"Unsere schon optimistischen Prognosen wurden zuletzt nochmals übertroffen", sagt Dividendenexperte Andreas Hürkamp.

Vor allem die Autobauer Daimler und VW wollen mehr als erwartet an ihre Investoren ausschütten. Auch der Gesundheitskonzern Fresenius, seine ebenfalls im Dax gelistete Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care, der Chiphersteller Infineon, der Software-Anbieter SAP und die Deutsche Post überraschten mit höheren Dividendenversprechen. Der Energieriese RWE und der Gasekonzern Linde locken Anleger sogar mit einer Sonderausschüttung. Lediglich die Commerzbank zahlt gar nichts aus und auch die Anleger der Deutschen Bank werden Analystenprognosen zufolge weniger erhalten als für 2016.

STARKE KONJUNKTUR LÄSST KASSEN KLINGELN



Der Grund für den Dividendenregen liegt auf der Hand: Der weltweite Konjunkturmotor brummt und die Gewinne der Unternehmen sprudeln. "Die Dax-Unternehmen profitieren besonders von dem Wirtschaftswachstum, weil sie ihre Waren in die ganze Welt liefern", erklärt Hürkamp. In Deutschland legte die Wirtschaft 2017 um 2,2 Prozent zu, so stark wie seit 2011 nicht mehr. Auch in den USA und in Asien ging es nach oben. Ein Richtungswechsel ist erst einmal nicht in Sicht: Für die globale Wirtschaft erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Zuwachs von je 3,9 Prozent in den Jahren 2018 und 2019.

Die Experten der DZ Bank rechnen vor, dass rund 41 Prozent der Gewinne der Dax-Konzerne in Form von Dividenden an die Aktionäre gehen. "Das ist leicht mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre", sagt Analyst Michael Bissinger. Weil aber auch die Profitabilität der Firmen deutlich angestiegen sei, könnten sie trotz höherer Gewinnausschüttungen noch in den Ausbau ihres Geschäfts investieren. "Die Dividenden wurden von den Unternehmen erwirtschaftet, werden insgesamt nicht aus der Substanz bezahlt und erscheinen nachhaltig."

Im internationalen Vergleich stehen die Dax-Firmen gut da: Sie kommen im Schnitt laut den Berechnungen der Analysten auf eine Dividendenrendite von rund drei Prozent. Unternehmen aus dem US-Index S&P 500 und dem japanischen Topix kommen demzufolge nur auf knapp zwei Prozent. Dafür legten etwa US-Unternehmen mehr Wert auf Aktienrückkäufe, betont Bissinger.

US-ANLEIHEN WERFEN BEREITS MEHR RENDITE AB



Für die kommenden zwei Jahre erwarten die Experten weiter steigende Dividenden. "2018 und 2019 sind voraussichtlich wieder Rekordsummen drin", zeigt sich Hürkamp von der Commerzbank zuversichtlich. "Die Wirtschaft brummt und das dürfte sich positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken." Möglich sei eine erneute Dividendenerhöhung von rund 15 Prozent zum Vorjahr.

Allerdings sollten Anleger die Entwicklung der Zinsen im Auge behalten, warnt Bissinger. So erhielten sie etwa in den USA für zehnjährige Staatsanleihen inzwischen wieder fast drei Prozent, also einen Prozentpunkt mehr als Dividendentitel abwerfen. "Da in den USA 2018 drei Leitzinserhöhungen erwartet werden, sollte im Laufe des Jahres auch der US-Leitzins über die Dividendenrendite klettern."

In der Euro-Zone ist dagegen von Leitzinserhöhungen noch nichts zu sehen. Experten gehen davon aus, dass die Niedrigzinsphase noch länger anhalten wird. Aber auch die Europäische Zentralbank stellt ihre Weichen allmählich in Richtung weniger expansiver Geldpolitik. Dies sei nicht zwingend schlecht für Aktien, meint Bissinger. Steigende Zinsen stünden für zunehmenden Wirtschaftsoptimismus, was für Firmen grundsätzlich positiv sei. "Eine negative Performance von Dividendenwerten war hauptsächlich in Krisen- und Rezessionsjahren zu beobachten."

rtr