Der vom Präsidialausschuss des Evonik-Aufsichtsrats vorgeschlagene Vorstandsumbau muss noch vom gesamten Kontrollgremium abgesegnet werden, voraussichtlich wird der Aufsichtsrat am 1. März darüber entscheiden.

Der frühere Kommunikationschef Kullmann war 2014 in den Vorstand des Essener Spezialchemiekonzerns aufgerückt, seit Mai 2016 ist er stellvertretender Vorstandschef. Der 47-Jährige hatte Insidern zufolge entscheidend an den milliardenschweren Zukäufen des Konzerns mitgewirkt, die das Geschäft Evoniks auf eine breitere Basis stellen sollen.

Dass der seit Anfang 2009 amtierende Konzernchef Engel keine erneute Amtszeit antreten will, war kein Geheimnis mehr. Insider hatten dies bereits im vergangenen Jahr berichtet. Sein Vertrag wäre 2018 ausgelaufen. Unter Engel hat sich Evonik zu einem international ausgerichteten Spezialchemiekonzern entwickelt. Der ehemalige Manager des Chemikalienhändlers Brenntag trimmte den Konzern nach seinem Amtsantritt 2009 zudem auf Rendite.

Kullmann hat als Strategievorstand nach Zukunftsfeldern für den Konzern und Übernahmezielen Ausschau gehalten. Er gilt als bestens verdrahtet in Wirtschaft und Politik. Kullmann ist auch enger Vertrauter des Chefs der RAG-Stiftung, Werner Müller. Die Stiftung kontrolliert rund 68 Prozent der Evonik-Anteile. Zusammen mit dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Müller sitzt Kullmann zudem im Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, der für Evonik wirbt.

Evonik hatte unter Kullmanns Regie im Dezember für 630 Millionen Dollar das Silica-Geschäft des US-Konzerns JM Huber übernommen. Mit dem Zukauf soll auch das Geschäft in Asien und Nordamerika ausgebaut werden. Zudem erhält Evonik Zugriff auf das Geschäft mit Stoffen für Zahnpasta, hier hat Huber eine führende Marktposition. Evonik hatte zudem eine Sparte des US-Konzerns Air Products für rund 3,8 Milliarden Dollar gekauft. Der Konzern vermindert mit Übernahmen seine Abhängigkeit vom Geschäft mit Zusatzstoffen für Tiernahrung, die etwa in der Hühnermast zum Einsatz kommen.

rtr