Die US-Regierung hatte Ende vergangener Woche erklärt, außerhalb der Landwirtschaft seien im Zuge der Virus-Krise im April 20,5 Millionen Jobs gestrichen worden. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,4 auf 14,7 Prozent - den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Ministerium hatte aber auch erklärt, die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen dürfte um 7,5 Millionen höher sein. Kashkari und andere Experten gehen davon aus, das sich wegen der Ausgangsbeschränkungen viele US-Bürger nicht bei den Behörden als Arbeitssuchend melden - und darum nicht in der Statistik auftauchen. Seit Mitte März haben insgesamt rund 36,5 Millionen US-Bürger Arbeitslosenhilfe beantragt.
Inzwischen sei auch klar, dass es keine schnelle Erholung der Wirtschaft geben werde, sagte Kashkari. Das "V"-Szenario, bei dem es wie bei dem Buchstaben scharf nach unten, aber auch schnell wieder scharf nach oben gehe, sei "vom Tisch". Fed-Chef Jerome Powell hatte sich am Mittwoch ähnlich geäußert und erklärt, der US-Wirtschaft drohe eine "längere Periode" mit niedrigem Wachstum und stagnierenden Einkommen.
Wenn das zwei Monate greifende Hilfsprogramm der Regierung ("PPP") auslaufe, werde es einen Anstieg der Firmenpleiten geben, sagte Kashkari voraus. Geschehe dies in der Industrie im großen Stil, würden damit auch Produktionskapazitäten abgebaut. Das müsse verhindert werden. Benötigt würden auch Hilfen für die Bürgerinnen und Bürger, damit sie ihre Miete und ihr Essen bezahlen könnten. "Die Menschen, die ihre Jobs verloren haben, brauchen jetzt Geld in ihren Taschen."
Er selbst lasse sich auch nicht durch die Entwicklung am Aktienmarkt beruhigen, sagte der Notenbanker. Er höre mehr auf Gesundheitsexperten als auf Investoren. Der US-Index Nasdaq war aus Sorge vor den Virus-Folgen von knapp 9800 Punkten Mitte Februar auf rund 6900 Mitte März abgesackt, hat danach aber - trotz teils überraschend schlechter Wirtschaftsdaten - einen Großteil des Verlusts wieder wettgemacht und notierte Anfang der Woche bei über 9100 Zählern.
rtr