Der heute 62-Jährige soll demnach bis zu seinem 67. Geburtstag Vorstandsvorsitzender bleiben. Reuters hatte bereits am Donnerstag berichtet, dass Diess vor einer Vertragsverlängerung steht.

Der bisherige Vertrag des Managers, der 2015 von BMW zu VW wechselte und seit 2018 den Konzern führt, lief bis 2023. Diess habe mit seinem Vorstandsteam die Transformation von Volkswagen gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung erfolgreich vorangetrieben, erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Dafür gebe es auch in den kommenden Jahren beste Voraussetzungen.

Thema der Aufsichtsratssitzung war auch die für Dienstag angekündigte Präsentation der nächsten Etappe der Konzernstrategie bis 2030. "Das Kontrollgremium sieht darin die Basis für künftiges Wachstum." Da sich der Autokonzern schon auf gutem Weg befinde, mit dem Umschwung zu Elektromobilität die Marktführerschaft zu erringen, werde der Schwerpunkt jetzt auf dem Aufbau von Software-Kompetenzen liegen. Autonomes Fahren und digitale Mobilitätsdienste werden nach Einschätzung von VW den das Geschäft am Automobilmarkt in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

QUERELEN DER VERGANGENHEIT


Diess hatte bereits zwei Mal im vergangenen Jahr einen Vorstoß zu einer vorzeitigen Verlängerung seines bis 2023 laufenden Vertrages unternommen. Dagegen stemmte sich der frühere VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Zwischen Diess und den Arbeitnehmervertretern kam es mehrfach zu Konflikten über das vom Konzernchef forcierte Tempo beim Umschwung des Autoherstellers zu Elektromobilität. Denn das geht mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen einher. Mittlerweile hat Osterloh aber die Seiten gewechselt und ist Personalvorstand bei der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton. Doch auch die Eignerfamilien Porsche und Piech verhielten sich damals reserviert zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung, obwohl sie Diess' Pläne prinzipiell unterstützen, wie Insider sagten.

Der ehemalige BMW-Manager war Mitte 2015 - wenige Monate vor Bekanntwerden des VW-Dieselskandals - als Chef der Hauptmarke VW nach Wolfsburg gewechselt. Schon damals zog er wegen seines forschen Auftretens und seines Tempos bei Veränderungen Kritik auf sich. Im April 2018 rückte Diess an die Konzernspitze. Er machte gleich klar, dass er die aus seiner Sicht verkrusteten Strukturen aufbrechen und Volkswagen flexibler machen wolle, um es mit dem US-Elektroautopionier Tesla aufzunehmen.

In der Strategie 2030 ist ein Plan, wie die Belegschaft auf dem "Weg vom klassischen Ingenieurs- und Facharbeiter-Konzern zu den weiteren Arbeitsfeldern eines Tech-Unternehmens" mitgenommen werden soll, ein wichtiger Baustein, wie VW weiter erklärte. Die Veränderungsmöglichkeiten und eine breite Qualifikation der Beschäftigten seien ein entscheidender Erfolgsfaktor. "Hierbei sieht der Aufsichtsrat den Betriebsrat und die Mitbestimmung im Volkswagen-Konzern als klaren Vorteil, um den Umbau des Unternehmens gemeinsam zu gestalten", signalisieren die VW-Sozialpartner Einigkeit. An der Spitze des Betriebsrats steht nach Osterlohs Ausscheiden erstmals eine Frau, die 46 Jahre alte Wolfsburgerin Daniela Cavallo.

Europas größter Autokonzern erzielte im ersten Halbjahr trotz Produktionspausen wegen des Halbleiter-Mangels einen Betriebsgewinn von rund elf Milliarden Euro. Die Absatzerholung habe zu sehr hohem Umsatz und operativem Ergebnis geführt, teilte VW ebenfalls am Freitag mit. Im ersten Halbjahr 2020 hatte VW wegen der Corona-Pandemie operativ 800 Millionen Euro Verlust gemacht, denn der Autohandel lag im Lockdown am Boden, sodass der Fahrzeugabsatz einbrach. Im Vorkrisenjahr 2019 hatte VW in der ersten Jahreshälfte ein Betriebsergebnis von zehn Milliarden Euro eingefahren.

rtr