Anlass zu Zweifeln bietet allein der Blick in das veröffentlichte Zahlenwerk. Ein Jahr zuvor war Sewings Vorgänger John Cryan ebenfalls von einem positiven Jahresabschluss ausgegangen. Und dann verhagelte etwa die Steuerreform in den USA der Deutschen Bank die Bilanz.

Der Vergleich mit dem dritten Quartal 2017 zeigt, dass Sewing bis zur selbst gesteckten Ziellinie noch einen steinigen Weg zu überwinden hat. Die Erträge rutschen um neun Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro ab. Die Kosten, die Sewing im Griff zu haben glaubt, sanken trotz geringerer Restrukturierungsaufwendungen lediglich um ein Prozent. In Konsequenz stieg die Aufwand-Ertragsquote um knapp sieben Prozentpunkte auf etwas mehr als 90 Prozent. Das bedeutet, dass die Deutsche Bank für jeden eingenommenen Euro rund 90 Cent ausgeben muss.

Ein Meilenstein ist das nicht, sondern eher ein "Weiter so". Die Herkunft der Erträge betont überdies erneut die geschäftliche Schwäche der Deutschen Bank. Der Zinsüberschuss ist im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen - was den gestiegenen Zinsen auf US- und Schwellenländeranleihen zu verdanken sein dürfte.

Ertragsantrieb fehlt



Der Provisionsüberschuss, der Gebühren für die Leistungen der Deutschen Bank beinhaltet, ist allerdings um fünf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesunken. Natürlich macht sich hier auch das - mit bester Absicht - geschrumpfte Investmentbanking bemerkbar. Doch das Beratungs- und Anleihenausgabegeschäft kann den dortigen Rückgang bislang nicht ausgleichen. Dank zahlreicher Börsengänge in den ersten neun Monaten des Jahres konnte der Frankfurter Finanzkonzern immerhin im Bereich Aktienemissionen zulegen.

Im margenschwächeren Firmen- und Privatkundengeschäft läuft die Integration der Postbank auf Hochtouren. Dass die Erträge trotz eines um acht Milliarden Euro gewachsenen Kreditvolumens um drei Prozent zurückgegangen sind, schiebt die Deutsche Bank auf einen Einmaleffekt im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Damals war der Verkauf des Bezahldienstleisters Concardis für 108 Millionen Euro in die Erträge eingeflossen.

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Einschätzung der Redaktion



Sewing wird liefern müssen. Er hat Aktionären eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent zugesichert. Nach neun Monaten - sechs Monate davon unter seiner Führung - ist diese im Vergleich zu 2017 allerdings um 2,3 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent gesunken.

Auf der Haben-Seite kann der noch neue Vorstandschef bislang nur zwei Punkte verbuchen: Die Bilanzsumme ist wie angekündigt geschrumpft und der Mitarbeiterabbau schreitet voran. Unterm Strich tut es jedoch Not, Optimismus zu verbreiten. Auch gegenüber den Mitarbeitern. Der Umbau der Unternehmens- und Investmentbank, der das größte deutsche Geldhaus zuletzt Erträge gekostet habe, sei weitgehend abgeschlossen, schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. "Nun sind wir in einer Position, aus der wir wieder angreifen können." Die Auftragsbücher, etwa im Finanzierungsgeschäft oder bei der Beratung von Unternehmen bei Börsengängen seien "weiterhin gut gefüllt."

Bis sich diese Ankündigungen in den Zahlen widerspiegeln, ist die Aktie trotz des historischen Kurstiefs nichts für nervenschwache Anleger. Halten.

Zielkurs: 12,50 Euro

Stoppkurs: 7,50 Euro