Hätten sie statt 40 nur 30 Prozent ihres Vermögens bei der Bank geparkt - entsprechend dem westeuropäischen Durchschnitt - und die frei gewordenen zehn Prozent auf Aktien und Investmentfonds verteilt, hätten sie in den vergangenen vier Jahren zusätzlich Vermögenseinnahmen von 200 Milliarden Euro erzielen können, sagte Arne Holzhausen, einer der Verfasser der Studie.

"Die konservative Anlagestrategie hat die deutschen Sparer in den letzten Jahren Rendite gekostet", sagte Holzhausen. In den vergangenen vier Jahren erzielten die Bundesbürger eine Rendite von durchschnittlich 2,3 Prozent - nur Österreich liegt hinter Deutschland. Sparer in Spanien oder Italien schnitten trotz der Wirtschaftskrisen in ihren Ländern mit Renditen von mehr als vier Prozent wesentlich besser ab, weil sie mehr in Aktien investierten.

Die deutschen Anleger hätten schlicht nicht auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank reagiert, die durch Strafzinsen für Einlagen der Banken und Käufen von Anleihen die Konjunktur ankurbeln will, erläutert Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. "Hinterher ist man natürlich immer schlauer, aber dass Zeiten extremer Geldpolitik mit negativen Zinsen auch Anpassungen im Anlageverhalten erfodern, ist evident", sagte er. "Vermeintlich sichere Anlagen wie Bundesanleihen sind nicht mehr sicher, sie gefährden vielmehr den Vermögensaufbau."

WELTWEITES VERMÖGENSWACHSTUM SCHWÄCHT SICH AB



Trotz ihrer vorsichtigen Anlagestrategie vermehrten die Deutschen ihr privates Geldvermögen im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent, was deutlich über dem Durchschnitt von Westeuropa liegt. Nur Schweden, Dänemark, Norwegen und Frankreich schnitten noch besser ab. Weltweit kletterte das private Geldvermögen der Studie zufolge um 4,9 Prozent auf 155 Billionen Euro. Das Wachstum verlangsamte sich deutlich: In den drei Jahren zuvor war das Vermögen mit im Schnitt neun Prozent noch rund doppelt so schnell gestiegen. "Offensichtlich verliert die extrem expansive Geldpolitik auch als Treiber der Wertpapierpreise langsam an Wirkung. Ein wichtiger Faktor des Vermögenswachstums der letzten Jahre fällt damit weg", begründete Heise den Trend. Die fetten Jahre des Vermögenswachstum seien erstmal vorbei. "Wir müssen uns auch langfristig auf ein niedriges Wachstum einstellen." Er rechne für die nächsten zwei bis drei Jahre mit einem globalen Vermögenswachstum von um die fünf Prozent.

Weltweiter Spitzenreiter beim Netto-Geldvermögen (Vermögen anzüglich der Schulden) pro Kopf ist weiter die Schweiz mit 170.590 Euro je Einwohner, gefolgt von den USA (160.950 Euro), Großbritannien (95.600) und Schweden (89.940). Deutschland liegt zwischen Österreich und Irland mit 47.680 Euro pro Kopf auf Platz 18. Grund ist vor allem das deutsche Rentensystem, das nicht auf private Kapitalbildung, sondern eine staatliche Umverteilung setzt, und damit die Statistik verzerrt.

rtr