Für etwas Beruhigung sorgte die US-Notenbank Fed mit ihren geplanten neuen Geldspritzen. Der DAX konnte sich so wieder etwas stabilisieren. Erst am Montag hatte der Leitindex wegen des neuartigen Coronavirus weitere gut fünf Prozent verloren und war zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit September 2013 eingebrochen. Um den Ausverkauf zu bremsen, verbieten immer mehr Staaten Wetten auf Kursverluste. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA schreckt bislang vor einem solchen Schritt zurück, ebenso die Deutsche Börse. Beim sogenannten Short Selling leihen sich Investoren Aktien, um diese sofort zu verkaufen. Sie setzen darauf, dass sie sich bis zum Rückgabe-Termin billiger mit den Papieren eindecken können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Unterdessen schloss die philippinische Börse als erste weltweit wegen der Virus-Krise ihre Tore.

Das Problem der Coronavirus-Krise sei, dass weder das Ausmaß noch die Dauer einer vom Virus ausgelösten Rezession abzuschätzen seien, sagte Stratege Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. "Man muss kein Schwarzmaler sein, um mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen auf einiges gefasst zu sein". Und dabei sei noch nicht einmal von den USA die Rede. Deren Gesundheitssystem dürfte auf die vermutlich bald stark steigende Zahl von Infektionen nicht vorbereitet sein, vermutete der Experte.

Die Preise für Rohöl gaben erneut nach und auch die klassischen "sicheren Häfen" konnten vorerst nicht weiter von der allgemeinen Verunsicherung profitieren. Ob US-Bonds, Bundesanleihen oder Gold - alles flog aus den Depots.

Auf Unternehmensseite waren solche Aktien gesucht, die Anleger als potenzielle Profiteure der Pandemie des Virus ausmachen. So schnellten Drägerwerk nach oben. Der Hersteller von Medizintechnik hatte jüngst vom Bund einen Großauftrag für Beatmungsgeräte erhalten.

Zum Handelsschluss führte Daimler den DAX an gefolgt von Fresenius Medical Care und der Deutschen Telekom. Am DAX-Ende standen MTU und Fresenius.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war



Coronavirus-Pandemie trifft nun auch die Industrie mit Wucht
Die Coronavirus-Pandemie kommt nun auch mit Wucht bei internationalen Flaggschiffen der Industrie an - allen voran Autohersteller und Flugzeugbauer wie Volkswagen und Airbus.

VW stoppt Produktion wegen Corona-Risiken
Die Folgen der Coronavirus-Pandemie schlagen jetzt auch in Deutschland und Europa voll auf die Produktion von Volkswagen durch. Der weltgrößte Autokonzern muss nach ersten Unterbrechungen in China auf dem Heimatmarkt ebenfalls die Fertigung in vielen Werken wegen der Ausbreitung des neuen Erregers vorübergehend aussetzen. Pläne für die einzelnen Fabriken wurden am Dienstag noch abgestimmt. Mit ihren Geschäftszahlen für 2019 schnitt die VW-Gruppe noch gut ab.

Airbus setzt Produktion in Frankreich und Spanien aus
Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus setzt wegen der Coronavirus-Pandemie seine Produktion in Frankreich und Spanien für den Rest der Woche aus. Der Stopp dauere vier Tage, teilte das Unternehmen am Dienstagmorgen in Toulouse mit. Der Hersteller reagiert auf die von den Regierungen erlassenen Vorschriften wie die Ausgangssperre in beiden Ländern. Die Airbus-Standorte in anderen Ländern, vor allem in Deutschland, Großbritannien, Kanada, den USA und China, seien davon nicht betroffen, sagte ein Sprecher.

Audi-Bänder stehen ab Montag still
Der Autobauer Audi stellt die Produktion in seinen europäischen Werken und in Mexiko zum Ende der Woche ein. Wegen der "aktuell deutlich verschlechterten Absatzlage und der sich abzeichnenden Unsicherheit der Teileversorgung der Werke wird es an den meisten Standorten des Volkswagen-Konzerns zu Produktionsunterbrechungen kommen", teilte die VW-Tochter am Dienstag in Ingolstadt mit. Wegen der Coronaseuche wurde auch die Jahrespressekonferenz ganz abgesagt: Selbst der für Donnerstag als Notlösung geplante Webcast mit dem scheidenden Audi-Chef Bram Schot findet nicht statt.

Schwache Konjunktur und Corona-Krise werden Gewinn von Gea drücken
Der Anlagenbauer Gea rechnet 2020 mit Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie. In China etwa leidet laut dem Unternehmen das Geschäft rund im Anlageninstandhaltung unter den stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten für Techniker, was sich bis zum Ende des zweiten Quartals auswirken wird. Zudem werde die Ausbreitung des Virus etwa in Europa Spuren hinterlassen.

Träge Weltwirtschaft und Coronavirus stimmen Wacker Chemie vorsichtig
Wacker Chemie geht wegen harter Konkurrenz bei Solarsilizium, der internationalen Handelskonflikte sowie der Coronavirus-Krise vorsichtig ins neue Jahr. "2020 wird aus heutiger Sicht ein weiteres sehr anspruchsvolles Jahr", sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Dienstag bei der Bilanzvorlage. Es gebe zahlreiche Risiken, die die Coronavirus-Pandemie aktuell aber alle überschatte. So hätten bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres Transporteinschränkungen in China auf dem Umsatz gelastet, was alle Geschäftsbereiche zu spüren bekommen hätten. Insgesamt sei die Lage sehr ungewiss. "Das kann sich alles noch verschärfen."

MTU Aero Engines zieht Dividendenvorschlag zurück
Der Triebwerksbauer MTU setzt wegen der möglichen Virusfolgen auf sein Geschäft die Dividendenzahlung für das vergangene Jahr aus. Dies sagte eine Sprecherin am Dienstagmittag. Zuvor hatte MTU mitgeteilt, die Hauptversammlung angesichts der aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu verschieben. Die Hauptversammlung werde innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von acht Monaten nach Geschäftsjahresende nachgeholt.

rtr/dpa-AFX/iw