Preisbereinigt (real) gab es ein Plus von 4,2 Prozent, das mehr als doppelt so stark ausfiel wie von Ökonomen erwartet und nur etwas unter dem Mai-Wachstum von 4,6 Prozent zurückblieb. "Diese Entwicklung dürfte mit der bundesweit weiter sinkenden Corona-Inzidenz und den damit verbundenen Lockerungen der Bundes-Notbremse zusammenhängen", erklärten die Statistiker den Aufwärtstrend. Diese war vom 23. April bis Ende Juni in Kraft und regelte bundeseinheitlich, dass in Städten und Landkreisen ab einem Inzidenzwert von 100 zahlreiche Kontaktbeschränkungen galten.
"Geöffnete Geschäfte und ausgabefreudige Verbraucher - das passt gut zusammen", kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, den Aufwärtstrend. Im gesamten ersten Halbjahr wuchs der Umsatz im Einzelhandel um 3,2 Prozent. Ohne weitere Lockdowns und bei niedrigen Infektionszahlen erwartet der Handelsverband Deutschland (HDE) im Gesamtjahr 2021 ein Plus von 1,5 Prozent auf dann 586 Milliarden Euro. Allerdings bietet der Einzelhandel mit seinen rund drei Millionen Beschäftigten ein gemischtes Bild - denn rasant wächst nur der Online-Handel von Amazon bis Zalando. Dieser legte von Januar bis Juni um 26,6 Prozent zu.
STOCKENDE IMPFKAMPAGNE ALS RISIKO
Angesichts der vielen Lockdown-Monate befinden sich dem HDE zufolge immer noch viele Handelsunternehmen in akuter Existenznot. So brach der Umsatz des in der Krise stark gebeutelten Handels mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel ein. Staatliche Hilfen würden zwar Kosten wie Mieten oder Löhne und Gehälter abfedern, doch seien die Umsätze aus den vergangenen Monaten verloren.
Das HDE-Konsumbarometer signalisiert für August erstmals nach fünf Monaten wieder eine leichte Eintrübung der Verbraucherstimmung. "Die zuletzt ins Stocken geratene Impfkampagne und steigende Corona-Infektionszahlen haben den geringfügigen Rückgang begünstigt", hieß es dazu. Das Konsumbarometer bleibe dennoch nahe seinem Zweijahreshoch.
rtr