Endlich mal gute Nachrichten bei Bayer - und die Börse reagiert sofort. Was hinter dem Kurssprung steckt - und wie nachhaltig die Erholung sein könnte.

Überraschend starke Studienergebnisse zum neuen Gerinnungshemmer Asundexian lassen den Kurs von Bayer heute geradezu explodieren. Die Aktie stieg am Montag phasenweise um zwölf Prozent und erreichte bei 30,98 Euro einen Jahreshöchststand. Wenige Cent unter dem Zwischenhoch vom Oktober 2024 drehten die Papiere der Leverkusener allerdings wieder ein wenig und notieren um 11.45 Uhr noch neun Prozent im Plus.

Insgesamt bewegt sich die Aktie der Bayer AG (ISIN DE000BAY0017) damit weiter in einer kleinen Erholungsphase: Zwar belasten hohe Rechts- und Umstrukturierungskosten das Ergebnis immer, doch Fortschritte im Pharmasegment sowie eine stabile Agrarsparte geben den Anlegern offenbar zunehmend Hoffnung. Allerdings sollten sich Aktionäre noch nicht zu früh freuen.

Deshalb sprang heute die Bayer-Aktie an

Auslöser des heutigen Kurssprungs der Bayer-Aktie sind die Phase III-Ergebnisse zu dem oralen Gerinnungshemmer Asundexian. In Kombination mit einer Thrombozytenaggregationshemmung hat der neue Wirkstoff das Risiko für ischämische Schlaganfälle bei Patienten nach einem nicht-kardioembolischen Schlaganfall signifikant reduziert – ohne Erhöhung schwerer Blutungsereignisse. Die US-Behörde Food and Drug Administration (FDA) hat dem Wirkstoff den Fast-Track-Status zuerkannt, damit erhöhen sich die Zulassungschancen zusätzlich. Analysten sehen für Asundexian ein potenzielles Blockbuster-Umsatzvolumen von mehr als einer Milliarde US-Dollar pro Jahr – manche Modelle gehen sogar von bis zu drei Milliarden aus. 

Damit könnte Asundexian der lange ersehnte Retter für Bayer sein und eine Schlüsselrolle in der Transformation des Pharmageschäfts spielen. Denn viele ältere Medikamente im Bayer-Portfolio erlitten zuletzt empfindliche Umsatzrückgänge. Allerdings mahnen Experten zur Zurückhaltung: Es müssten noch die vollständigen Studiendaten veröffentlicht werden – insbesondere im Vergleich mit Konkurrenzwirkstoffen wie Milvexian von Bristol-Myers Squibb. 

Auch die jüngsten Geschäftszahlen von Bayer machen Hoffnung

Für das dritte Quartal 2025 hatte Bayer einen Gruppenumsatz von 9,66 Milliarden Euro gemeldet, was einem währungs- und portfoliobereinigten Wachstum von 0,9 Prozent entspricht. Allerdings haben die Leverkusener die Analystenschätzungen damit minimal um 0,26 Prozent verfehlt. Die Nettogewinnmarge im letzten Quartal war negativ: minus zehn Prozent. Das EBIT lag mit 543 Mio. Euro nochmals deutlich im Minus, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 3,822 Millionen Euro ausgewiesen wurde. Das von Bayer errechnete EBITDA vor Sondereffekten stieg indes auf 1,511 Milliarden Euro (plus 20,8 Prozent) – getrieben vor allem durch die Agrar-Division Crop-Science. Dort stiegen die Umsätze auf 3,858 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent), insbesondere durch ein starkes Wachstum im Bereich Corn Seed & Traits (plus 22,4 Prozent). 

Für das Gesamtjahr 2025 bestätigte Bayer die Prognose. Der Konzern erwartet ein bereinigtes EBITDA im Bereich von 9,7 bis 10,2 Milliarden Euro. Dennoch schleppt Bayer weiterhin erhebliche Sonderlasten mit sich herum: Für 2025 sind schon wieder Sondereffekte in Höhe von 3,5 bis vier Milliarden Euro einkalkuliert – überwiegend für Klagen rund um Monsanto-Produkte wie Glyphosat und PCB. 

Der Konzern befindet sich also weiterhin in einer Übergangsphase: Während die Agrarsparte langsam wieder Tritt fasst, bleibt das Pharmageschäft unter Druck – nicht zuletzt wegen des Verfalls vieler Patente wie dem Gerinnungshemmer Xarelto. Dort droht nun Konkurrenz durch günstiger Nachahmerprodukte.

Charttechnik mahnt bei Bayer-Aktie zur Vorsicht

Es läge nahe, den heutigen Kurssprung als gelungenen Ausbruch der Bayer-Aktie zu bewerten. Doch das könnte sich als vorschneller Irrtum erweisen. Denn der Aktienkurs sprang im Grunde lediglich auf das Niveau des seit knapp zwei Jahren bestehenden, wichtigen Widerstandes im Bereich von 30 Euro. Erst wenn der Kurs mehrere hintereinander signifikant ein darüber schließen würde, könnte man tatsächlich von einem gelungenen Ausbruch sprechen. 

Aber wann ist ein Ausbruch signifikant? Die Mehrheit der Analysten setzen dafür einen Schlusskurs von mindestens drei Prozent über dem Widerstand voraus («Preisregel»). Aber auch die Zeitkomponente ist zu berücksichtigen: Signifikanz wird in zeitlicher Hinsicht grundsätzlich dann angenommen, wenn die Schlusskurse an zwei Tagen einen Durchbruch darstellen («Zeitregel»).

Damit ist auch klar: Der heutige Kurssprung der Bayer-Aktie ist lediglich ein Hoffnungszeichen, aber (noch) kein gelungener Ausbruch! Vorsichtig agierende Anleger bleiben daher noch an der Seitenlinie und steigen erst ein, wenn die Bayer-Aktie wiederholt über 31 Euro bei schließt.

Chart Bayer-Aktie
https://de.tradingview.com/chart/?symbol=XETR%3ABAYN
Chart Bayer-Aktie

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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.