Die US-Börsen bieten weiter Potenzial, ein Engagement in Lateinamerika aber erfordert Mut. Mit welchen Fonds sich Chancen nutzen und Risiken begrenzen lassen. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer und Stefan Rullkötter

Wir können erst die Wirtschaft reparieren, wenn das Virus besiegt ist", sagt US-Präsident Joe Biden. Investoren sind weiterhin zuversichtlich, dass beides gelingen kann. Denn "Growth", zu Deutsch Wachstum an den Börsen, gab und gibt es in den USA trotz der schweren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden, die Corona angerichtet hat. Politik und Notenbank haben im vergangenen Jahr alles getan, um die Anleger nicht zu vergraulen. Das Ergebnis war ein neues Allzeithoch. Janet Yellen als neue Finanzministerin und Jerome Powell als Notenbankchef werden die konjunkturstützende und Aktienkurse treibende Politik fortsetzen. Goldman Sachs traut dem breit aufgestellten US-Index S & P 500 in diesem Jahr ein deutliches Plus zu.

Frühzeitig positioniert. US-Fonds bleiben daher ein vielversprechendes Investment - noch dazu, wenn sie von ambitionierten Managern wie Dennis Lynch gesteuert werden. Sein 3,8 Milliarden schwerer Morgan Stanley US Growth erzielte im vergangenen Jahr ein Plus von 92 Prozent. Lynch hatte schon vor Corona jene Titel hoch gewichtet, die von der Pandemie besonders profitierten, darunter das Pharmaunternehmen Moderna. Der Fonds überzeugt aber auch auf längere Sicht. In den vergangenen fünf Jahren vermehrte Lynch das Kapital der Anleger um 242 Prozent. Sein Investmentansatz: "Wir suchen nach Unternehmen, deren Produkte für mehr Effizienz sorgen und den Menschen helfen, Zeit und Geld zu sparen", sagt Lynch.

Kontinuierlich deutlich besser als der Vergleichsindex abzuschneiden - das gelingt auch Amy Zhang. Ihr Alger Small Cap Focus Fund legte im vergangenen Jahr 37 Prozent zu, der Russell 2000 US Small Cap bringt es dagegen nur auf neun Prozent. Zhang investiert in Unternehmen, deren Marktkapitalisierung zum Zeitpunkt des Einstiegs gerade mal 500 Millionen US-Dollar beträgt. "Eine Investition in außergewöhnliche kleine Unternehmen heute ist eine Investition in außergewöhnliche große Unternehmen morgen", sagt Zhang. Ein gutes Beispiel ihrer Expertise ist das auf diagnostische Testlösungen spezialisierte Unternehmen Quidel Corporation. Die Aktie legte im vergangenen Jahr kräftig zu.



Mittel ausgeschöpft. Ein höheres Risiko als US-Anleger gehen dagegen Investoren ein, die sich in Brasilien oder in Lateinamerika engagieren. Die Regierung von Brasiliens Staatspräsident Jair Bolsonaro hat zwar ein milliardenschweres Konjunkturpaket geschnürt. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres legte die Wirtschaft deutlich zu, sodass auch die Börse nach zuvor kräftigen Verlusten Boden gutmacht. Doch die hohe Staatsverschuldung lässt wenig Spielraum, Geld auszugeben. Gleichwohl können sich Gelegenheiten ergeben. Mit dem DWS Brazilian Equities vertrauen sich Anleger einem hochkarätigen Expertenteam um Luiz Ribeiro an. In den vergangenen fünf Jahren legte der Fonds um 197 Prozent zu. Das Portfolio umfasst derzeit 38 Aktien, Rohstofftitel und Finanzwerte sind darunter hoch gewichtet. Ebenso verantwortet das Managementteam die Titelauswahl beim DWS Latin America. Auch da zeigt es seine Klasse. Der Fonds, der brasilianische Aktien mit 60 Prozent gewichtet hat, legte in den vergangenen fünf Jahren um 91 Prozent zu.