Obwohl sich mit Aktien als auch mit Immobilien seit einigen Jahren gutes Geld verdienen lässt, interessieren sich viele deutsche Anleger nach wie vor auch rege für Edelmetalle, obwohl diese bekanntlich keine laufende Verzinsung abwerfen. Besonders groß ist dabei bekanntlich die Vorliebe für Gold.

In diesem Jahr kann das Edelmetall zum aktuellen Stand auf Dollar-Basis auch überschaubare Gewinne auf der Habenseite verbuchen. Deutlich besser läuft es sogar für Palladium, das sich regelrecht auf Haussekurs befindet. Die Preise für Platin und Silber treten dagegen grob gesprochen weitgehend auf der Stelle.

Als Alternative zu anderen Assets wie Aktien, Anleihen oder Immobilien ziehen viele Investoren Edelmetalle auch deshalb in Betracht, weil man sich hiervon Schutz vor etwaigen Krisen oder vor Spekulationsblasen erhofft. Die vielen politischen Krisenherde tragen ihren Teil dazu bei, das Interesse hoch zu halten. Hinzu kommt als Pluspunkt ein in diesem Jahr zu registrierendes Comeback in Teilen des Rohstoff-Segments. Das nährt die Hoffnung darauf, dass auch die Edelmetalle demnächst wieder als Gruppe nachhaltig in den Vorwärtsgang finden.

Auch weil bei der Geldanlage in Edelmetallen nicht selten die Emotionen eine Rolle spielen, macht es Sinn, sich etwas näher damit zu beschäftigen, wie Experten momentan die Ausgangslage in dem Bereich beurteilen. Dieser Aufgabe haben sich die Analysten der UBS in einer Studie angenommen. BÖRSE ONLINE stellt auf den nachfolgenden Seiten die Preisprognosen der Schweizer Privatbank für Gold, Silber, Platin und Palladium bis 2021 vor. Zudem erläutern wir, wie die UBS die Prognosen argumentativ untermauert. Stimmen die Vorhersagen, müssten alle Edelmetalle längerfristig zulegen, obwohl die Preisvorgaben zuletzt etwas gesenkt wurden.

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Platin



Bei Platin hat die UBS die Preisprognosen von 2017 bis 2021 jeweils um ein bis drei Prozent gesenkt. Für 2017 ging es mit der Vorgabe beispielsweise leicht von 980 Dollar auf 970 Dollar nach unten. Das vergleicht sich mit einem aktuellen Marktpreis von 933 Dollar und einem Analystenkonsens von 961 Dollar.

Für die Folgejahre gibt sich zwar auch der Analystendurchschnitt optimistischer, aber die UBS ist mit ihren Vorhersagen besonders zuversichtlich. Die Messlatte für 2018 bewegt sich bei 1.030 Dollar und für 2019 bei 1.175 Dollar. Für die beiden Jahre danach rechnet man sogar mit Notierungen von 1.325 Dollar und 1.370 Dollar.

Die insgesamt enttäuschende Vorstellung von Platin in diesem Jahr führen die Experten vor allem auf die negativen Nachrichten rund um die Dieselmotoren zurück. Weil Platin bei den Dieselmotoren Verwendung finde, sei damit eine große Belastung einhergegangen. Wie sehr sich diese auswirke, zeige sich daran, dass Platin erstmals seit 2001 wieder mit einem Preisabschlag gegenüber Palladium gehandelt werde.

Die Preisreaktion aufgrund der aus Sicht von Platin negativen Entwicklungen im Automobilsektor hält die UBS inzwischen aber für übertrieben. Auf die Nachfrage würde sich alles das jedenfalls erst in den kommenden Jahren richtig auswirken. In diesem Jahr dürfte die Nachfrage nach Platin aus der Autoindustrie jedenfalls wenig verändert ausfallen.

Trotz dieses Einwands räumt auch die Schweizer Privatbank ein, dass die fundamentalen Rahmendaten für Platin derzeit nicht gerade attraktiv aussähen. So müssen für die nächsten Jahre mit einem Angebotsüberschuss gerechnet werden. Für dieses Jahr wird dieser Angebotsüberschuss beispielsweise auf 290.000 Tonnen taxiert. Trotzdem stecke bereits viel Negatives in den Preisen drin und es sei eine überverkaufte Marktverfassung zu konstatieren. Damit würden sich Chancen für taktische Platin-Käufe eröffnen.

Die UBS geht von einer anhaltenden Korrelation zum Goldpreis aus. Sollte letzterer mittel- bis langfristig wie erwartet steigen, dürfte sich das auch als Stütze für den Platinpreis erweisen. Den eigenen Analysen zufolge habe der Goldpreis in der Vergangenheit zu 60 Prozent die Preisausschläge bei Platin erklärt. Allerdings bleibe abzuwarten, ob es vor dem Hintergrund der skizzierten Veränderungen in der Autobranche bei diesem Zusammenspiel bleibe.

Wie es heißt wird letztlich auch viel davon abhängen, ob und wann es zu Substitutionseffekten zwischen dem Einsatz von Palladium und Platin kommt. Diese seien in der Vergangenheit immer wieder zu beobachten gewesen und weil Platin derzeit günstig sei als Palladium, seien Anstrengungen denkbar, die zu einer wieder stärkeren Verwendung von Platin führen.

Charttechnik





Nach einem starken Anstieg von 1999 bis 2008 tut sich der Platin-Preis seitdem sehr schwer. Vom damaligen Rekordhoch von rund 2.273 Dollar handelt Platin meilenweit entfernt. Die Kursausschläge in der jüngeren Vergangenheit waren dabei extrem, wobei sich die Preisbewegungen zuletzt immerhin etwas beruhigt haben. Für dieses Jahr ist bisher unter dem Strich ein Seitwärtstrend zu konstatieren. Dessen obere Begrenzung bewegt sich bei 1.033 Dollar und die untere Begrenzung bei 891,00 Dollar. Erst Notierungen darüber oder darunter generieren neue bedeutsame Chartsignale.

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Palladium



Das momentan bei 958,50 Dollar notierdende Palladium ist das einzige Edelmetall, bei dem die UBS die Preisprognose angehoben hat. Und das gilt auch nur für die Vorhersage in diesem Jahr, die um drei Prozent von 720 Dollar auf 845 Dollar erhöht wurde. Damit bewegt man sich jetzt vier Prozent über dem Analystenkonsens von 809 Dollar.

Die Schätzungen für die nächsten Jahre blieben dagegen unverändert. Das heißt, für 2018 und 2019 kalkuliert man mit Preisen von 875 Dollar und 1.000 Dollar. Für 2020 und 2021 sehen die Planungen Notierungen von 1.125 Dollar und 1.160 Dollar vor. Das sind deutlich höhere Vorgaben als das, was andere Analysten im Schnitt erwarten. Denn diese sagen etwa für 2021 nur Preise von 885 Dollar vorher.

Wie bereits eingangs angedeutet, hat sich Palladium in diesem Jahr zum Edelmetall mit der besten Performance gemausert. Anders als bei Platin profitiert Palladium dabei von den jüngsten Entwicklungen in der Automobilbranche. Denn durch die Verwendung in Benzin- und in Hybridmotoren steigt die Nachfrage nach Palladium, weil diese beiden Antriebe gegenüber Dieselmotoren Marktanteile gewinnen.

Trotz des damit einhergehenden günstigen Umfelds können sich die UBS-Analysten vorstellen, dass der Palladium-Preis jetzt kurzfristig erst einmal eine Auszeit nimmt. Denn schließlich habe die Notiz zuletzt bereits einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen, was erst einmal verdaut werden müsse.

Nach den starken Aufschlägen gebe es aus Anlegersicht jedenfalls große Anreize für Gewinnmitnahmen. Sollte es dazu kommen, könnte das zum Jahresende hin Preisdruck ausüben. Das gelte umso mehr, als der Palladium-Markt relativ illiquide sei. Etwaige Preisschwächen seien dann aber als Kaufgelegenheiten zu interpretieren.

Die Tatsache, dass die Preise am Terminmarkt höher seien als am Kassamarkt deute generell auf eine angespannte Angebots-Nachfrage-Situation hin. Wie bereits im Abschnitt zu Platin angedeutet, geht man aber trotz allem nicht davon aus, dass der derzeitige Preisaufschlag von Palladium gegenüber Platin dauerhaft verteidigt werden kann. Vielmehr dürften Substitutionseffekte zwischen diesen beiden Edelmetallen mittel- bis langfristig wieder für eine Umkehr sorgen.

Derzeit sei die Ausgangslage aber konstruktiv und insbesondere sei reges Kaufinteresse aus China/Asien zu registrieren. Abzuwarten bleibe dagegen was passiere, wenn die batterie-betriebenen Elektro-Fahrzeuge mehr an Bedeutung gewinnen.

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Mit dem Preis von Palladium geht es nicht erst seit diesem Jahr sondern bereits seit Anfang 2016 deutlich nach oben. Ausgehend von einem damals gültigen Zwischentief von 469,15 Dollar hat sich die Notiz in der Zwischenzeit in der Spitze mehr als verdoppelt. Mit dieser Bewegung ist es gelungen, den zuvor bestehenden mehrjährigen Seitwärtstrend zu beenden. Das ist ein starkes Chartsignal, das solange Bestand hat, wie der seit Anfang 2016 bestehende Aufwärtstrend hält.

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Silber



Den Silberpreis taxiert die UBS für dieses Jahr derzeit auf 17,30 Dollar je Feinunze, nachdem kürzlich die Prognose um vier Prozent nach unten genommen wurde. Das ist eine Vorgabe, die sich praktisch auf dem Niveau des derzeitigen Handelskurses von 17,19 Dollar bewegt und sich zudem mit dem Analystenkonsens deckt.

Für die Folgejahre ist die Schweizer Privatbank aber deutlich optimistischer für Silber eingestellt als die Analysten-Konkurrenz und das, obwohl auch für 2018 und 2019 jüngst die Vorgaben um sieben bzw. drei Prozent nach unten korrigiert wurden. Die neuen Schätzungen sehen für 2018 und 2019 Preise von 18,2 Dollar und 19,8 Dollar vor. 2020 sollen daraus dann 21,0 Dollar werden und 2021 sogar 21,6 Dollar. Der Analystenkonsens veranschlagt den Silberpreis für 2021 dagegen auf deutlich niedrigere 18,9 Dollar.

Mit Blick auf das laufende Jahr räumt Stratege Joni Teves aber ein, dass Silber bisher deutlich schlechter abgeschnitten hat als man das hätte erwarten können. Auch im dritten Quartal habe es gute Gründe für ein besseres Abschneiden gegeben, wie etwa Steilvorlage, die von den stark gestiegenen Preisen für Industriemetalle ausging, doch Silber habe daraus nichts gemacht.

Die UBS erklärt das auch gegenüber Gold schwächere Verhalten damit, dass der Goldpreis 2017 von strategischen Investments dank seiner Rolle als sicherer Hafen profitierte. Das sei ein Pluspunkt, von dem Silber in der Regel weniger profitiere. Die für das laufende und das kommende Jahr gesenkte Preisprognose erklärt Teves auch damit, dass man nun von einer moderaten Gold-Silber-Ratio als bisher ausgeht.

Allgemein dürfte sich Silber in Ermangelung eigener Preistreiber zunächst bis auf weiteres an der Entwicklung beim Gold orientieren. Kurzfristig sei dabei eine etwas bessere Entwicklung als beim Gold denkbar, insgesamt gebe es derzeit aber keine Gründe dafür, warum Silber mittelfristig deutlich besser laufen sollte als Gold.

Typischerweise schlage sich Silber dann nachhaltig besser als Gold, wenn Optimismus in Sachen Wirtschaftswachstum vorherrsche und die Risiken im Umfeld eher begrenzt seien. In der Vergangenheit sei auch zu beobachten gewesen, dass Silber als spekulatives kurzfristiges Anlageinstrument genutzt werden, was auch mit den oftmals volatilen Ausschlägen zu tun hat.

Auf der Nachfrageseite stehe die Industrie zwar für rund 50 Prozent der Nachfrage, die Preise würden aber letztlich oft vom Anlegerinteresse getrieben. Aus der Industrie seien die Impulse sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite zunächst voraussichtlich begrenzt. In Sachen physischer Silber-Investments zeichne sich in diesem Jahr eine etwas niedrigere Nachfrage ab. Dazu passe das etwas nachgelassene Interesse an US-Silbermünzen sowie die in den vergangenen Monaten zu registrierende Liquidation von Silber-ETF-Beständen.

Insgesamt bewegten sich die ETF-Bestände in diesem Jahr aber noch leicht im Plus, weil es 2017 zunächst zu nennenswerten Zuflüssen gekommen sei. Viel Bewegung gab es auch an der Terminbörse Comex. Während die Positionierung im April noch so hoch war wie nie zuvor, fiel sie anschließend bis auf Zwischentiefs aus dem Jahr zurück. Ähnliches sei auch an der Shanghai Gold Exchange zu beobachten gewesen.

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Der Silberpreis bewegt sich aktuell im Bereich von unter anderem in den Jahren 2014 und 2010 gültigen Ständen. Für die vergangenen drei Jahre muss ein Seitwärtstrend konstatiert werden, während die Notiz von April 2011 bis Ende 2015 stark abgesackt war. Neue nachhaltige Chartimpulse gibt es beim Silberpreis im Grunde genommen erst dann, wenn die zuletzt gültige Bandbreite nach oben oder nach unten hin durchbrochen wird. Das wäre bei Notierungen von 20,63 Dollar bzw. bei 13,68 Dollar der Fall.

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Gold



Beim derzeit bei rund 1.290 Dollar je Feinunze gehandelten Gold hat die UBS ihre Preisprognose für 2017 zuletzt etwas von 1.300 Dollar auf 1.270 Dollar gesenkt. Das ist eine Vorgabe, die noch immer leicht über dem Analystenkonsens von 1.256 Dollar liegt.

Für die Folgejahre bleiben die Prognosen unverändert. Im kommenden Jahr sehen die Analysten den Goldpreis bei 1.325 Dollar, für 2019 bei 1.375 Dollar, für 2020 bei 1.425 Dollar und für 2021 bei 1.450 Dollar. Das vergleicht sich für die genannten Jahre mit folgenden Konsensprognosen: 1.271, 1,274, 1,280, 1,275 Dollar. Die Gegenüberstellung zeigt, dass die UBS deutlich zuversichtlicher gestimmt ist für den Goldpreis als die Analysten-Konkurrenz.

Stratege Joni Teves traut dem gelben Edelmetall einen Test des Vorjahreshochs zu, sobald die zuletzt etwas überkauften Positionen bereinigt sind. Die jüngste Schwäche des Goldpreises sei nachvollziehbar angesichts des zuletzt gestiegenen Dollars und der gestiegenen US-Anleiherenditen. Wobei diese beiden Anstiege jeweils mit der Aussicht auf höhere Leitzinsen in den USA zurückzuführen seien. Diese Leitzinsperspektive führt er auch als Grund dafür an, warum die Preisprognose für 2017 gesenkt wurde.

Etwas auf die Stimmung hätten außerdem die neuen Rekordhochs an der Wall Street gedrückt, da Aktien ein Konkurrenzprodukt zu Gold sind. Zuversichtlich stimmt ihn, dass die jüngsten Abgaben in geregelten Bahnen verlaufen seien und es jetzt bald wieder Rückenwind über die saisonale Nachfrage für den Goldpreis geben sollte. Vor diesem Hintergrund dürfte das weitere Abwärtspotenzial begrenzt sein. Stattdessen stünden dann die Chancen auf eine Preiserholung im ersten Quartal 2018 gut.

Letztlich sei aber auch für das kommende Jahr das Aufwärtspotenzial begrenzt. Zu tun habe das auch mit dem aus den USA zu erwartenden Gegenwind. Weil die Zinsen aber auch nicht explodieren dürften und man den Dollar eher auf der etwas schwächeren Seite sieht, befürchtet die UBS jedoch auch keinen Ausverkauf.

Was die Positionierung der Marktteilnehmer anbelangt, geht man davon aus, dass es noch deutlich Luft gibt, um die strategisch gehaltenen Gold-Positionen aufzustocken. Schließlich gebe es angesichts der im Umfeld vorherrschenden Risiken nach wie vor gute Gründe, um Gold aus Gründen der Diversifikation im Portfolio zu halten.

Auch fundamental gebe es stützende Faktoren, wie etwa eine robust gesehene Nachfrage in China und in Indien. Als wichtige preistreibende Faktoren gelte es die Entwicklungen bei der Zinspolitik von EZB und Fed zu beachten. Unsicherheiten seien auch mit der US-Fiskalpolitik und den geopolitischen Spannungen verbunden.

Charttechnik





Nach zuvor schwierigen Jahren versucht sich der Goldpreis seit 2016 an einer Bodenbildung. In diesem Jahr sah es phasenweise so aus, als ob neue Zwischenhochs markiert werden könnten, doch zuletzt legte die Notiz für das gelbe Edelmetall wieder etwas den Rückwärtsgang ein. Ein frisches Kaufsignal würde bei einem Sprung über das Vorjahreshoch von 1.366 Dollar generiert. Nach unten hin gilt es unter anderem die Unterstützungszone zwischen 1.200 und 1.212 Dollar zu verteidigen.