Die Federal Reserve hat mit ihren regelmäßigen Zinserhöhungen auf ein außergewöhnlich starkes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von voraussichtlich drei Prozent reagiert. 2019 dürften aber Schätzungen der Fed zufolge nur noch 2,3 Prozent herausspringen. US-Präsident Donald Trump fürchtet, dass die Notenbank mit ihrem Vorgehen den Aufschwung abwürgen könnte - und hat sie deswegen scharf angegriffen. Diese Kritik perlt an den Währungshütern allerdings ab, wie Powell betonte: "Nichts wird die Fed von ihrem Kurs abbringen, wenn wir denken, dass es der richtige Weg ist."

Am Mittwoch entschied die amerikanische Notenbank, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld um einen Viertelpunkt anzuheben. Er liegt nun in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Fed treibt damit den Preis des Geldes in einer Zeit weiter nach oben, in der die Europäische Zentralbank am Nullzins festhält und sich nur langsam vom jahrelangen Krisenmodus löst. Auch in Japan ist eine Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik nicht in Sicht.

Ökonom Sven Lehmann vom Vermögensverwalter HQ Trust sagte, vor dem Hintergrund der drastischen Steuersenkungen der Trump-Regierung müsse die Fed eine Überhitzung der Wirtschaft im Auge behalten. Auch Fed-Beobachter Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim hält den Schritt für angebracht: "Es ist richtig, dass die Fed auf Normalisierungskurs bleibt und sich weder von der Polemik aus dem Weißen Haus oder schlechteren Konjunkturdaten davon abhalten lässt."

Laut Powell nähert sich die Zentralbank einem Zinsniveau, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde. Daher sei nun ein behutsames Vortasten ratsam. Für 2019 geht er weiter davon aus, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik kein Hemmschuh für die Konjunktur sein wird: "Sie wird der Wirtschaft aber weniger Schub verleihen."

"NICHT MEHR AUF AUTOPILOT"

Diese Signale kommen vor dem Hintergrund des potenziell schädlichen Handelsstreits mit China, schwächeren Wirtschaftsdaten aus Europa sowie einem fallenden Ölpreis, der als schlechtes Omen für die globale Konjunktur gilt. "Die Fed hat gezeigt, dass der Kurs nicht mehr auf Autopilot steht", sagte Franck Dixmier vom Vermögensverwalter Allianz Global Investors. Bei künftigen Zinsentscheidungen dürften die jeweils jüngsten konjunkturellen Entwicklungen eine größere Rolle spielen. "Dies macht den Entscheidungsprozess der Fed letztlich weniger berechenbar."

Kurz vor Beginn der Zinssitzung hatte Trump erneut versucht, die unabhängigen Währungshüter zu beeinflussen. Per Twitter warnte er die Fed davor, die an den Finanzmärkten erwartete Zinsanhebung zu beschließen. Die Notenbanker dürften keinen "weiteren Fehler" machen, mahnte Trump: "Habt ein Gefühl für den Markt, lasst euch nicht nur von nichtssagenden Zahlen leiten."

Investoren fürchten eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft in Folge des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts. Seit seinem Ende September erreichten Rekordhoch hat der Index S&P-500, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-Firmen umfasst, rund 14 Prozent verloren.

"Die Kritik Trumps wird die Fed wohl nicht wesentlich vom selbst gesteckten Kurs abbringen", sagte Ökonom Nathan Sheets vom Vermögensverwalter PGIM. Die auf Geldpolitik fixierten Währungshüter seien für eine Debatte mit dem "Meinungsführer" im Weißen Haus allerdings in einer schlechteren Ausgangsposition. "Trump nutzt seine Bühne sehr geschickt. Auch Powell wird in Zukunft stärker als großer Kommunikator gefordert sein, wenn sich ab 2019 an jede Zinssitzung eine Pressekonferenz anschließt", so Sheets.

rtr