Das eigentlich auf 750 Milliarden Euro begrenzte "Pandemic Emergency Purchase Programme" könnte um 500 Milliarden Euro aufgestockt werden, sagen die meisten Ökonomen voraus. Mit dem Kauf von Anleihen kann sie viel billiges Geld in die Wirtschaft pumpen und damit die Konjunktur stützen. Hintergrund ist, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone noch stärker einbrechen dürfte als zunächst erwartet.

"Wir erwarten eine weitere Lockerung der Geldpolitik, um den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie entgegenzuwirken", schreiben etwa die Ökonomen der BayernLB in einer Analyse. Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert rechnet ebenfalls mit einer deutlichen Erhöhung des PEPP-Programms. Sein Argument: Schon jetzt habe die EZB etwa ein Drittel des ursprünglichen Kaufvolumens von 750 Milliarden Euro getätigt. "Setzt die EZB ihre Käufe mit der bisherigen Dynamik fort, dürfte bereits Anfang Juli - also schon gut drei Monate nach Programmbeginn - die Hälfte der Mittel verbraucht sein, obwohl das Programm laut EZB in jedem Fall bis Jahresende dauern soll", sagte Schubert.

Die Währungshüter selbst haben bereits signalisiert, dass sie nachjustieren wollen. Die EZB sei "voll und ganz bereit", die Wirtschaft notfalls durch eine Erhöhung des PEPP-Programms zu unterstützen, heißt es in den Protokollen der jüngsten Zinssitzung. Auch das Nachschärfen weiterer Instrumente im Krisenkampf schließt sie nicht aus. Commerzbank-Experte Schubert etwa hält es für möglich, dass die EZB das Geld aus fällig werdenden Papieren erneut in die Hand nimmt und reinvestiert. Auch Anleihen sogenannter "fallen angels" - Unternehmen mit herabgestufter Bonität - könnte sie künftig auf ihren Kaufzettel nehmen. "Diese Maßnahme sehen wir vorwiegend als vertrauensbildendes Signal, große Volumina an Käufen erwarten wir eher nicht", betonte Schubert.

Anlass für die Betriebsamkeit der EZB ist die befürchtete Rekordrezession in der Euro-Zone durch die Coronavirus-Pandemie. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bereits die Hoffnung auf einen vergleichsweise milden Konjunktureinbruch begraben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr zwischen acht und zwölf Prozent schrumpfen, sagte sie kürzlich. Bislang waren die Währungshüter von einem Minus zwischen fünf und zwölf Prozent ausgegangen. Das BIP sank bereits im ersten Quartal mit 3,8 Prozent in Rekordtempo. Im laufenden zweiten Vierteljahr rechnen Experten mit einem Minus zwischen zehn und 20 Prozent. Die Euro-Länder hatten mit umfangreichen Geschäftsschließungen und Beschränkungen des öffentlichen Lebens auf den Virus-Ausbruch reagiert, was weite Teile der Wirtschaft lähmte.

rtr