Die zögerliche Haltung der US-Notenbank Fed beim Thema Zinserhöhungen hat den Dollar am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. An den europäischen Aktienmärkten schlug die anfängliche Freude über die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik dagegen in Ernüchterung um, da die Aufwertung des Euro Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig macht.

Die Fed signalisierte am Mittwochabend für 2016 nur noch zwei statt vier Zinserhöhungen. Den Leitzins beließ sie wie erwartet bei 0,25 bis 0,5 Prozent. Der Euro verteuerte sich um mehr als zwei US-Cent und übersprang erstmals seit Mitte Februar die Marke von 1,13 Dollar. Die schwächelnde europäische Konjunktur könne diese Aufwertung nicht verkraften, sagte Jan von Gerich, Chef-Anleiheanalyst der Nordea Bank. Daher würden schnell Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäische Zentralbank (EZB) aufkommen. Die Währungshüter hatten erst vergangene Woche ihre Anleihekäufe aufgestockt und die Zinsen gesenkt.

Auch im Vergleich zu anderen Währungen geriet der Dollar am Donnerstag ins Hintertreffen. So fiel er um bis zu 1,7 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 110,68 japanischen Yen. In türkischer Lira und russischem Rubel war der "Greenback" jeweils so billig wie zuletzt vor rund drei Monaten.

LUFTHANSA-ANLEGER VON DIVIDENDE ENTTÄUSCHT



Am Aktienmarkt machten neben der Euro-Rally enttäuschende Firmenbilanzen die Anfangsgewinne von Dax und EuroStoxx50 zunichte. Die beiden Indizes verloren jeweils knapp zwei Prozent auf 9808 und 3011 Punkte.

So konnte die Lufthansa mit einem Gewinnsprung bei Anlegern nicht landen. Die Dividende falle mit 0,50 Euro je Aktie geringer aus als gedacht, schrieb DZ Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar.

In Wien verschreckten Vienna Insurance und Immofinanz die Investoren. Erstere fielen wegen eines Gewinneinbruchs um bis zu 17 Prozent auf 18,94 Euro. Das ist der größte Kurssturz und der tiefste Kurs seit sieben Jahren. Immofinanz brachen wegen roter Zahlen und hohen Abschreibungen im Russland-Geschäft zeitweise um elf Prozent ein - das größte Minus seit Herbst 2009.

ROHSTOFFE PROFITIEREN VON DOLLAR-SCHWÄCHE



Investoren nutzen die Abwertung der US-Valuta, um sich mit Rohstoffen einzudecken. Dies trieb den Preis für Kupfer um 2,1 Prozent auf 5037,50 Dollar je Tonne in die Höhe. Das zum Korrosionsschutz benötigte Zink verteuerte sich zeitweise um 3,9 Prozent. Gold war ebenfalls gefragt und notierte 0,4 Prozent höher bei 1267,26 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Dies verhalf den Bergbaukonzernen zu kräftigen Kursgewinnen. In London verteuerten sich die Titel von Glencore, Anglo American, BHP Billiton, Rio Tinto, Fresnillo und Antofagasta um bis zu 8,4 Prozent.

Reuters