Nach der jüngsten Dax-Rally haben die Anleger am Donnerstag kalte Füße bekommen. Der deutsche Leitindex verlor 1,3 Prozent auf 10.171 Zähler, der EuroStoxx50 gab 1,7 Prozent nach. Seit Wochenbeginn hatten die beiden Indizes rund 2,7 Prozent gewonnen. "Irgendwann mussten die Sorgen um die chinesische Konjunktur die Anleger ja wieder einholen", sagte ein Händler.

Nach jahrelangem Boom steuert die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft 2015 auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Die Erzeugerpreise in China sanken im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,9 Prozent.. Das deute auf eine sinkende Nachfrage und Deflationsgefahr hin, schrieb LBBW-Analystin Antje Laschewski in einem Kommentar. Der chinesische Leitindex Shanghai-Composite gab 1,4 Prozent nach. Zuletzt hatte die Hoffnung auf weitere Finanzspritzen der chinesischen Regierung die Börsen gestützt.

EUPHORIE AM JAPANISCHEN AKTIENMARKT VERPUFFT



In Tokio ging es nach enttäuschenden Konjunkturdaten am Donnerstag ebenfalls bergab. Japan meldete einen überraschenden Rückgang beim Auftragseingang für Maschinen im Juli. Der Nikkei-Index verlor 2,5 Prozent, am Vortag hatte die Aussicht auf niedrigere Unternehmenssteuern die Börse noch um 7,7 Prozent nach oben getrieben.

Auch an der Weltleitbörse in New York herrschte gedrückte Stimmung: Dort zeichneten sich am Nachmittag bei Dow Jones & Co erneute Kursverluste ab. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe fielen mit 275.000 wie erwartet aus. Die Importpreise sanken im August etwas stärker als gedacht.

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E.ON AUF 20-JAHRES-TIEF



Die Aktien von E.ON brachen auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren ein, nachdem die Bundesregierung den Energieriesen zur Aufgabe seiner Pläne für eine Auslagerung der deutschen Atomkraftwerke gezwungen hat. Die Regierung will per Gesetzesänderung verhindern, dass E.ON im Fall einer Abspaltung nur noch fünf Jahre für zusätzliche Kosten haften muss.

"Die Entscheidung kam ziemlich überraschend. Eigentlich war damit gerechnet worden, dass es erst einmal zu einer Klage E.ONs gegen die Gesetzesänderung kommt", sagte ein Händler. "Jetzt sieht es so aus, als ob E.ON seine Kraftwerke und damit seine Risiken nicht los wird und das ist keine gute Perspektive für die Aktie." Die Aktien rutschten in der Spitze um 7,5 Prozent auf 8,94 Euro ab. Die Titel des Rivalen RWE verloren 4,6 Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Versorgeraktien rund 32 und 49 Prozent an Wert eingebüßt.

LANXESS SETZEN SICH AN DAX-SPITZE



An die Dax-Spitze setzten sich dagegen die Aktien von Lanxess mit einem Plus von bis zu 2,8 Prozent. Die Aussicht auf ein Kautschuk-Joint-Venture mit Ineos beflügelte die Titel. Der Chemiekonzern verhandelt Insidern zufolge mit der britischen Ineos über ein Gemeinschaftsunternehmen für sein Kautschukgeschäft. Eine Entscheidung könnte schon in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters.

Reuters