Daneben gaben Fusionsfantasien in der Automobilbranche den Börsen Auftrieb. Dax und EuroStoxx50 legten am Montag jeweils ein halbes Prozent auf 12.069 und 3363 Punkte zu. Der europäischen Automobilindex gewann sogar bis zu 3,5 Prozent. Aus London und New York kamen dagegen keine Impulse, weil die dortigen Börsen feiertagsbedingt geschlossen blieben.

Fiat unterbreitete Renault den Angaben zufolge einen Plan zu einer Fusion, aus der der weltweit drittgrößte Autobauer hervorginge. Die jährlichen Einsparungen durch ein solches Zusammengehen bezifferte der italienisch-amerikanische Konzern auf fünf Milliarden Euro. Fiat-Aktien bescherten die Fusionspläne den größten Kurssprung seit zehn Jahren. Sie rückten in Mailand zeitweise um knapp 20 Prozent vor. Die Titel von Renault steuerten in Paris mit einem Plus von etwa 17 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit fast einem Vierteljahrhundert zu. "Der Markt sendet das eindeutige Signal, dass Fiat und Renault fusionieren sollten", sagte ein Aktienhändler. Die Italiener könnten damit rasch in die Elektromobilität einsteigen, in die sie bislang nicht investiert hätten. Renault bekäme Zugang zum nordamerikanischen Markt.

Die deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen waren ebenfalls gefragt und gewannen bis zu 0,8 Prozent. Lediglich Peugeot-Titel büßten 3,3 Prozent ein. In den vergangenen Monaten hatte es Spekulationen über eine Übernahme von Fiat durch den französischen Renault-Rivalen gegeben. Die Gespräche zwischen Fiat und Renault seien nicht neu, schienen aber in die heiße Phase eingetreten zu sein, sagte ein Börsianer. "Das könnte eine Blaupause für andere Autobauer sein."

KEIN ERDRUTSCH-SIEG DER EUROSKEPTIKER

Am Devisenmarkt behauptete der Euro seine jüngsten Kursgewinne und kostete 1,1192 Dollar. "Die Politikgestaltung auf EU-Ebene dürfte sich mit weniger populistischem Gegenwind als erwartet transparenter und kalkulierbarer gestalten", sagte Jörg de Vries-Hippen, Chef-Anleger für europäische Aktien beim Vermögensverwalter AllianzGI. Investoren richteten ihre Aufmerksamkeit nun auf die Führung der künftigen EU-Kommission, betonte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Denn die Besetzung dieses Postens hat unmittelbare Auswirkung auf die Nachfolge von Mario Draghi als EZB-Präsident. Deutschland wird sicherlich versuchen, einen dieser beiden Posten für sich zu beanspruchen."

Das Pfund Sterling verbilligte sich dagegen wegen einer wieder wachsenden Furcht vor einem ungeordneten EU-Ausstiegs Großbritanniens um 0,3 Prozent auf 1,2675 Dollar. "Das starke Abschneiden der Brexit-Partei bei der Europawahl dürfte Boris Johnson in seiner härteren Haltung gegenüber der EU unterstützen", sagte QC-Experte Altmann. Der ehemalige britische Außenminister und Brexit-Befürworter gilt als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Premierministerin Theresa May, die Anfang Juni zurücktreten will.

Am Anleihemarkt rentierten zehnjährige österreichische Bonds mit 0,179 Prozent zeitweise auf dem niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren, obwohl Bundeskanzler Sebastian Kurz der Sturz seiner Regierung durch ein Misstrauensvotum droht. Seine ÖVP ging allerdings als klare Siegerin aus der Europawahl hervor. Diese galt als Stimmungstest für die geplanten Neuwahlen in dem Land.

rtr