Ermutigende Firmenbilanzen und die Aussicht auf weitere Geldspritzen der EZB haben den europäischen Börsen am Dienstag Auftrieb gegeben. Der rasante Ölpreis-Verfall trieb vielen Anlegern dagegen erneut Sorgenfalten auf die Stirn und bremste die Erholung am Aktienmarkt.
Dax und EuroStoxx50 legten jeweils 0,6 Prozent auf 9840 beziehungsweise 3103 Punkte zu. Gleichzeitig rutschte der Preis für die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 4,6 Prozent ab und markierte mit 45,23 Dollar je Barrel (159 Liter) ein Sechs-Jahres-Tief. Damit hat sich dieser Rohstoff wegen eines weltweiten Überangebots seit dem Sommer um fast zwei Drittel verbilligt. "Langfristig sind rückläufige Energiepreise zwar eine gute Nachricht für die Konjunktur", sagte Finanzmarkt-Experte Andrea Tueni von der Saxo Bank. "Aber die Geschwindigkeit, mit der der Ölpreis fällt, macht die Leute nervös."
Da dies zudem den Preisauftrieb dämpft, steigt aus Sicht von Börsianern der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), mit Hilfe von Wertpapierkäufen - dem sogenannten Quantitative Easing (QE) - zusätzliches Geld in die Finanzmärkte zu pumpen. Damit soll die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, verhindert werden. Gleichzeitig nähre der Ölpreis-Rutsch Spekulationen um eine Verschiebung der für Mitte 2015 erwarteten Zinserhöhung in den USA, betonte Devisen-Experte Masashi Murata vom Vermögensberater Brown Brothers Harriman. Der Euro kostete am Dienstag 1,1795 Dollar nach 1,1833 Dollar zum New Yorker Vortagesschluss. Zur japanischen Währung fiel die US-Valuta dagegen auf ein Vier-Wochen-Tief von 117,72 Yen.
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ÖL- UND GASWERTE UNTER DRUCK - EINZELHÄNDLER GEFRAGT
Am Aktienmarkt setzte der Ölpreis-Verfall den Förderfirmen zu: BP, Shell und Tullow Oil gaben an der Londoner Börse zwischen 0,4 und 3,6 Prozent nach. Der französische Konkurrent Total verlor 0,6 Prozent und Eni in Mailand 0,7 Prozent. Die österreichische OMV notierte 3,3 Prozent schwächer. Der europäische Öl- und Gaswerteindex fiel gegen den Trend auf ein Vier-Wochen-Tief von 265,75 Punkten.
Ein Stimmungsaufheller war dagegen die Rückkehr von Alcoa in die Gewinnzone. Die starken Zahlen des US-Aluminiumherstellers deuteten darauf hin, dass die Aussichten für die Weltwirtschaft besser seien als von vielen gedacht, sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Alcoa notierten im vorbörslichen US-Geschäft zwei Prozent fester.
Gefragt waren auch die Papiere von Metro, die sich dank eines starken Weihnachtsgeschäfts des Kaufhaus- und Supermarkt-Betreibers um 2,8 Prozent verteuerten. Vor allem die Entwicklung des einstigen Sorgenkinds Media-Saturn überrasche positiv, sagten Börsianer.
Auch in Großbritannien gehörten Einzelhändler zu den Favoriten. Das Umsatzminus bei Morrisons fiel geringer aus als befürchtet. Außerdem hofften Anleger durch den angekündigten Führungswechsel auf frischen Wind bei der Supermarktkette, sagte Richard Hunter, Aktienchef des Brokerhauses Hargreaves Landsdown. Morrisons gewannen sechs Prozent und die Konkurrenten Tesco und Sainsbury jeweils knapp 3,5 Prozent zu.
Reuters