Zudem könnte die Ankündigung höherer Zölle im Zusammenhang mit den lauter werdenden Forderungen für ein Amtsenthebungsverfahren stehen. Auch in Zukunft ist kaum damit zu rechnen, dass sich die vielen Streitigkeiten allesamt lösen lassen. Und selbst wenn: Der Schaden für die Weltwirtschaft ist da.
Im Euroraum gibt es für die italienische Regierung auch kein Halten mehr. Innenminister Salvini stellt sich nach dem Erfolg bei den Europawahlen ganz offen gegen die Fiskalregeln und fordert nun ein schuldenfinanziertes Wachstumsprogramm für Italien. Damit könnte er die populistische Tür im Euroraum weit aufstoßen und den Stabilitätsgedanken weiter schwächen. Dies wird sich natürlich auch auf das Verhalten der Investoren auswirken, die sich von Ländern wie Italien wieder distanzieren könnten.
In Deutschland dagegen wird die Regierungskoalition von den enttäuschenden Ergebnissen der Europawahl geschwächt. Die Ankündigung von SPD-Parteichefin Nahles, von allen Ämtern zurückzutreten, geht zulasten der Stabilität der Regierung . In Anbetracht dessen ist kaum davon auszugehen, dass die Bundesregierung noch wichtige Impulse geben kann - weder für Deutschland noch den Euroraum und schon gar nicht auf der weltwirtschaftlichen Bühne.
Vor diesem weltwirtschaftlichen und politischen Hintergrund dürfte die Unsicherheit an den Finanzmärkten kaum geringer werden. Die rational richtige Antwort der Investoren lautet niedrige oder negative Renditen von als sicher geltenden Staatsanleihen, steigende Renditen für Anleihen mit einem höheren Risiko und zur Schwäche neigende Aktienmärkte. Für einen Ausverkauf von Risikoassets braucht es jedoch wohl spürbar stärkere Belastungsfaktoren. Die Leidensfähigkeit der Investoren ist hoch, da sie von den Renditen sicherer Anlagen abhängt, und diese sind in den meisten Fällen negativ.
Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.