Die Hälfte des Wachstums solle aus Übernahmen stammen. "Die langfristigen Trends an den Finanzmärkten unterstützen unser solides Wachstum", sagte Vorstandschef Theodor Weimer. "Sie werden durch Corona nicht wirklich berührt." Im laufenden Jahr erwartet die Deutsche Börse einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro sowie einen Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro. Damit käme sie seit 2017 auf ein jährliches Erlöswachstum von neun Prozent und ein Gewinnplus von zwölf Prozent.
Die Bedeutung von Fusionen und Übernahmen werde für die Börse zunehmen. "Wir setzen unsere Strategie des kontinuierlichen organischen Wachstums fort und haben vor, das akquisitorische Wachstum eher noch zu beschleunigen", sagte Weimer. "Wir sind offen für größere Deals". Dabei kann sich Weimer Zukäufe für bis zu fünf Milliarden Euro vorstellen, wenn sie zur Strategie passen.
Doch auch Konkurrenten wie die Londoner Börse LSE, die die 27 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Datenanbieters Refinitiv in den kommenden Monaten abschließen will, bauen ihr Geschäft mit Daten, Analyse- und Informationsdienstleistungen aus. So wollen sich die Börsenbetreiber unabhängiger von den Schwankungen an den Finanzmärkten machen. Das Buhlen um lukrative Ziele hat die Übernahmepreise in die Höhe getrieben.
Erst am Dienstag hatte die Deutsche Börse die Übernahme der Mehrheit am Stimmrechtsberater ISS für 1,5 Milliarden Euro angekündigt. Weimer stemmte damit nach zuletzt mehreren gescheiterten Übernahmeversuchen den größten Deal seiner 2018 begonnenen Amtszeit, muss ihn aber teuer bezahlen. Der bisherige Eigentümer Genstar Capital hatte vor drei Jahren 720 Millionen Dollar für ISS auf den Tisch gelegt, nun wurde ISS mit fast 2,3 Milliarden Dollar bewertet. Analysten und Anleger feierten die Akquisition und die Wachstumspläne. Am Nachmittag notierte die Börsenaktie 3,4 Prozent höher bei 138,10 Euro und lag an der Dax-Spitze.
Während die Deutsche Börse das organische Wachstum der Nettoerlöse durch ein breites Spektrum von Initiativen in allen Geschäftsbereichen vorantreiben will, setzt sie bei Zukäufen auf sechs Bereiche: Index und Analytik, ESG, Rohstoffe, Devisen, festverzinsliche Wertpapiere und Investment Fund Services.
rtr