Der Blick auf die Performance der führenden Kryptowährungen fällt dieses Mal am Sonntagabend anders aus als in den vergangenen Wochen. Denn unter den gemessen an der Marktkapitalisierung Top-5-Vertretern gab es keinen einzigen Wert, der entweder im Wochenvergleich oder auf Sicht der vergangenen 24 Stunden Grün blinkte.

Für dicke Minuszeichen auf kurzfristiger Sicht sorgte eine regelrechte Ausverkaufswelle, die sich plötzlich am Wochenende breit machte. Wie sehr es zur Sache ging, zeigt sich am Marktführer Bitcoin, der am Mittwoch bei 64.586,63 Dollar noch einen neuen Rekord markiert hatte. Denn dieser gab in der Spitze am Sonntag von 61.379,40 Dollar auf 52.829,54 Dollar nach. Das bedeutet einen Absturz von bis zu 14 Prozent. Der Marktwert aller gut 9.000 Kryptotitel fiel zeitweise von rund 2,2 Billionen auf etwa 1,9 Billionen Dollar.

Als Auslöser des Ausverkaufs wurden laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa-AFX Gerüchte genannt, wonach das US-Finanzministerium verstärkt gegen die Verwendung von Kryptowährungen für Geldwäsche vorgehen könnte. Dies berichteten mehrere auf Nachrichten zu Kryptowerten spezialisierte Internetseiten. Ebenso war das Gerücht auf einschlägigen Twitter-Konten aus der Kryptoszene zu lesen.

Der Kryptomarkt ist auf den Hund gekommen


Trotz dieser Turbulenzen blieb die Zusammensetzung der Top-5-Kryptos unverändert. Auf Platz sechs ist dafür neu Dogecoin zu finden. Möglich gemacht hat das Vorrücken in der Marktkapitalisierungs-Rangliste ein Wochenplus von gut 340 Prozent - was im Übrigen Platz eins bei der Wochen-Performance bedeutet (der größte Verlierer war Dent mit minus 33,49 Prozent).

Dogecoin (DOGE) basiert auf dem beliebten Internet-Meme "doge" und zeigt einen Shiba Inu auf seinem Logo. Die Open-Source-Digitalwährung wurde von Billy Markus aus Portland, Oregon und Jackson Palmer aus Sydney, Australien, erstellt und wurde im Dezember 2013 von Litecoin abgezweigt. Die Schöpfer von Dogecoin sahen es laut dem Kryptowährungs-Daten-Anbieter Coinmarketcap.com als eine lustige, unbeschwerte Kryptowährung, die einen größeren Anklang über das Bitcoin-Kernpublikum hinaus haben würde, da sie auf einem Hunde-Meme basiert. Tesla-CEO Elon Musk postete mehrere Tweets auf sozialen Medien, dass Dogecoin seine Lieblingsmünze sei.

Die Nachfrage nach Dogecoin stieg in der Vorwoche so rasant, dass deswegen phasenweise das Kryptowährungs-Handelssystem beim Online-Broker Robinhood zusammenbrach. Wer allerdings nach wirklich handfesten fundamentalen Gründen für den aktuellen Hype sucht, der wird nicht fündig. Krypto-Guru Mike Novogratz hat aufgrund von Exzessen wie diesem sogar vor einer kurzfristigen Ausverkaufswelle gewarnt.

"Ich habe eine Menge von seltsamen Münzen wie Dogecoin gesehen und sogar XRP haben riesige Sprünge gemacht, was bedeutet, das derzeit viel Verrücktheit am Markt mit im Spiel ist. So etwas endet nie gut und deshalb werden wir wahrscheinlich an irgendeinem Punkt demnächst einen Ausverkauf bekommen", ließ der Gründer und Geschäftsführer der auf Krypto fokussierten Investmentgesellschaft Galaxy Digital wissen.

Beachtung fand in diesem Zusammenhang im Übrigen ein Tweet von Documenting Ether, in dem es darum ging, wie hoch ein Investment inzwischen wäre, wenn man den in den USA gewährten Stimulus-Scheck vom April 2020 in Höhe von 1.200 Dollar zum Kauf von Bitcoin, Ether oder Dogecoin verwendet hätte. Das unglaubliche Ergebnis zeigt die nachfolgende Grafik.

Die jüngsten Nachrichten-Highlights zur Krypto-Welt


Wie der vorstehende Bericht zum Marktgeschehen bereits andeutet, ist in der Krypto-Welt in den vergangenen Tagen einiges passiert. Es war aber noch viel mehr los, angesichts der Fülle der Nachrichten beschränken wir uns aber auf die beiden wichtigsten Highlights plus einer ergänzenden Stimmungsmeldung. Ein Hinweis dazu: die nach der jeweiligen Überschrift zu sehenden Plus- und Minuszeichen zeigen an, ob wir eine Meldung als positiv oder negativ für das Krypto-Universum einstufen. o steht für eine neutrale Bedeutung):

Coinbase sorgt mit dem eigenen Börsengang für Furore (+): Die größte US-Handelsplattform für Krypto-Währungen Coinbase kam am Mittwoch per Direkt-Listing an die Tech-Börse Nasdaq. Nachdem die Nasdaq den Referenzpreis im Vorfeld in Anlehnung an jüngste Finanzierungsmaßnahmen im außerbörslichen Handel auf 250 Dollar je Aktie festgezurrt hatte, betrug der erste Handelskurs 381 Dollar. Das entsprach fast einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar. In der Spitze ging es am ersten Handelstag bis auf knapp 430 Dollar nach oben, den Handel beendete die Notiz aber bei deutlich tieferen 328,28 Dollar. Wobei das aber noch immer gleichbedeutend mit einer Marktkapitalisierung von 65,4 Milliarden Dollar war. Ins Wochenende ging es dann mit Kursen von 342,00 Dollar. Fazit: Der von Coinbase vollzogene Börsengang dürfte den Weg für ein Listing weiterer Vertreter aus der Krypto-Welt geebnet haben.

Türkei verbietet Zahlungen mit Kryptowährungen (-): Für Krypto-Anleger gab es am Freitag eine Hiobsbotschaft aus der Türkei. Denn die dortige Zentralbank verbot Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Der Handel mit unregulierten digitalen Währungen und das Bezahlen damit führten möglicherweise zu "irreparablen" Schäden, erklärte die Behörde am Freitag laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Zuletzt hatten immer mehr Geschäfte in der Türkei Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptiert. Betroffen von der neuen Regel, die ab Ende April gelten soll, seien direkte und indirekte Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen, Auch hat die Zentralbank Sorge, dass durch Cyberdevisen die Türkische Lira weiter unter Druck gerät. Das Halten von Digitalwährungen scheint von dem Verbot dagegen nicht betroffen zu sein. Fazit: Staatliche Verbote sind das größte Risiko für Kryptowährungen. Wie real diese Gefahr ist, zeigen die Meldungen aus der Türkei. Alles entscheidend wird allerdings sein, was dazu die USA und Europa entscheiden.

Fondsmangager wittern bei Bitcoin mit überwiegender Mehrheit eine Preisblase (-): Das ist der in der Vorwoche veröffentlichten April-Ausgabe des monatlich erscheinenden Global Fund Manager Survey der Bank of America (BofA) Global Research zu entnehmen. Wie die Grafik zeigt, sind 74 Prozent der Befragten der Meinung, dass Bitcoin eine Blase ist, während nur 16% denken, dass Bitcoin keine Blase ist. Zudem sind 27 Prozent der Ansicht, dass Bitcoin jenes Asset sind, das am meisten überbesetzt ist, was das Anlegerinteresse angeht. Getoppt wird das nur durch die Techaktien mit einem Anteil von 31 Prozent der Antworten. Fazit: Wie das erwähnte Beispiel von Dogecoin gibt es aktuell Überhitzungserscheinungen. Eine kalte Dusche zur Abkühlung der Gemüter käme deshalb alles andere als überraschend.