Am Mittwoch büßte der DAX trotz überraschend guter Stimmungsdaten aus den Chef-Etagen deutscher Unternehmen einen Großteil seiner Vortagesgewinne ein. Grund für die Verluste waren steigend Coronavirus-Infektionszahlen in Teilen der Welt. "Jeder hat Angst vor einer zweiten Welle, nicht nur in den USA, sondern auch in Lateinamerika, Brasilien und Russland", sagte Analyst Jigar Trivedi vom Brokerhaus Anand Rathi.

Auch der Rekord-Anstieg des Ifo-Index konnte die Talfahrt nicht bremsen. Der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, stieg auf 86,2 Punkte von 79,7 Zählern. "Überschwängliche Freude kommt aber nicht auf", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die deutsche Volkswirtschaft wird an den Folgen der Pandemie noch längere Zeit leiden."

Abwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich. "Eine zweite Infektionswelle wird die Erholung der Weltwirtschaft vom Kurs abbringen und damit auch die Ölnachfrage", warnte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. "Sichere Häfen" wie Gold lockten hingegen die Anleger. "Es ist ausgemachte Sache, dass die Leitzinsen für lange Zeit auf niedrigem Niveau bleiben werden", erläuterte Händler Alexander Zumpfe vom Edelmetall-Spezialisten Heraeus. "Davon profitiert Gold, welches ja selbst keine Zinsen zahlt und als Inflationsschutz gilt."

Im DAX gaben am Nachmittag alle 30 Werte nach. Unter ihnen ging die Wirecard-Aktie nach einer anfänglichen weiteren Erholung zuletzt wieder besonders steil auf Talfahrt. Das Papier des in einen Bilanzskandal verwickelten Zahlungsabwicklers sackte um nur 30 Prozent ab und ging damit als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Die geringsten Verluste verzeichnete die Deutsche Post.


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Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Kreise: Lufthansa hat zweiten Rettungsplan in der Schublade
Die Lufthansa hat offenbar einen Alternativplan in der Schublade für den Fall, dass das staatliche Rettungspaket bei der Hauptversammlung an diesem Donnerstag durchfällt. Auf diese Weise könnte die Bundesregierung auch ohne Zustimmung der übrigen Anteilseigner zu der vorgesehenen Aktienbeteiligung von 20 Prozent kommen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch aus Unternehmenskreisen. Der Lufthansa würde dadurch ähnlich viel Geld zufließen wie im bisherigen Plan vorgesehen. Notwendig wären aber zwei Schritte. Ein Lufthansa-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab.

Weiterhin keine Einigung zu Stellenabbau bei Lufthansa
Unmittelbar vor der wichtigen Hauptversammlung der Lufthansa steht eine Einigung zu möglichen Sparbeiträgen des Personals weiterhin aus. Bis Mittwochmittag gab es keine gemeinsam unterschriebene Erklärung des Unternehmen und der beteiligten Gewerkschaften Ufo für die Flugbegleiter sowie die Vereinigung Cockpit für die Piloten, erklärten Sprecher in Frankfurt. Für das Bodenpersonal will Verdi ohnehin erst am Freitag weiter verhandeln.

Ex-Wirecard-Chef Braun hat Millionen-Kaution gezahlt
Der im Milliardenskandal beim Dax-Konzern Wirecard unter Verdacht stehende frühere Vorstandschef Markus Braun hat die fünf Millionen Euro Kaution für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft bezahlt. Das sagte ein Sprecher des Münchner Amtsgerichts am Mittwoch auf Anfrage. Das Geld sei noch am Dienstagnachmittag hinterlegt worden, Braun wurde anschließend auf freien Fuß gesetzt.

Kreise: Banken gewähren Wirecard bei Kredit kurzen Aufschub
Der in einem Bilanzskandal steckende Zahlungsabwickler Wirecard hat für seine auslaufende Kreditlinie laut Insidern vorerst Aufschub von den Banken erhalten. Die Institute hätten sich entschieden, zunächst die langfristige Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu prüfen, bevor sie die ausstehende Summe von 1,75 Milliarden Euro zurückfordern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Der Aufschub dürfte aber nur für kurze Zeit gelten, hieß es.

Suche auf den Philippinen nach Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek
Die Philippinen haben Geldwäsche-Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal beim Dax-Konzern Wirecard eingeleitet - und eine Suche nach Ex-Vorstand Jan Marsalek. Justizminister Menardo Guevarra sagte am Mittwoch, er habe die Einwanderungsbehörde angewiesen, die Möglichkeit zu prüfen, ob Marsalek im Land sein könnte.

Singapurer Polizei ermittelt in Wirecard-Skandal weiter
In der Bilanzaffäre um den Dax-Konzern Wirecard hat die Singapurer Polizei ihre seit über einem Jahr laufenden Ermittlungen gegen eine Schlüsselfigur bislang nicht abgeschlossen. Ein Sprecher der Singapore Police Force (SPF) lehnte eine inhaltliche Stellungnahme am Mittwoch unter Verweis auf die laufende Untersuchung ab.

Softbank legt mit Platzierung von T-Mobile-US-Aktien los
Der japanische Tech-Investor Softbank startet die am Montag angekündigte Platzierung von Aktien der Telekom-Tochter T-Mobile US. Der Preis für den Verkauf von bis zu gut 198 Millionen Aktien des US-Mobilfunkers wurde auf 103 US-Dollar je Stück und damit nur leicht unter dem Dienstagsschlusskurs festgelegt, wie Softbank und T-Mobile US mitteilten. Der angepeilte Gesamterlös beläuft sich damit auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar (18 Mrd Euro). Softbank braucht das Geld unter anderem, um Verluste in missglückte Investitionen auszugleichen.

Dialog Semiconductor wird dank Computer-Nachfrage optimistischer
Der Chipentwickler Dialog Semiconductor wird angesichts einer hohen Nachfrage nach Computern in der Corona-Krise optimistischer für die Geschäftsentwicklung. Der Umsatz dürfte im zweiten Quartal zwischen 290 und 305 Million US-Dollar (257 bis 270 Mio Euro) liegen, wie das Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch in London mitteilte. Anfang Mai hatte Dialog noch 260 bis 290 Millionen Dollar angepeilt. Der Aktienkurs legte am Mittwoch kräftig zu.

LEG spielt Geld für Kauf neuer Immobilien ein
Der Immobilienkonzern LEG hat sich mit einer Kapitalerhöhung und Wandelschuldverschreibungen rund 823 Millionen Euro frisches Geld besorgt. Damit wollen die Düsseldorfer ihre jüngsten Zukäufe finanzieren. LEG-Aktien verloren im frühen Handel um rund drei Prozent auf 115,78 Euro. Allerdings haben sich die Papiere seit ihrem Jahrestief bei rund 75 Euro Mitte März im Zuge des Corona-Crashs wieder deutlich erholt. Seit Jahresbeginn steht ein Kursgewinn von rund 10 Prozent.

Qiagen winkt hoher Sondergewinn aus Verkauf einer US-Beteiligung
Dem Biotechnologieunternehmen Qiagen winkt ein Millionengewinn aus dem Verkauf der vor fünf Jahren eingegangenen Beteiligung am US-Biotechunternehmen ArcherDX. Die auf die Genomanalyse spezialisierte amerikanische Firma steht vor der Übernahme durch den Branchenkollegen Invitae, der sich den Kauf bis zu 1,4 Milliarden Dollar kosten lässt. Qiagen rechnet nun mit einem Veräußerungsgewinn vor Steuern von etwa 120 Millionen US-Dollar (107 Mio Euro), wie der MDax-Konzern am Vorabend in Venlo mitteilte.

Autovermieter Sixt: Buchungen in Europa und USA nehmen wieder zu
Der Autovermieter Sixt ist "vorsichtig optimistisch" für das zweite Halbjahr. Es gebe "in den europäischen Urlaubsdestinationen wie auch im inneramerikanischen Flughafengeschäft derzeit wieder einen Buchungsanstieg im Vergleich zum Zeitraum April und Mai", sagte Vorstandschef Erich Sixt am Mittwoch bei der Online-Hauptversammlung. Allerdings buchten viele Urlauber ihre Mietwagen äußerst kurzfristig. Daher sei die Entwicklung im - üblicherweise umsatzstärksten - dritten Quartal "aktuell noch mit massiven Unsicherheiten behaftet".

Scholz: Beim Kohleausstieg 'wichtigen Schritt vorangekommen'
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat Beschlüsse der Bundesregierung zum Kohleausstieg als "wichtigen Schritt" begrüßt. Damit der sozial gerechte Umstieg auf eine klimafreundliche und moderne Energieversorgung gelinge, "stärken wir die Regionen, die besonders betroffen sind", sagte der Bundesfinanzminister am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Bürgern überall im Land erhielten eine gute Zukunftsperspektive. "Auch in der Pandemie halten wir daran fest, den Klimaschutz stark zu machen", betonte Scholz. Spätestens 2038 solle die Stromgewinnung aus Kohle abgelöst sein. "Auf dem Weg zu diesem Ziel sind wir heute einen wichtigen Schritt vorangekommen."

'WSJ': Dell erwägt Verkauf von VMWare - Aktien ziehen vorbörslich an
Der Computer-Konzern Dell Technologies könnte sich laut einem Pressebericht von seiner Software-Tochter VMWare trennen. Dell habe jüngst begonnen, Möglichkeiten für einen Verkauf der 81-prozentigen Beteiligung oder auch andere Schritte, wie etwa eine Komplettübernahme, zu prüfen, berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Der Prozess sei aber in einer frühen Phase. Dell-Aktionäre feierten. Der Aktienkurs schnellte im vorbörslichen US-Handel um 16 Prozent nach oben.

rtr/dpa-AFX/iw