"Wir werden jetzt nicht einfach einen Persilschein ausstellen, wo noch so viele Themen ungelöst sind", hieß es bei einem der Anteilseigner der Deutschen Bank. Zunächst müsse es Klarheit darüber geben, wie teuer der Hypothekenvergleich mit dem US-Justizministerium werde, ob die Bank abermals frisches Kapital brauche und an welchen Punkten die Strategie nachgeschärft werde. Ein anderer Großaktionär betonte: "Bisher hat der Kurs, den Achleitner mitträgt, keine Früchte getragen."

Die erste Amtszeit von Achleitner läuft im Mai 2017 aus. Das "Manager Magazin" berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, der 60-jährige Österreicher könne mit einer Verlängerung rechnen. Denn insbesondere die beiden größten Anteilseigner, die Scheichs in Katar und der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock, scheuten den Wechsel an der Aufsichtsratsspitze. Die Lage des Konzerns sei zu prekär und der vor einem Jahr neu zusammengesetzte Vorstand insgesamt zu unerfahren. Von Katar war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten, Blackrock wollte sich nicht äußern.

Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ebenfalls ab. Zur Zukunft Achleitners hält sich Deutschlands größtes Geldhaus nach außen seit langem bedeckt. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, Achleitner habe sehr wohl vor, weiterzumachen. Denn er sehe seinen Job noch nicht als vollendet an. Der Aufsichtsratschef war 2012 zusammen mit den beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen gestartet. Kritiker werfen ihm vor, viel zu lange an der glücklosen Doppelspitze festgehalten zu haben, die etliche Geschäftsziele verfehlte. Jain war am Ende auch bei den Aufsehern in Ungnade gefallen, die immer noch die Altlasten der Deutschen Bank sezieren. Viele davon fallen in das Investmentbanking, das Jain Jahre lang leitete.

Seit Juli 2015 steht nun der Brite John Cryan an der Konzernspitze. Achleitner kann sich zugutehalten, dass er Cryan einst in den Aufsichtsrat der Bank lotste. Doch nachhaltige Sanierungserfolge lassen weiter auf sich warten. Auf der Aktie der renditeschwachen Deutschen Bank lastet im Moment vor allem die Ungewissheit, wie der US-Hypothekenstreit ausgeht, bei dem noch immer eine Strafe von 14 Milliarden Dollar im Raum steht - die die Reserven der Bank weit übersteigen würde. Einer der Top-10-Aktionäre verliert deshalb langsam die Geduld: "Wenn der US-Vergleich extrem teuer wird und eine mögliche Kapitalerhöhung misslingt, werden wir Achleitner nicht unterstützen."

Die entscheidenden Gespräche der Investoren mit Achleitner dürften im Frühjahr stattfinden, vor der Hauptversammlung. Sollte es doch auf die Suche nach einer Alternative hinauslaufen, wäre das allerdings eine Herkulesaufgabe, wie auch die großen Aktionäre einräumen. Denn gefragt ist ein krisenerprobter Steuermann mit Banking-Erfahrung. "Die Deutsche Bank befindet sich in schwierigem Fahrwasser, da kann man keinen Laien ranlassen", sagt der Top-10-Investor. Finanzkreisen zufolge wurde in der Vergangenheit bereits der frühere Bundesbank-Chef Axel Weber angesprochen, der inzwischen dem Verwaltungsrat der Schweizer UBS vorsitzt. Er habe dankend abgelehnt.

rtr