Spekulationen über neuen Ärger in den USA wegen möglicher Geldwäschevorwürfe haben die Deutsche-Bank-Aktie am Freitag belastet. Sie rutschte zeitweise ans DAX-Ende. Medienberichten zufolge untersucht der US-Kongress, ob im Russland-Geschäft interne Kontrollsysteme der Bank versagt hätten. Die Deutsche Bank wollte die aktuellen Berichte nicht kommentieren.

Der neue Wirbel kommt zur Unzeit. Das größte deutsche Geldhaus steckt mitten in einem kräftezehrenden Umbau, die Konjunktur trübt sich ein, und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt für zusätzlichen Gegenwind. In diesem Umfeld hatte sich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bereits am Donnerstag zu Wort gemeldet und die Belastungen der Bank vorgerechnet: "Allein uns als Deutsche Bank kosten die negativen Einlagenzinsen einen dreistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr", rechnete Sewing auf einer "Handelsblatt"-Veranstaltung vor. "Auf vier Jahre hochgerechnet, sind das mehr als zwei Milliarden Euro." Das Geld fehle für notwendige Investitionen in Technologie. Mit niedrigen Zinsen könnten die Notenbanken eine Wirtschaftskrise jedoch kaum noch abdämpfen. "Langfristig ruinieren diese Niedrigzinsen das Finanzsystem", lautet Sewings düsteres Fazit.

Commerzbank will zukaufen


Auf derselben Veranstaltung lieferte Wirecard-Chef Markus Braun eine ganz andere Sichtweise: "Ich glaube, dass es ein Niedrigzinsumfeld in den nächsten zehn Jahren geben kann - aber auch das kann man positiv sehen", sagte Braun, der dazu aufrief, im Niedrigzinsumfeld mit unternehmerischem Denken Chancen zu suchen.

"Vielleicht ist das auch eine Chance, damit größere Teile der Bevölkerung wieder in Aktien investieren. Es wäre gut, das Thema Aktien, das stärkere Eingehen auf Risiken wieder positiv besetzt in die Öffentlichkeit zu bringen." Regulierung und Zinsen sehe er als exogene Faktoren, meinte Braun. "Man nimmt sie als gegeben und agiert in dem Freiraum, den man hat."

Den versucht auch Commerzbank-Chef Martin Zielke zu -nutzen. Auf der "Handelsblatt"-Veranstaltung brachte er sich nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank als Branchenkonsolidierer ins Spiel. "Ich möchte in unserem zersplitterten Markt die Konsolidierung vorantreiben." Zuvor allerdings muss er im Herbst seine neue Strategie vorstellen.

Kein gutes Omen ist, dass Zielke in dieser Lage auch noch einen personellen Abgang verkraften muss: Sein langjähriger Finanzvorstand Stephan Engels wechselt im April zur Danske Bank. Und ebenfalls ab April wird Zielke wohl noch einen Zusatzjob als Lobbyist übernehmen. Voraussichtlich rückt er dann als Präsident an die Spitze des Bankenverbands BdB. Der derzeitige Präsident Hans-Walter Peters hat Zielke jetzt offiziell zur Wahl im November vorgeschlagen.