Insider schätzen den Wert der Tochter T-Mobile Netherlands, die im zweiten Quartal ihren Umsatz um 2,7 Prozent auf 506 Millionen Euro steigerte, auf vier bis fünf Milliarden Euro. Seit der Übernahme des kleineren Konkurrenten Sprint durch die US-Tochter T-Mobile US sitzen die Bonner auf einem hohen Schuldenberg, der inzwischen auf fast 128 Milliarden Euro angewachsen ist. Auch bei der Funkturm-Sparte prüft die Telekom derzeit alle Optionen, darunter auch eine Trennung.

Die Börse feierte die Verkaufsgespräche und den höheren Ausblick. Das Papier der Deutschen Telekom verzeichnete ein Plus von 2,1 Prozent. Trotz negativer Währungseffekte durch die Dollar-Abwertung habe das Quartal über den Erwartungen gelegen, kommentierten die Analysten von Raiffeisen Research.

Im Gesamtjahr rechnet die Telekom nun mit einem bereinigten Betriebsergebnis ohne Leasingaufwendungen (Ebitda AL) von mehr als 37,2 Milliarden Euro. Das wäre ein Anstieg von 6,3 Prozent. Bisher hatte Europas größter Telekomkonzern mehr als 37 Milliarden Euro angepeilt. Mit der zweiten Prognoseanhebung in diesem Jahr folgt die Deutsche Telekom T-Mobile US, die ihre Erwartungen Ende Juli erhöht hatte. Die US-Tochter profitiert davon, dass die Integration des im vergangenen Jahr übernommenen Konkurrenten Sprint schneller läuft als erwartet.

Im zweiten Quartal legte das bereinigte Ebitda AL des Gesamtkonzerns um 1,1 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zu. Der Konzernüberschuss sprang fast 150 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Das große Plus ist hauptsächlich auf Sondereffekte durch den Kauf von Sprint im Vorjahreszeitraum zurückzuführen. Der Umsatz stieg von April bis Juni bereinigt um Konsolidierungseffekte und die Auswirkungen des schwächeren Dollar um 6,8 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro. "Das ist erneut ein großartiger Mannschaftserfolg", sagte Höttges.

Seit mehreren Quartalen investiert die Deutsche Telekom stark in den teuren 5G-Netzaufbau und den Ausbau des Glasfasernetzes. Inzwischen beläuft sich die Zahl der Glasfaser-Anschlüsse in Deutschland auf 16,6 Millionen. Um den Aufbau voranzutreiben, ist die Telekom Insidern zufolge auf der Suche nach finanzstarken Partnern.

Die wegen der besseren Lage in der Corona-Krise zunehmende Zahl an Reisenden bekam dem Deutschland- und dem Europageschäft gut. Beide profitierten von höheren Roaming-Einnahmen. Der Umsatz der Europasparte legte bereinigt um 4,0 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu. Der wieder zunehmende Reiseverkehr hatte zuletzt auch Konkurrent Vodafone zurück auf den Wachstumspfad geholfen.

Problemkind bleibt die Großkundensparte T-Systems. Sie kommt mit ihrer langwierigen Neuaufstellung, die mit dem Abbau Tausender Stellen einhergeht, zwar voran, verzeichnet aber immer noch kein Wachstum. Der Umsatz ging um 5,5 Prozent zurück. Allerdings half die Ausrichtung auf die Cloud beim Auftragseingang, der um 25,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro stieg.

rtr