Die Zahlen des zweiten Quartals der größten heimischen Bank belegen, dass auch die Deutschbanker alleine mit sinkenden Kosten die bröckelnden Erträge nicht auffangen kann. Zwar lag das Ergebnis mit 447 Millionen Euro über dem des Vorquartals. Doch die Erträge enttäuschten. Die Deutsche Bank erklärte schon bei Vorlage den Rückgang mit dem niedrigen Zinsniveau und geringer Kundenaktivität an den Finanzmärkten.
Laut Cryan zahlt die Deutsche Bank für ihre Kunden drauf. "Wir verfügten zum Ende des zweiten Quartals über 285 Milliarden Euro an Liquidität, weil uns wieder viel Geld zufließt. Dieses Geld, eigentlich die Stärke einer Bank, kostet uns Strafzinsen, wenn wir es bei der Europäischen Zentralbank anlegen", sagte er auf der "Handelsblatt"-Veranstaltung in Frankfurt. Die Ertragslage werde prekärer, da tagtäglich höher verzinste Kredite ausliefen. Cryan fordert EZB dazu auf, sich trotz des starken Euros vom negativen Zins zu verabschieden.
Helfen würden den Geldhäusern zudem Zusammenschlüsse. Aber: "Die Konsolidierung läuft immer noch schleppend, vor allem über die Grenzen hinweg findet sie so gut wie gar nicht statt."
Cryan macht sich für Frankfurt als Finanzmetropole stark
Paradox erscheint Cryan, dass - während die deutschen Institute am internationalen Bankenmarkt seit Jahren zurückfielen - sich gerade durch den Brexit die große Chance auftue, als Finanzplatz die führende Rolle in der Europäischen Union zu übernehmen. Keine andere Stadt als Frankfurt habe dafür vergleichbar gute Vorraussetzungen. "Sicher, in Städten wie Dublin, Amsterdam oder Paris werden neue Arbeitsplätze im Finanzsektor entstehen. Aber keiner dieser Standorte hat die Strukturen, um wirklich einen substanziellen Teil des Geschäfts aus London zu übernehmen. Diese Voraussetzungen bringt nur eine europäische Stadt mit, und das ist Frankfurt."
Für die Deutsche Bank sei Frankfurt natürlich der natürliche Alternativ-Standort. Doch zu geplanten Umbauten des Hauses äußerte er sich nicht. Dabei würden sich Investoren über neue Nachrichten aus dem Hause freuen. Große Rechtsverfahren sind abgeschlossen, die Kapitalausstattung auf akzeptablem Niveau - doch der angekündigte Neustart lässt auf sich warten. Laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" könnten dafür auch Querelen in der Führungsetage verantwortlich sein. Platz räumen.
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Einschätzung der Redaktion
Die Ertragsschwäche der Deutschen Bank vor allem im wichtigen Investment-Banking-Geschäft im zweiten Quartal trieb Anleger aus der Aktie. Spätestens 2018 wird die Deutsche Bank zudem über einen Spin-Off einen Teil der profitablen Vermögensverwaltung Deutsche AM verlieren. Ideen für neue Ertragsquellen fehlen mittelfristig. Solange sind auch für den Aktienkurs keine Impulse zu erwarten.
Empfehlung: Verkaufen.
Zielkurs: 10,20 Euro
Stoppkurs: 16,70 Euro