Der 30. Oktober 1950 war kein besonderer Tag. Die Chronisten vermelden für diesen Montag lediglich, dass Papst Pius XII. in den vatikanischen Gärten zum ersten Mal ein sogenanntes Sonnenwunder erlebt habe. Für Anleger geschah am 30. Oktober 1950 dagegen eher ein Börsenwunder, das damals fast keiner mitbekam. An diesem Tag legte Fondsanbieter ADIG den Fondak (Fonds für deutsche Aktien) auf, Deutschlands ältesten Aktienfonds. Der Krieg war gerade mal fünf Jahre vorbei. Die ADIG ist inzwischen zwar längst vom Markt verschwunden, doch den Fondak können Anleger auch weiterhin kaufen. Der Fondsklassiker ist inzwischen bei Allianz Global Investors zu Hause, der Fondsgesellschaft des Allianz-Konzerns.

Das Motto damals lautete "Wohlstand für alle". Die Idee: In der schwierigen Nachkriegszeit eine renditestarke Anlageform zu etablieren, die es allen Bevölkerungsschichten ermögliche, schon mit geringen Beträgen am Aufschwung der deutschen Wirtschaft teilzuhaben.

Im Jahr 1950 dachten jedoch nur wenige Menschen daran, ihr Geld an der Börse zu investieren. Wer hatte schon das nötige Kapital dafür? Ohnehin waren eine neue Kaffeemaschine oder ein neuer Kühlschrank wichtiger. Hätte damals aber jemand 3000 Deutsche Mark in den Fondak investiert, wäre er heute Euro-Millionär. Sein Kapital hätte er seither um rund 70 000 Prozent vermehrt - oder um 10,62 Prozent pro Jahr. Bei einem regelmäßigen Sparplan in Höhe von umgerechnet 25 Euro und maximalem Ausgabeaufschlag von 5 Prozent monatlich wäre ein Fondak-Sparer der ersten Stunde heute fast Millionär.

Gestartet ist der Fondak 1950 jedoch nicht als reiner Aktienfonds, sondern es konnten bis zu 20 Prozent deutsche Rentenpapiere beigemischt werden. Das sollte die konservative Ausrichtung des Fonds demonstrieren. Das wurde aber 1998, nachdem Heidrun Heutzenröder die Verantwortung für den Fondak übernommen hatte, geändert. Der Fonds wird seither als fast reiner Aktienfonds gemanagt. 2001, nach dem Platzen der Technologieblase stellte Heutzenröder den Fonds auch auf einen Value- Ansatz um. 2012 übernahm Ralf Walter den Fonds. Er managt ihn nun opportunistischer.

Seit 1950 hat der Fondak gute, aber auch negative Börsenjahre erlebt. Die Volatilität zeigt sich beispielsweise in einem euphorischen Aktienjahr 2003, auf das fünf Jahre später ebenso extreme Monate mit Minus-Vorzeichen - nach dem Platzen der US-Immobilienblase und dem Bankrott von Lehman Brothers - folgten. Wichtig über so lange Zeitabschnitte sei die regelmäßige "Verjüngung" des Portfolios durch aktives Management, betont Fondsmanager Walter. "Waren es vor fünf Jahren noch die Versorger im DAX, die zu einem Viertel der gesamten Dividenden beigetragen haben, ist es heute die Autoindustrie. Aber wie auch das jüngste Beispiel in diesem Sektor zeigt, ist und bleibt die kontinuierliche Beobachtung der Unternehmen und die aktive Selektion ausschlaggebend für den Erfolg."

Zwar ist Manager Walter noch immer in Aktiengesellschaften der ersten Stunde investiert, beispielsweise in die Allianz, aber der Schwerpunkt der Unternehmen im Portfolio sei heute insgesamt deutlich technologielastiger geworden. Damit spiegle die Aktienzusammenstellung des Fondak, inklusive kleinerer und mittelständischer Unternehmen, den Zeitgeist sowie die Zukunftsausrichtung konsequenter wider als der DAX.

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