Die wahrscheinlich einfachste Börsenstrategie der Welt: Aktien, deren Kurse über die vergangenen sechs bis zwölf Monate besonders stark gestiegen sind, legen auffallend oft weiter kräftig zu. Wir verraten Ihnen die Kandidaten.
Die Redaktion hat ein Depot dafür simuliert: Jeweils zum Jahreswechsel werden jene fünf Aktien aus dem DAX ausgewählt und gleich stark gewichtet, die in den vorangegangenen zwölf Monaten am stärksten gestiegen sind. Diese Titel werden dann zwölf Monate gehalten. Das Ergebnis: Über die vergangenen 20 Jahre hat das Depot den DAX 17-mal geschlagen. Im Schnitt wurde der DAX um fünf Prozentpunkte abgehängt. Selbst wenn man Transaktionskosten berücksichtigt, bleibt also eine deutliche Überrendite.
Die Immer-Gewinner-Aktien
Mehr als verdreifacht hat sich der Kurs von Siemens Energy in diesem Jahr. Allerdings war der Kurs zuvor deutlich eingebrochen. Die Aktie ist eine Turnaround-Story. Im Geschäftsjahr 2023 war der Konzern durch Probleme im Windkraftgeschäft tief in die roten Zahlen gerutscht. Jetzt dürfte es für Siemens Energy für eine schwarze Zahl reichen. In den wichtigen Segmenten, Gas-Services und Netztechnologie, lag der Auftragsbestand zuletzt deutlich über den Erlösen. Langfristige Kurstreiber dürften Elektrifizierung und Energiewende sein.
Eine fundamentale Neubewertung durchläuft die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine müssen die NATO-Staaten ihre lange vernachlässigten Armeen massiv aufrüsten. Das bringt Rheinmetall viele neue Aufträge für Waffen und Munition. Analysten kalkulieren, dass sich der Nettogewinn der Düsseldorfer in den Jahren 2024 bis 2027 mehr als verdoppeln wird. Trotz deutlicher Kurssteigerung ist die Aktie von Rheinmetall gemessen an Rüstungskonzernen aus den USA noch immer moderat bewertet.
Der Softwarekonzern SAP profitiert von den Megatrends Cloud-Computing und künstliche Intelligenz. Dort sind Börsianer bereit, hohe Bewertungskennziffern in Kauf zu nehmen. Nach einem erneut starken Quartal haben die Walldorfer ihre Jahresprognose gerade angehoben. Der Anteil der besser vorhersehbaren Einnahmen kletterte um zwei Prozentpunkte auf 84 Prozent. Damit ist SAP in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld gegen Rückschläge relativ gut abgesichert.
MTU Aero Engines profitiert von einer Sonderkonjunktur. Weil die beiden Flugzeughersteller Airbus und Boeing weniger neue Maschinen ausliefern können, müssen Fluggesellschaften länger auf alte Jets setzen, die wiederum müssen häufiger gewartet werden und haben einen höheren Materialverschleiß. MTU verkauft zwar weniger Turbinen, das Geschäft mit Ersatzteilen aber ist profitabler. Insgesamt eine einträgliche Konstellation für die Münchner, die schon in diesem Jahr beim bereinigten operativen Gewinn die Milliardenschwelle durchbrechen dürften.
Die Commerzbank hat mit dem italienischen Konkurrenten Unicredit unverhofft einen neuen Großaktionär, der die Frankfurter am liebsten komplett übernehmen würde. Die Commerzbank sträubt sich. Das alles schafft Kursfantasie. Für eine Komplettübernahme müsste Unicredit wohl einen deutlichen Aufschlag zahlen. Sollten die Frankfurter eigenständig bleiben, würde das den Druck auf das Management erhöhen, aus eigener Kraft die Kennziffern zu verbessern.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 45 von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.