"Wir müssen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen." Sowohl bei der öffentlich-rechtlichen Frankfurter Wertpapierbörse als auch beim Leitindex Dax, dem Wirecard bis vor wenigen Wochen angehörte, werde es Anpassungen geben. "Auf der öffentlich-rechtlichen Seite werden wir die Sanktionsverfahren beschleunigen. Wir werden alles daran setzen, dass die Sanktionshöhen dramatisch ausfallen."
Wirecard hatte es unter anderem versäumt, seinen Jahresbericht rechtzeitig vorzulegen. Deshalb läuft seit Monaten ein Sanktionsverfahren der Frankfurter Wertpapierbörse gegen das Unternehmen. "Wir werden sicherlich in Richtung 'naming und shaming' gehen", sagte Weimer. Das bedeutet, dass es die Frankfurter künftig publik machen wollen, wenn Unternehmen ihre Quartals- oder Jahresbilanzen nicht fristgerecht abgeben. Dies sei aber bislang in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern per Gesetz nicht möglich. Bei seinem Auftritt in der Sondersitzung des Bundestag-Finanzausschusses zum Wirecard-Skandal habe er an die Abgeordenten appelliert, das Börsengesetz entsprechend zu ändern.
Auch auf der Dax-Seite werde die Börse Anpassungen vorschlagen. So sollten künfig auch qualitative Kriterien und die gute Unternehmensführung (governance) eine Rolle spielen, sagte Weimer. "Und wir werden auch an der ein oder anderen Ecke Vorschläge machen, wie man die Berechnung des Daxes vielleicht vereinfachen kann." Die Deutsche Börse überarbeitet derzeit ihr Regelwerk, über die die Marktteilnehmer abstimmen müssen. Bis Ende des Jahres soll klar sein, welche Regeln künftig gelten.
rtr