Wer Kapitalmarktforschung über lange Zeiträume hinweg betreibt, kommt zu dem Schluss: Hohe Renditen werden dann erzielt, wenn man günstig einkauft. In den vergangenen zehn Jahren liefen Value-Strategien jedoch schlecht. Deutlich bessere Ergebnisse fuhren Growth-Anleger ein. Nach der ungewöhnlich langen Value-Schwächephase, aber auch der deutlichen Korrektur von Wachstumswerten scheint sich nun eine Trendwende anzudeuten. "In den vergangenen Wochen entwickelten sich Value-Aktien jedenfalls besser als Growth-Titel und auch besser als der Gesamtmarkt", sagt Norbert Keimling, Manager des Starcapital Priamos.

Der Fonds setzt weltweit auf unterbewertete Aktien, Branchen und Märkte. Das Anlageuniversum umfasst 7000 Unternehmen aus 62 Ländern. Ins Portfolio schaffen es rund 100 Werte, die in der Regel hoch liquide sind. Innerhalb eines Jahres verlor der Fonds über neun Prozent, auf Sicht von fünf Jahren schaffte er 18 Prozent. Die Unterbewertung einer Aktie ermittelt Keimling anhand von Kennziffern wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, dem Kurs-Buchwert-Verhältnis oder dem Kurs-Cashflow-Verhältnis.

Die mit einem wertorientierten Investmentstil einhergehenden Risiken versucht der Manager tunlichst zu vermeiden. "Eine Aktie mag günstig erscheinen, aufgrund sich verschlechternder Rahmenbedingungen kann sich der Titel jedoch weiter verbilligen", erklärt der Experte. Solche Value-Fallen umgeht der Manager durch die intensive Analyse von Bilanzkennzahlen. Eine weitere Gefahr: Die Kurse von Value-Werten können lange Zeit vor sich hin dümpeln. Diese "Late Winner" sind für den Manager grundsätzlich interessant. Mithilfe von Momentum-Indikatoren versucht er jedoch, Trends zu identifizieren, um so die späten Gewinner möglichst am Ende ihrer Seitwärtsphase zu kaufen. Die Hinzunahme der Charttechnik soll damit das Timing von Value-Investments verbessern. "Die Verbindung von Value und Momentum generiert hohe Gewinne bei deutlich geringerer Volatilität", sagt Keimling. Die Kombination hilft ihm auch, die "Fast Winner" zu identifizieren, also Werte, die relativ kurz nach dem Kauf steigen. Unter den Top-Ten-Werten des Fonds

finden sich derzeit der russische Energieriese Lukoil, der Versicherungskonzern Allianz und das koreanische Telekommunikationsunternehmen LG Uplus.

US-Werte immer noch zu teuer



Value und Momentum - mithilfe der beiden Ansätze ermittelt Keimling auch günstige Branchen und Märkte. Attraktive Sektoren sind für ihn derzeit Energie, Telekom und Versicherung. Zu den "billigen Märkten" wiederum zählt er Russland, China, Japan und Italien. Die USA findet man im Portfolio dagegen nicht. "Trotz der jüngsten Rückschläge sind die Titel immer noch viel zu teuer."