Die US-Notenbank verzichtete wie erwartet auf eine Zinserhöhung und signalisierte ein behutsames Vorgehen. "Wir werden uns noch länger in einem Umfeld niedriger Zinsen bewegen, entsprechend wird der Risikoappetit der Investoren anhalten", sagte Vontobel-Portfoliomanager Christian Hantel. Ein Zinsschritt im laufeden Jahr bleibe aber nach den Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen klar auf der Agenda, bemerkte NordLB-Experte Bernd Krampen. Yellen signalisierte, dass sie einen Schritt nach oben bis zum Jahresende wagen könnte: "Falls keine neuen großen Risiken hinzukommen und alles auf Kurs bleibt", fügte sie hinzu. Um ihr Renommee nicht aufs Spiel zu setzen, werde die Notenbank den Schlüsselsatz im Dezember mit großer Wahrscheinlichkeit anheben, betonte Portfolio-Manager Thanos Bardas vom US-Vermögensverwalter Neuberger Berman. Drei US-Währungshüter waren für eine sofortige Erhöhung gewesen, wurden jedoch von sieben Kollegen überstimmt. "Es ist aber erneut klar geworden, dass die Zinsen nur sehr graduell angehoben werden", sagte Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis.

An der Wall Street gingen die Indizes vorbörslich auf Rekordkurs, während die US-Währung am Devisenmarkt in die Knie ging. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, verlor 0,5 Prozent auf 95,21 Punkte. Ein Euro kostete mit 1,1237 Dollar rund einen US-Cent mehr als unmittelbar vor Bekanntgabe der Fed-Entscheidung.

ROHSTOFF- UND STAHLWERTE GEFRAGT - EDF AUF TALFAHRT



Am Aktienmarkt griffen Investoren vor allem bei konjunkturabhängigen Werten zu. Die Stahlkocher Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal gewannen bis zu fünf Prozent. In London belegten Bergbaukonzerne wie Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Fresnillo, Glencore und Rio Tinto mit Kursgewinnen von bis zu 5,5 Prozent die ersten Plätze im Auswahlindex FTSE. Sie profitierten Börsianern zufolge zusätzlich von den anziehenden Preisen für Eisenerz. Dank einer höheren Nachfrage des Top-Abnehmers China verteuerte sich der Rohstoff um 2,5 Prozent.

Daneben sorgte Südzucker mit Kurskapriolen für Aufsehen. Die im deutschen Nebenwerte-Index MDax notierten Aktien des Zucker-Produzenten stiegen nach höheren Gewinnzielen zunächst auf ein Drei-Jahres-Hoch von 25,15 Euro, rutschten dann aber zeitweise knapp fünf Prozent ins Minus. "Im Vergleich zu ihrem Tief vom Februar haben die Aktien ihren Kurs fast verdoppelt", sagte ein Börsianer. Daher hätten einige Investoren die erwartete Prognoseanhebung für Gewinnmitnahmen genutzt.

EdF schraubte dagegen seine Vorhersagen zurück. Außerdem benotet die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) die Kreditwürdigkeit des französischen Versorgers nur noch mit "A-" statt "A". EDF-Aktien verloren in Paris bis zu 3,5 Prozent.

Einen erneuten Führungswechsel beim kriselnden Industriedienstleister Bilfinger steckten Investoren gut weg. Der bisherige Finanzvorstand Axel Salzmann beendet seinen Vertrag auf eigenen Wunsch vorzeitig. Als Nachfolger tritt der frühere Osram-Finanzvorstand Klaus Patzak an. Die Aktien gewannen im Nebenwerteindex MDax vier Prozent.

rtr