Mauricio Macri hat wohl keine Chance, die Präsidentschaftswahlen in Argentinien am 27. Oktober noch für sich zu entscheiden. Selbst wenn er zuletzt eine Anhebung des ­Mindesteinkommens in Aussicht stellte: Der liberal-konservative Politiker liegt in den Umfragen weit hinter dem linken Oppositionskandidaten Alberto Fernández. Zu schlecht fällt Macris Vierjahres-­Bilanz als Präsident aus.

Argentiniens Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, die Währungsreserven schrumpfen, der Peso fällt, die Löhne sinken, und die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Laut der staatlichen Statistikbehörde Indec leben 35 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Vor allem die galoppierende Inflation macht den Menschen zu schaffen. Die Teuerungsrate liegt über 50 Prozent, unter anderem hat Macris Streichung von Subventionen die Energiepreise nach oben getrieben.

Dabei hatte es aus Sicht der Investoren so hoffnungsvoll angefangen. Der studierte Bauingenieur versprach marktwirtschaftliche Reformen zur Ankurbelung der Konjunktur. Gleichzeitig gelobte er, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Insbesondere die von Macri herbeigeführte Einigung im Schuldenstreit mit US-Hedgefonds stieß auf positive Resonanz. Das Land konnte an den Kapitalmarkt zurückkehren. 2017 gelang es Argentinien sogar, eine 100-jährige Anleihe mit einem - angesichts der Risiken - moderaten Zinssatz von acht Prozent zu platzieren. Auch am Aktienmarkt spiegelte sich lange Zeit das wiedergewonnene Vertrauen der Anleger wider. Seit dem Amtsantritt Macris im Dezember 2015 hat der Leit­index Merval 142 Prozent zugelegt.

Von der starken Wertentwicklung profitierte auch das Anlagesegment "Frontier Markets". Im S & P Select Frontier Index ist Argentinien mit 15 Prozent gewichtet. Das Börsenbarometer bildet die Wertentwicklung von Unternehmen ab, die ihren Sitz in einem der 29 Länder umfassenden Gruppe der Grenzmärkte haben. Frontier Markets sind wirtschaftlich noch nicht so weit entwickelt wie etwa die Schwellenländer Brasilien oder Indien. Sie haben jedoch bereits Fortschritte erzielt und locken mit guten Perspektiven. Den Chancen stehen aber auch hohe Risiken gegenüber.

Argentinien ist dafür ein gutes Beispiel. Im August gab es an der Börse eine scharfe Korrektur. Macri hatte die Präsidentschaftsvorwahlen - eine Besonderheit in Argentinien - für Investoren überraschend deutlich verloren. Bestätigen sich die Ergebnisse am 27. Oktober, zieht Linkspolitiker Fernández in den Präsidentenpalast ein. Als seine Vizepräsidentin wird Cristina Fernández de Kirchner fungieren. Die 66-jährige peronistische Politikerin stand schon von 2007 bis 2015 an der Spitze des südamerikanischen Staates. In ihrer Amtszeit wurden kostspielige Sozialprogramme aufgelegt. Zudem griff die Regierung mit Importrestriktionen und hohen Steuern auf Exporte massiv in die Wirtschaft ein.

In einer ersten Reaktion auf das Vorwahlergebnis und aus Furcht vor erneutem Staatsdirigismus flohen Anleger in Scharen aus argentinischen Aktien. Nach dem Ausverkauf sind die Bewertungen jedoch günstig. Erste mutige Investoren nutzten bereits die Gelegenheit, sich erneut zu positionieren. Weitere dürften folgen. Denn Präsidentschaftsfavorit Fernández erklärte, er wolle die Wirtschaft nicht regulieren. Auch sei er bereit, mit dem als Kredit­geber so wichtigen Internationalen Währungsfonds (IWF) zu kooperieren. David Pinto von Allianz Global Investors ist laut Bloomberg der Ansicht, Fernández wolle eine marktfreundliche Politik betreiben und einen erneuten Zahlungsausfall verhindern. Der voraussichtlichen neuen Regierung sei klar, dass sie Kapital brauche, begründet Pinto seine Einschätzung.

Reichlich Geld für Konsum


Heftige Rückschläge an der Börse in Buenos Aires sind aber keineswegs auszuschließen. Wer breit in die Grenzmärkte investiert, reduziert die Gefahren. Im S & P Select Frontier ist Kuwait mit fast 30 Prozent prominent vertreten. Seit Jahresanfang weist der Aktienmarkt des Landes ein Plus von 19 Prozent auf. Die ökonomischen Rahmen­daten des Emirats am Golf fallen weitaus besser aus als die Argentiniens.

So beträgt das steuerfreie Durchschnittseinkommen eines Kuwaiters monatlich umgerechnet 5.351 Euro. Entsprechend stabil ist die Konsumneigung. In den nächsten Jahren werden reale Zuwächse von durchschnittlich drei Prozent erwartet. Was Investoren zudem schätzen: Das ölreiche Land - Kuwait besitzt acht Prozent der weltweiten Reserven - ist mit gerade einmal 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Kuwait wird daher von der Ratingagentur Moody’s mit der Investment-Grade-Note "Aa2" eingestuft.

Kursfantasien entzünden sich an der zuletzt deutlich verbesserten Wettbewerbsfähigkeit des Landes. In einem entsprechenden Ranking des World Economic Forum verbesserte sich das Emirat von Platz 56 auf 46. Auch die weitreichenden Pläne der Scheichs sprechen Investoren an. Ziel der "New Kuwait Vision 2035" ist es, die Abhängigkeit von Öl zu reduzieren und die ­Bereiche erneuerbare Energien, IT-Services, Pharma und Petrochemie kräftig auszubauen. Dafür will man über 100 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Ein weiterer Punkt lockt Anleger an: Der Indexanbieter MSCI will im kommenden Jahr 18 kuwaitische Aktien, überwiegend Bankenwerte, in seinen Emerging-Markets-Index aufnehmen. Die Investmentgesellschaft Franklin Templeton rechnet in der Folge mit Kapitalzuflüssen in passive und aktive Anlagen in Höhe von umgerechnet neun Milliarden Dollar. Die Einschätzung von Kuwaits Minister für Industrie und Handel, Khaled al-Roudhan, trifft wohl zu: "Die Börse Kuwait hat ihr volles Potenzial noch lange nicht erreicht."

Investor-Info

Grenzmärkte
Mehr Dynamik


Das Anlagesegment Frontier Markets umfasst 29 Staaten. Neben Kuwait und Argentinien zählen unter anderem Nigeria, Elfenbeinküste, Ägypten, Kasachstan, Sri Lanka sowie Vietnam dazu. Die Staaten erzielen meist höhere Wachstumsraten als die Industrie­staaten. Allerdings fallen Liquidität und Marktkapitalisierung geringer aus. Zu den Risiken eines Engagements zählen ein mitunter hohes Maß an Korruption sowie die Gefahr von Regierungswechseln mit einem dann weniger marktfreundlichen Kurs.

Magna New Frontiers
Fokus Naher Osten


Um die Chancen eines Unternehmens in einem Grenzmarkt auszuloten, spricht Stefan Böttcher immer wieder mit den Managern vor Ort. Auch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen verfolgt er genau. In den vergangenen Monaten hat er den Argentinien-­Anteil sukzessive auf null Prozent gefahren. Dagegen sieht er im Nahen und Mittleren ­Osten attraktivere Gelegenheiten. Über 50 Prozent der Mittel hat er in der Region investiert. Auch Unternehmen aus Vietnam sind hoch gewichtet. Der Fonds nimmt nur noch bedingt neue Anlagegelder (Soft Closing) an, hat derzeit aber Kapazitäten offen. Über comdirect ist der New Frontiers handelbar.

Xtrackers S & P Sel. Frontier
Einstiegssignale


Der Exchange Traded Fund bildet die Wert­entwicklung des S & P Select Frontier Index ab. Im Index notieren 40 Bluechip-Werte. ­Unternehmen aus Kuwait wie die National Bank Kuwait oder die Gulf Bank sind mit fast 30 Prozent gewichtet. Auf Aktien aus Argen­tinien entfallen 15 Prozent. Zu den Top-Ten-Titeln zählt das E-Commerce-Unternehmen Mercadolibre. Hinzu kommen Werte aus Vietnam, Nigeria, Rumänien oder Kambodscha. In den vergangenen fünf Jahren legte der ETF um 37 Prozent zu. Nach den jüngsten Verlusten zeichnen sich Einstiegssignale ab.