Delivery Hero wird Mehrheitsaktionär von Glovo sein und rund 94 Prozent der Aktien auf unverwässerter Basis an der führenden Multi-Kategorie-Lieferplattform halten, teilte Delivery Hero per DGAP mit. Jetzt stünden nur noch die Erhöhung des Aktienkapitals und die anschließende Zulassung der Aktien zum Handel aus. Danach hält Delivery Hero dann 94 Prozent der Aktien an dem spanischen Konzern, der bei der am Jahresende 2021 bekanntgegebenen Übernahme in Form von Aktien mit rund 2,3 Milliarden Euro bewertet wurde.

Zusammen mit Glovo ist Delivery Hero in 74 Ländern auf vier Kontinenten unterwegs. Um die Kosten in den Griff zu bekommen, hatte sich der Lieferando-Konkurrent nach einem kurzen Intermezzo 2021 wieder aus dem deutschen Markt zurückgezogen.

Beteiligung Gorillas zieht sich aus Spanien zurück


Der spanische Markt ist seit Monaten in Bewegung. Der Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas etwa, an dem Delivery Hero beteiligt ist, hat die Weichen für eine Schließung seines Spanien-Geschäfts gestellt. Das 2020 gegründete Berliner Unternehmen beliefert Kunden in den vier spanischen Städten Madrid, Barcelona, Valencia und Alicante. Möglicherweis übernimmt Glovo. Gorillas kam im Oktober bei der jüngsten Finanzierungsrunde von Delivery Hero in Höhe von rund 860 Millionen Euro mit an Bord. Weitere Übernahmen sind für 2022 nicht geplant.

Nun will und muss Delivery Hero beweisen, dass sich mit der Auslieferung von Restaurant-Mahlzeiten auch Gewinne schreiben lassen und verspricht für das kommende Jahr operativ schwarze Zahlen. Analysten zufolge könnte die Übernahme des spanischen Anbieters dieses Vorhaben jedoch noch erschweren.

Einschätzungen zur Aktie von Delivery Hero


Die US-Bank JPMorgan etwa fürchtet, dass die Kosten weiter rasant steigen, was sich auf die Konsensschätzungen auswirken sollte. Analyst Marcus Diebel hält an seiner grundsätzlich negativen Einschätzung des ganzen Sektors fest. Übernahmen seien kurzfristig der einzige denkbare Kurstreiber. Das Kursziel für Delivery Hero hat Diebel am vergangenen Freitag von 31,20 leicht auf 31 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Neutral" belassen.

Auch Analyst Rob Joyce von Goldman Sachs hat kürzlich seine Schätzungen für die Essensliefer-Branche an schwächere Wachstumsaussichten, geringere verfügbare Einkommen, höhere Zinserwartungen und stärkere Kursschwankungen angepasst. Seine Kursziele strich er am vergangenen Donnerstag deutlich zusammen, blieb aber für alle Werte bei seinen Kaufempfehlungen. Top-Favorit des Lieferdienst-Optimisten bleibt Delivery Hero. Das Kursziel halbiert er jedoch nahezu von 125 auf 65 Euro gesenkt. Die Aktie von Delivery Hero steigt am Dienstag-Vormittag um fast fünf Prozent auf 36,79 Euro und steht damit an der Spitze der Tagessieger im MDax.

BÖRSE ONLINE führt den Wert derzeit lediglich auf einer Watchlist. Hohen Kosten und Liquiditätsrisiken des Essenslieferanten stehen längerfristig nur beschränkte Wachstums- und Gewinnaussichten gegenüber. Keine guten Bedingungen für ein Investment.

mmr mit dpa und rtr