Doch die Luft wird dünner. Im zu Ende gehenden Jahr wird der deutsche Leitindex wohl doppelt so stark zulegen.

Hauptargument der Optimisten ist der konjunkturelle Aufschwung: Hier stehen die Ampeln nach nahezu einhelliger Meinung der Experten weiter auf grün. "Die Weltwirtschaft wird 2018 mit noch mehr Dynamik als in diesem Jahr wachsen", meint Carsten Klude, Chefvolkswirt von der Bank M.M. Warburg. Sowohl in den Industrie- als auch in den meisten Schwellenländern hätten sich die Rahmenbedingungen bis zuletzt verbessert. "Selbst die krisengeschüttelten Staaten sind wieder auf einem guten Weg, allen voran die Länder, die Reformen angestoßen haben", ergänzt Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der DekaBank. Das deute auf einen andauernden Konjunkturaufschwung hin, der sich selbst verstärke.

KONJUNKTURMOTOR DÜRFTE WEITER BRUMMEN UND AKTIEN ANTREIBEN



Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank, sieht Potenzial für weiter steigende Unternehmensgewinne und höhere Ausschüttungen. Laut M.M. Warburg gehen Analysten bei den Unternehmen in fast allen Märkten von Gewinnsteigerungsraten im prozentual hohen einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich aus. "Sollten sich diese Einschätzungen bewahrheiten, dürfte 2018 erneut ein gutes Aktienjahr werden."

Auch die anhaltend lockere Geldpolitik ist ein entscheidender Faktor für weitere Kursgewinne. Eigentlich sei beim Dax nicht mehr viel Spielraum nach oben, gibt Commerzbank-Volkswirt Krämer zu bedenken. Das Geschäftsklima befinde sich auf einem historischen Hoch, das Wachstum Chinas schwäche sich ab und das Kurs-Gewinn-Verhältnis sei in Europa nicht mehr niedrig. "Ohne die lockere Geldpolitik der EZB würde ich dem Dax kein weiteres gutes Jahr geben", sagt Krämer.

DIE LUFT FÜR REKORDE WIRD ABER DÜNNER

Politische Risiken, wie die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump oder eine veränderte Wirtschaftspolitik in China, seien in hohem Maße vorhanden, betont Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. Bislang seien diese von den Anlegern weitgehend ausgeblendet worden, das könne sich aber schnell ändern. Auch zeigten sich Investoren zunehmend besorgt, ob Aktien nicht schon zu teuer seien. Das löste zuletzt vor allem bei US-Technologiewerten eine Verkaufswelle aus. "Die zentrale Herausforderung für 2018 ist die Höhenangst", meint David Kohl vom Bankhaus Julius Bär.

Noch geben die meisten Experten Entwarnung. Nach Reuters-Daten liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im Dax derzeit bei 14,6 - der Kurs dieser 30 Werte übertrifft also den Gewinn je Aktie im Schnitt um mehr als das 14-fache. Das ist aber noch unter dem langjährigen Mittel eines KGV von rund 15. Zum Vergleich: In Zeiten der Internet-Blase zur Jahrtausendwende lag das KGV etwa doppelt so hoch. Nichtsdestotrotz könnten nervöse Anleger verstärkt Gewinne mitnehmen, sagen Börsianer.

STARKER EURO BLEIBT AUCH 2018 THEMA



Auch der momentan mit 1,17 Dollar recht starke Euro könnte an den Börsen Bremsspuren hinterlassen. Ein kräftiger Euro schwächt die Absatzchancen der exportstarken Unternehmen der Euro-Zone im Welthandel, weil ihre Waren teurer werden. Allerdings rechnet die Commerzbank damit, dass im kommenden Jahr der Dollar wieder erstarken wird und sehen den Euro bei 1,12 Dollar. Denn obwohl die US-Notenbank für 2018 selbst drei Zinserhöhungen in Aussicht stelle, preise der Markt derzeit weniger ein.

Wegen der Drosselung der Geldflut durch die Zentralbanken steigen Experten zufolge aber auch die generellen Kursrisiken. Nach Ansicht der Deutschen Bank müssen sich Anleger im kommenden Jahr deshalb auf stärkere Schwankungen an den Aktienmärkten einstellen. Doch spricht den Experten zufolge eben vieles dafür, dass die Anleger die höheren Risiken in Kauf nehmen werden.