DIE ERSTLIGISTEN


Rund ein Drittel der Gründungsmitglieder sind seit 1988 ununterbrochen im Dax, darunter unter anderem die Deutsche Bank, BASF oder die Allianz. Bei Volkswagen nahmen 2009 die Vorzugsaktien den Platz der bis dahin gelisteten Stämme ein. Insgesamt waren 63 unterschiedliche Unternehmen in der ersten deutschen Börsenliga.

Zwei Mal gab es Fusionen zweier aktueller Dax-Mitglieder. Aus der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Hypo- und Wechselbank wurde 1998 die HypoVereinsbank, die inzwischen zur italienischen Unicredit gehört. Die Versorger Veba und Viag fusionierten 2000 zu E.ON.

Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) sind derzeit das einzige Mutter/Tochter-Gespann im Dax.

In der Geschichte des Dax gab es immer wieder Tage, an denen er 31 Mitglieder hatte - zuletzt am 28. September. An dem Tag wurde Siemens Energy von Siemens abgespalten und durfte einen Tag in der obersten Börsenliga bleiben. Zum ersten Mal gab es diese Konstellation am 31. Januar 2005: Damals wurde Lanxess von Bayer abgespalten. Zwischen September 2012 und September 2015 war der Spezialchemie-Konzern reguläres Dax-Mitglied.

Die meisten Namenswechsel machte Daimler durch. Gestartet als Daimler-Benz, firmierte der Autobauer zwischendurch als DaimlerChrysler.

Die "Fahrstuhl-Mannschaft" des Dax ist Continental. Die Aktie stieg zwei Mal ab und zwei Mal wieder auf.

Den schnellsten Wiederaufstieg schaffte Infineon. Während seines sechsmonatigen TecDax-Ausflugs versechsfachte der Chip-Hersteller seinen Kurs und kehrte im September 2009 in den Dax zurück.

Die längste Periode ohne eine Veränderung im Dax dauerte von September 1990 bis September 1995.

Heute ist der Software-Riese SAP mit einer Marktkapitalisierung von fast 118 Milliarden Euro das wertvollste Unternehmen im Dax. Schlusslicht ist der Kunststoff-Konzern Covestro, der auf eine Marktkapitalisierung von gut 8,5 Milliarden Euro kommt.

REKORDE, REKORDE


Der rechnerische Ausgangskurs zum 30. Dezember 1987 lag bei 1000 Punkten. Damit hat der Dax in 30 Jahren durchschnittlich knapp zwölf Prozent zugelegt. Sein bisheriges Rekordhoch von 13.795,24 Zählern erreichte er im Februar 2020, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Sein Tief markierte er rechnerisch im Januar 1988 bei 931,18 Stellen.

Seinen größten Tagesverlust verbuchte der Dax am Montag, dem 16. Oktober 1989, als er als Reaktion auf den vorangegangenen "Schwarzen Freitag" an der Wall Street um 13,1 Prozent einbrach. Auslöser für den Kursverlust waren Spekulationen über geplatzte Übernahmen. Sein größtes Plus verbuchte er am 13. Oktober 2008. Spekulationen auf milliardenschwere Hilfsprogramme für die Finanzbranche nach Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers verhalfen dem Dax zu einem Plus von 11,4 Prozent. In den Herbst 2008 fallen gleich mehrere der größten Kursgewinne und -verluste.

Das Jahr 2008 war das zweitschlechteste Jahr für den Dax. Er verlor im Zuge der globalen Finanzkrise mehr als 40 Prozent. Nur 2002 - nach dem Platzen der Dotcom-Blase und den Angriffen auf das World Trade Center vom September 2001 - war das Minus mit 44 Prozent größer. Seine besten Jahre verbuchte der Leitindex 1993 und 1997. Damals ging es jeweils um knapp 50 Prozent aufwärts. Das laufende Jahr dürfte unter dem Strich kaum herausstechen - obwohl die Corona-Pandemie dem Markt im März den schnellsten Absturz und danach die schnellste Erholung beschert hat.

Die beste Jahreszeit für den Kauf von Dax-Aktien ist der Herbst: Der September ist zwar mit einem durchschnittlichen Minus von 2,3 Prozent statistisch der schwächste Monat des Jahres. Im anschließenden vierten Quartal geht es jedoch in 90 Prozent der Fälle mit den Kursen berauf - im Schnitt um 7,6 Prozent.

KURS-KAPRIOLEN BEI VOLKSWAGEN


Bei den Einzelwerten sorgten die Kurs-Kapriolen von Wirecard für Furore. Am 25. Juni 2020 stürzte der Kurs zeitweise um knapp 80 Prozent ab, nachdem der Zahlungsabwickler wegen eines milliardenschweren Bilanzskandals Insolvenz anmeldete. Nie zuvor musste ein Mitglied des Leitindex diesen Schritt gehen. Damit verdrängte Wirecard Hypo Real Estate auf den zweiten Rang. Am 29. September 2008 war deren Kurs zeitweise um 75 Prozent gefallen und hatte Commerzbank (minus 24 Prozent) und Deutsche Bank (minus acht Prozent) mitgerissen. Der wegen riskanter Wetten ins Wanken geratene Immobilienfinanzierer musste mit Bundeshilfen im Volumen von gut 100 Milliarden Euro gerettet werden und ging in das Nachfolge-Institut pbb Deutsche Pfandbriefbank über.

Am 29. Juni 2020 stellten Wirecard-Papiere erneut einen Dax-Rekord auf - diesmal mit einem Kurssprung von mehr als 200 Prozent. Damit verdrängte der Zahlungsabwickler den Autobauer Volkswagen vom Spitzenplatz. Dessen Titel hatten im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme durch Porsche am 27. Oktober 2008 zeitweise etwa 201 Prozent zugelegt. Ohne diese Kursexplosion wäre der Dax an diesem Tag um zehn Prozent eingebrochen.

Tags darauf kosteten die VW-Papiere in der Spitze 1005 Euro - so viel wie kein andere Dax-Aktie je zuvor oder seither. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 300 Milliarden Euro war VW zu diesem Zeitpunkt das wertvollste Unternehmen der Welt.

rtr