Die Sommermonate haben auch den Solaraktien nach einer längeren Durststrecke wieder sonnige Zeiten beschert. Seit Juli haben die Anteilscheine von Firmen wie SMA Solar oder First Solar um mehr als 30 Prozent zugelegt. Und anlässlich der Präsentation ihrer Halbjahreszahlen haben etliche Unternehmen ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für 2017 nach oben gesetzt. In dieses positive Bild passt, dass beim früheren deutschen Champion Solarworld auch nach der im Mai angekündigten Insolvenz erst einmal nicht die Lichter ausgehen.

Gerade des Beispiel Solarworld zeigt: das globale Wachstum auf dem Photovoltaikmarkt findet weitgehend ohne deutsche Beteiligung statt. Dabei ist der Markt riesig. So erhöhte sich 2016 die globale Kapazität von Solaranlagen von rund 230 auf 308 Gigawatt. Die größten Solarstromproduzenten sind inzwischen China, Amerika und Deutschland (siehe Grafik auf Seite 4).

Als größte Wachstumstreiber kommen dabei neue Märkte wie China und Indien ins Spiel. Befeuert wird der steigende Bedarf an Solaranlagen durch den rasant wachsenden Stromverbrauch von Privathaushalten und Unternehmen und nicht durch staatliche Förderprogramme für Ökostrom wie in Deutschland. China wird 2017 wahrscheinlich einen neuen Rekordwert von 45 Gigawatt installierten Anlagen erreichen. In Indien ist Solarstrom inzwischen günstiger als solcher, der mit fossilen Energien erzeugt wird.

Kaum wettbewerbsfähige Produktion



Für die Hersteller von Solarmodulen hat die damit einhergehende Ausweitung der Produktionskapazitäten negative Folgen: Die Modulpreise fallen weiter. Gerade Solarworld hat gezeigt, dass hierzulande kaum noch wettbewerbsfähig produziert werden kann, weil etwa chinesische Anbieter auf den Markt drängen.

Das aktuelle Kursfeuerwerk ist daher mit Vorsicht zu genießen. "Aus Investorensicht hat die Solarindustrie bislang mehr Fehlschläge als Erfolgsgeschichten hervorgebracht", meint Henning Padberg, Fondsmanager bei Nordea. Als Hauptgründe dafür sieht er die unheilige Allianz von zwei Faktoren. Das seit Jahren über den Marktschätzungen liegende jährliche Mengenwachstum falle zusammen mit einem anhaltenden Preisverfall. Auch Portfoliomanager Pascal Dudle von Vontobel mahnt zur Vorsicht: "Im Moment und sicherlich auch langfristig scheint die Sonne über den Solarmärkten. Kurzfristig könnten jedoch einige Gewitterwolken aufziehen."

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Auftragseinbrüche drohen



So drohen sich in den USA unter Präsident Trump die protektionistischen Tendenzen zu verschärfen. Die Klage der Firma Suniva gegen chinesische Lieferanten mit dem Vorwurf, deren Dumpingpreise hätten die eigene Insolvenz beschleunigt, ist ein Spiegelbild der aktuellen Stimmung. Kommt Suniva damit durch, würde das den Forderungen nach Importzöllen noch mehr Gewicht verleihen. Im November wird ein Beratergremium dem US-Präsidenten seine Vorschläge präsentieren. Etliche Solarstromproduzenten haben noch in diesem Jahr ihre Lager mit Silizium und Anlagenteilen aufgestockt. Dementsprechend steigt das Risiko von Auftragseinbrüchen im nächsten Jahr.

Diese Risiken, so Vontobel-Experte Dudle weiter, werde vom Markt mit der optisch niedrigen Bewertung der Solaraktien wiedergegeben: "In der Summe ist der Sektor etwas günstiger bewertet als andere Bereiche der Umwelttechnik. Dies reflektiert aber die größeren Risiken, die höhere Volatilität und die derzeit starke Abhängigkeit von den Märkten USA und China." Wer auf dem globalen Solarmarkt als Gewinner hervorgehe, muss für Dudle dieselben erfolgsentscheidenden Faktoren mitbringen wie in der Chipindustrie. Will heißen: Skaleneffekte und Kostenführerschaft in der Produktion, das Ganze kombiniert mit der Fähigkeit, immer neue qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln.

So schwankungsanfällig wie das Geschäft sind auch die Aktienkurse der Firmen. Und weil sich weiter die Spreu vom Weizen trennt, empfiehlt es sich, auf ausgesuchte Einzelwerte oder gut gemanagte Fonds zu setzen, deren Portfolios auch Solaraktien beinhalten. ETFs auf den Branchenindex bieten sich wegen des heterogenen Geschäfts dagegen nicht an.

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Nur wenige Aktien leuchten



Anleger sollten vor allem fünf Firmen im Auge behalten. First Solar aus den USA wird 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben. Allerdings rechnen die Analysten bereits für 2018 mit einem deutlichen Gewinnrückgang, Angesichts dieser Schwankungen ist die Aktie aktuell gut bezahlt. Canadian Solar produziert zu 60 Prozent in China und könnte sich im Fall von Importzöllen in den USA die anhaltend hohe Nachfrage in den Schwellenländermärkten noch mehr zunutze machen. Die in Deutschland wenig gehandelte Aktie ist im Branchenvergleich sehr günstig bewertet. Abwarten ist dagegen bei Jinko Solar aus China angesagt, deren Aktien als Hinterlegungsscheine (ADR) notieren. US-Zölle würden Spuren bei Umsatz und Gewinn hinterlassen.

Weiterhin kaufenswert bei höheren Stopp- und Zielkursen bleibt SMA Solar. Die auf Wechselrichter spezialisierte Firma aus Hessen hat nach den starken Halbjahreszahlen ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr erhöht.

Siliziumhersteller als Rohstofflieferanten für Solarzellen bleiben auch in Zukunft in jedem Fall gefragt. TecDAX-Überflieger Siltronic ist hier top positioniert und bleibt auch nach dem Kursfeuerwerk in diesem Jahr ein klarer Kauf. Die Gesellschaft steht bis 2018 vor einem Gewinnsprung - nach Analystenschätzungen von 0,46 auf 9,06 Euro je Aktie. Im selben Zeitraum soll sich der operative Gewinn verdreifachen. Anlegern soll die rasant steigende Profitabilität auch in Form einer hohen Dividendenausschüttung zugute kommen.





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Solarenergie auf einen Blick



Strahlende Zukunft: China, die USA und Deutschland produzieren die Hälfte des globalen Solarstroms, dessen produzierte Menge 2016 auf 308 Gigawatt zulegte. China wird in diesem Jahr ein Rekordhoch von rund 48 Gigawatt erreichen. Gerade in Asien ist der Bedarf an Solarstromanlagen noch lange nicht gedeckt.