Die US-Notenbank belässt den Leitzins unverändert, signalisiert aber trotz wachsender Unsicherheit und steigender Inflation im laufenden Jahr noch zwei Zinssenkungen.

Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer heutigen Sitzung  erwartungsgemäß an ihrem Leitzins festgehalten. Damit bleibt der Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent – dem Niveau, das seit Dezember 2024 gilt. Doch hinter der vermeintlichen Ruhe in der Geldpolitik zeichnen sich deutlichere Unsicherheiten für die künftige Entwicklung ab.

Die Wachstumsprognosen wurden unterdessen gesenkt, die Inflationsaussichten nach oben korrigiert, während der Spielraum für weitere Zinsschritte in den kommenden Jahren schrumpft. Dennoch signalisierte Fed-Chef Powell, dass zwei Zinssenkungen in diesem Jahr weiterhin wahrscheinlich bleiben.

Weniger Wachstum, mehr Inflation

Laut den aktualisierten Projektionen rechnet die Fed für das Jahr 2025 nur noch mit einem BIP-Wachstum von 1,4 Prozent – ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte gegenüber der März-Prognose. Gleichzeitig wird die Inflation gemessen am PCE-Index nun auf 3 Prozent geschätzt. Die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) dürfte sogar bei 3,1 Prozent liegen. Beides entspricht einem Anstieg um jeweils 0,3 Prozentpunkte.

Auch am Arbeitsmarkt sehen die Währungshüter erste Risse: Die Arbeitslosenquote wird nun bei 4,5 Prozent erwartet – ein leichter Anstieg gegenüber März und spürbar höher als der derzeitige Wert.

Das "Dot Plot"-Signal: Uneinigkeit nimmt zu

Trotz dieser vorsichtigen Einschätzungen hält die Fed an ihrem Ausblick fest, noch in diesem Jahr zweimal die Zinsen zu senken. Das geht aus dem sogenannten „Dot Plot“ hervor – der grafischen Darstellung der Zinsprojektionen der einzelnen FOMC-Mitglieder. Doch dieses Bild ist zerklüftet: Während im März noch 15 Mitglieder Zinssenkungen für 2025 erwarteten, wollen nun sieben von 19 Teilnehmern überhaupt keine Senkung in diesem Jahr. Ein klares Signal: Die Unstimmigkeit innerhalb des Gremiums nimmt zu.

Für die Jahre 2026 und 2027 kürzte die Fed zudem jeweils einen weiteren Zinsschritt, was auf ein insgesamt geringeres Lockerungstempo hindeutet. Für das Jahr 2027 liegt der Median der Leitzinserwartung nun bei etwa 3,4 Prozent – weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau der Corona-Pandemie.

Powell bleibt vorsichtig – Trump wettert im Vorfeld 

In ihrer Stellungnahme betont die Fed zwar, dass die Unsicherheit über den Konjunkturausblick abgenommen habe,  aber weiterhin erhöht sei. Man beobachte Risiken in beide Richtungen. Konkrete Hinweise auf geopolitische Gefahren – etwa durch den jüngst  eskalierenden Konflikt zwischen Israel und Iran – enthält das Statement jedoch nicht.

Der Ton gegenüber der Regierung bleibt unverändert neutral, auch wenn Präsident Trump kurz vor der Sitzung erneut verbal gegen Fed-Chef Jerome Powell ausholte. Die Notenbank sei „starrsinnig“ und Powell „dumm“, erklärte Trump im Vorfeld der Notenbanksitzung in einer Pressekonferenz. Er fordert Zinssenkungen um mindestens zwei Prozentpunkte, nicht zuletzt um die Zinslast des Staatshaushalts zu senken. Die USA zahlen in diesem Jahr voraussichtlich rund 1,2 Billionen Dollar an Schuldzinsen – mehr als für jedes Budgetfeld außer Medicare und Social Security.

Erste Reaktion der Märkte: Erleichterung

Doch Powell blieb gelassen und thematisierte die neuen Attacken aus dem Weißen Haus nicht.  Einerseits lasten neue Zölle auf Importen auf den Preisindikatoren, haben aber bisher kaum Wirkung gezeigt. Andererseits schwächt sich die Realwirtschaft zunehmend ab: Die Konsumausgaben sinken, Einzelhandelsumsätze sind im Mai um 0,9 Prozent gefallen, und der Häusermarkt zeigt mit dem niedrigsten Baubeginn seit fünf Jahren klare Schwächetendenzen.

Die Anleger zeigten sich nach dem Zinsentscheid dennoch erleichtert. Der S&P 500 legte kurz nach der Veröffentlichung um knapp 0,5 Prozent auf 6010 Punkte zu. Offenbar hatten viele Investoren befürchtet, dass die Fed die Senkungserwartungen gänzlich streichen könnte. Nun bleibt zumindest die Perspektive erhalten, dass gegen Jahresende eine Lockerung erfolgt – vorausgesetzt, die konjunkturelle Lage trübt sich weiter ein und die Inflation bleibt unter Kontrolle.

Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)