prozent angepeilt.

Brenntag wird wegen schwacher Nachfrage wie erwartet vorsichtiger
Die schwache Weltwirtschaft belastet den Chemikalienhändler Brenntag weiter. "Das Marktumfeld hat sich seit Jahresbeginn kontinuierlich eingetrübt", sagte Unternehmenschef Steven Holland laut Mitteilung am Mittwoch. Dieser Abwärtstrend habe im dritten Quartal vor allem das operative Geschäft in den Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sowie Nordamerika belastet. Momentan erwartet Holland keine Verbesserung des Umfelds, die zu einer höheren Nachfrage für den Rest des Jahres führen könnte. Deshalb erwartet der MDax-Konzern nun den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) am unteren Ende der Mitte Juli gesenkten Spanne von Stagnation bis zu einem Wachstum von 4 Prozent.

Maue Autokonjunktur macht Zulieferer Norma zu schaffen
Die schwache Autokonjunktur hat dem Verbindungstechnikspezialisten Norma im dritten Quartal weiter zugesetzt. "Die angespannte Situation auf dem globalen Automobilmarkt stellt nach wie vor eine Herausforderung für uns dar", verdeutlichte Finanzvorstand Michael Schneider, der seit dem Abgang des ehemaligen Konzernchefs Bernd Kleinhens im Sommer dessen Aufgaben mit übernommen hat. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging der Überschuss um gut ein Fünftel auf 16,4 Millionen Euro zurück, wie das SDax-Unternehmen am Mittwoch im hessischen Maintal bei der Vorlage ausführlicher Zahlen mitteilte.

RTL fährt dank Produktions- und Digitalgeschäft Umsatzplus ein
Der Medienkonzern RTL Group behauptet sich trotz Schwierigkeiten im Kerngeschäft weiter mit steigenden Digitalumsätzen. Auch im Produktionsbereich konnte das Unternehmen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres erneut zulegen. Konzernweit ging es mit den Erlösen somit im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro nach oben, bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe sogar noch etwas mehr, wie das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte das Management. An der Börse gab die Aktie im Mittagshandel dennoch um gut ein Prozent nach.

Dialog Semiconductor emanzipiert sich weiter von Apple
Der Chipentwickler Dialog Semiconductor sieht sich nach einem starken dritten Quartal auf gutem Weg, seine Abhängigkeit vom Großkunden Apple weiter zu reduzieren. Ein Rekordumsatz und ein deutlich gesteigertes operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum machen den Vorstand des MDax-Konzerns optimistisch, dass die im Gang befindliche Emanzipation gelingen wird. "Wir haben erneut ein hervorragendes Quartal verzeichnet", befand Konzernchef Jalal Bagherli bei der Vorlage endgültiger Zahlen am Mittwoch in London.

Hannover Rück erwartet trotz hoher Schäden Rekordgewinn
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück rechnet trotz immenser Großschäden 2019 mit einem Rekordgewinn. Der Überschuss dürfte statt auf 1,2 Milliarden auf mehr als 1,25 Milliarden Euro klettern, kündigte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz am Mittwoch in Hannover an. Für das kommende Jahr gab der Manager das neue Ziel von 1,2 Milliarden Euro aus. Denn der 2019 erzielte Sondergewinn von 100 Millionen Euro aus der Übernahme des Lebensversicherers Generali Leben wird sich 2020 kaum wiederholen.

rtr/dpa-AFX/fh