Dax-Anleger im Kaufrausch: Erstmals in seiner Geschichte durchbrach der deutsche Leitindex am Montag die Marke von 12.000 Punkten. Er legte zwei Prozent auf Kurse über 12.130 Zähler zu. Der EuroStoxx50 stieg um 1,1 Prozent auf 3694,45 Zähler, den höchsten Stand seit Juni 2008. Mit dem Rückenwind der EZB kenne die Euphorie an den Aktienbörsen scheinbar keine Grenzen mehr, erklärte NordLB-Analyst Bernd Krampen. "Fundamental gesehen ist die Welt aber gar nicht so rosig." Der Dax begebe sich auf dünnes Eis, eine Korrektur könne bald anstehen, fügte Krampen mit Blick auf den Streit um die griechischen Schulden und die Spannungen in der Ostukraine sowie den Krieg in Syrien hinzu.

Investoren greifen angesichts der ultralockeren Geldpolitik im Euroraum seit Monaten verstärkt bei Aktien zu. Wer auf der Suche nach Rendite sei, habe angesichts der extrem geringen Verzinsungen von Anleihen keine Alternative mehr, sagte ein Börsianer. So kommt der Dax, der die Aktien der 30 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen enthält, seit Jahresbeginn auf ein Plus von 23 Prozent. Erst Mitte Februar hatte er die 11.000er Marke und nur rund vier Wochen zuvor die 10.000er Marke geknackt.

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ANLEIHEN UND EURO UNTER DRUCK

Mit ihren Bondkäufen hat die EZB bereits die Renditen der meisten europäischen Staatsanleihen auf historische Tiefstände gedrückt. Die Notenbanker wollen bis September 2016 monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen - bis zu einer Rendite von minus 0,20 Prozent. Dies hat die Rendite der zehnjährigen spanischen Papiere in der vorigen Woche erstmals unter ein Prozent gedrückt. Die entsprechenden deutschen Bundesanleihen rentierten zeitweise nur noch mit 0,188 Prozent. Am Montag zogen die Renditen leicht an, da viele Anleger ihre Gewinne mitnahmen. Ziel der EZB ist es, die Kreditvergabe der Banken und damit die Konjunktur anzukurbeln und die sehr niedrige Inflation anzuheizen.

Auch am Devisenmarkt hinterlässt die EZB-Politik tiefe Spuren: Der Euro fiel am Montag bis auf ein neues Zwölf-Jahres-Tief von 1,0456 Dollar. Aus Sicht vieler Analysten dürfte es bis zur Parität, bei der Anleger für einen Euro einen Dollar bekommen, nicht mehr lange dauern. Vor allem die sich verstärkenden Spekulationen auf eine baldige Zinswende in den USA sollten den Dollar für Anleger zunehmend attraktiver machen. Dies belastet seit Wochen die Wall Street. Auch am Montag kamen Dow-Jones - und S&P500 mit Kursgewinnen von 0,6 Prozent deutlich langsamer voran als Dax & Co.

Helaba-Analyst Ulrich Wortberg geht davon aus, dass bei dem Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch der Hinweis gestrichen wird, wonach man die erste Zinserhöhung "geduldig" angehen könne. Eine veränderte Stellungnahme würde der Fed die Flexibilität geben, schon im Juni oder Juli aktiv zu werden.

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MILLIARDENAUFTRAG BEFLÜGELT SIEMENS

Im Dax standen erneut die Aktien von K+S mit einem Plus von 3,7 Prozent auf 32,68 Euro ganz oben. Nach der Vorlage von Geschäftszahlen am Donnerstag äußerten sich viele Analysten positiv und erhöhten ihre Kursziele. Deutlich nach oben ging es auch für Siemens, die in der Spitze 2,2 Prozent auf einem Sieben-Jahres-Hoch von 105,65 Euro zulegten. Der Konzern hat aus Ägypten einen Milliardenauftrag zum Bau von Kraftwerken erhalten.

In Paris brachen die Aktien von Lafarge um bis zu 5,5 Prozent ein. Die Milliarden-Fusion mit dem Schweizer Rivalen Holcim steht auf der Kippe, da der Zementriese Preis und Management-Fragen neu verhandeln will. Holcim-Aktionäre waren weniger schockiert - die Aktien verloren lediglich rund ein Prozent.

In Mailand löste die Ankündigung eines außerordentlichen Heiligen Jahres der katholischen Kirche einen Run auf die Aktien des Autobahnbetreibers Atlantia und des Autobahn-Caterers Autogrill aus. Beide Unternehmen könnten von der Zunahme des Tourismus profitieren, hieß es. Das Jubiläumsjahr beginnt am 8. Dezember 2015 und endet am 20. November 2016.

Reuters