Den Leitzins dürften die Währungshüter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen, wo er bereits seit März 2016 liegt. Aber neue Wachstums- und Inflationsprognosen der Notenbank-Volkswirte werden erwartet.
Die EZB hatte im Oktober beschlossen, ihre vor allem in Deutschland umstrittenen monatlichen Anleihenkäufe ab Januar auf 30 Milliarden Euro zu halbieren. Diese sollen aber bis mindestens Ende September 2018 fortgesetzt werden. Ein klares Enddatum für die Käufe, die mit den Beschlüssen auf 2,55 Billionen Euro anschwellen, nannten die Euro-Wächter bislang nicht. Das Kaufprogramm, das neben Staatsanleihen auch Firmenanleihen, Pfandbriefe und Hypothekenpapiere umfasst, ist aktuell ihr wichtigstes Instrument im Kampf gegen eine aus ihrer Sicht immer noch zu schwache Inflation im Währungsraum.
"Wir erwarten, dass die EZB mit dem Jahreswechsel den Anteil der Firmenanleihen erhöht", erläutern die Ökonomen Jan von Gerich und Tuuli Koivu von der skandinavischen Großbank Nordea. Dies hätte aus Sicht der Experten unter anderem den Vorteil, dass die Notenbank dadurch mehr Spielraum gewinnen würde. Denn beim Erwerb von Bundesanleihen näherte sie sich allmählich ihren selbst gesetzten Obergrenzen. "Weniger Staatsanleihen zu kaufen gibt der EZB mehr Flexibilität", so die Nordea-Volkswirte.
GELDPOLITISCHER AUSBLICK RÜCKT MEHR IN DEN FOKUS
Aus Sicht des Chefökonomen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Uwe Burkert, könnte Draghi auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss zudem erste Hinweise geben, dass die EZB ihren geldpolitischen Ausblick - ihre sogenannte "forward guidance" - womöglich nächstes Jahr ändert. Damit könnte sie die Erwartungen an den Börsen frühzeitig lenken. "Die EZB muss vor der Kurve bleiben, um die Spekulationen an den Märkten steuern zu können", meint Burkert. Bislang halten Draghi & Co sogar an der Option fest, die Anleihenkäufe nötigenfalls erneut aufzustocken. Experten halten dies aber wegen des Konjunkturaufschwungs in der Euro-Zone inzwischen für extrem unwahrscheinlich.
Dies könnte durch die neuen Wirtschaftsprognosen der Notenbank-Volkswirte bestärkt werden, die zur Ratssitzung anstehen. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB-Vorhersagen im Vergleich zur September-Prognose etwas zuversichtlicher ausfallen werden. Die Schweizer Großbank UBS rechnet damit, dass die Volkswirte nun für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 2,0 anstatt von 1,8 Prozent in der September-Schätzung und eine Inflation von 1,3 statt wie zuletzt 1,2 Prozent vorhersagen. Für 2020 erwartet die UBS eine Inflationsprognose der Notenbank von 1,8 Prozent. Damit hätte die EZB ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent wieder in Sichtweite. #