Zugleich gehen sie im Mittel davon aus, dass er auch bis Ende 2023 nicht erhöht wird. Dabei rechnen sie für 2021 mit dem kräftigsten Aufschwung seit den 70er Jahren, wenn das Hilfsprogramm von US-Präsident Joe Biden den Konsum ankurbelt und sich die Wirtschaft im Zuge der Impfkampagne aus dem Klammergriff der Pandemie löst. Insbesondere der arg gebeutelte Arbeitsmarkt bereitet der Fed aber weiter Sorge: Rund zehn Millionen Amerikaner müssten wieder in Lohn und Brot gebracht werden, betonte Powell: "Das wird nicht übernacht passieren." Die Notenbank sei noch immer weit von ihren Zielen entfernt.

Den Umfang ihrer monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Milliarden Dollar will die Fed trotz des erwarteten Booms daher noch solange beibehalten, bis "substanzielle weitere Fortschritte" auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind.

Die Fed-Währungshüter erwarten im Mittel, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende auf 4,5 Prozent sinken und 2022 auf 3,9 Prozent zurückgehen wird. Zugleich soll das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieses Jahr um satte 6,5 Prozent zulegen, womit sogar das Wachstumsziel Chinas übertroffen würde. "Anders als in Europa sorgen der Erfolg der US-Impfkampagne und das eher überdimensionierte Konjunkturpaket dafür, dass die Geldpolitik sich jetzt zurücknehmen kann", kommentierte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW. Für die US-Ökonomie zeichne sich für den Herbst bereits eine Überhitzungsgefahr ab.

"FED BLEIBT AUF DEM GASPEDAL"


Die Inflation war zuletzt noch gedämpft, doch erwarten Experten für die kommenden Monate einen spürbaren Anstieg. Für konjunkturellen Rückenwind sorgen nach Ansicht von Experten dann zudem die kräftig ins Rollen gekommene Impfkampagne, sinkende Infektionszahlen und das 1,9 Billionen Dollar schwere Konjunkturpaket. Powell betonte, dass diese Faktoren voraussichtlich nur zu einem vorübergehenden Anstieg des Preisauftriebs führen würden. Auch wenn die Inflationsrate so auf über zwei Prozent hochschnellen sollte, sei damit noch lange nicht die Voraussetzung für eine Zinserhöhung geschaffen. Dazu müsse sich die Teuerungsrate für einige Zeit über zwei Prozent festsetzen und überdies Vollbeschäftigung erreicht sein.

Die Rendite zehnjähriger Anleihen hat sich dieses Jahr kräftig erhöht, da sich die Erwartung einer höheren Inflation im Zuge eines Aufschwungs breitmachte. "Die US-Notenbanker lassen sich von der anschwellenden Debatte an den Finanzmärkten über eine Reflationierung weiterhin nicht beirren", so das Fazit von LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner verweist darauf, dass die Fed laut Powell darauf achten wird, dass die finanziellen Bedingungen ausreichend locker bleiben, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen: "Damit wird die Fed wohl das ganze Jahr 2021 auf dem Gaspedal bleiben. Wir halten an unserer Prognose fest, dass die Fed die Anleihekäufe erst ab Mitte 2022 einschränkt."

Die Entscheidung der Fed gab der Wall Street Rückenwind. Am Anleihemarkt reagierten Anleger unterschiedlich: Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds ging leicht zurück, blieb aber auf Tuchfühlung mit ihrem zuvor markierten 14-Monats-Hoch von 1,689 Prozent. Die 30-jährigen rentierten mit 2,464 Prozent zeitweise so hoch wie zuletzt vor gut eineinhalb Jahren. Parallel dazu ging die US-Währung auf Talfahrt.

rtr