In Teilbereichen der Aktienmärkte ging es zuletzt ziemlich volatil zu. Ziemlich unter Druck gerieten dabei insbesondere Titel, deren Kurse zuvor besonders gut gelaufen sind. Führende Aktienleitindizes spiegeln diese Turbulenzen allerdings kaum wider. So handelt etwa der S&P 500 Index nur wenig entfernt von seinem Rekordhoch.

Auch der DAX konnte sich in der Vorwoche letztlich behaupten und ging mit einem Stand von 15.416,64 Zählern in das Wochenende. Somit ist der deutsche Leitindex weiter dicht dran am Schlussrekordhoch von 15.459,75 Punkten. Ein somit völlig intakter Aufwärtstrend sorgt somit aus charttechnischer Sicht unverändert für grünes Licht an der deutschen Börse.

Aus dem fundamentalen Blickwinkel heraus sorgen sich die Analysten bei der DZ Bank nicht davor, dass der Markt zu teuer geworden ist (das DAX-KGV für 2022 beziffert man auf knapp 14) oder dass steigende Zinsen am langen Ende Druck auf die Bewertungen am Aktienmarkt ausüben werden. Auch sollte das neue Angebot an SPACs und IPOs (oder gar Kryptowährungen) keine Liquidität vom Aktienmarkt abziehen.

Zwar könnten die Zentralbanken, insbesondere die US-Notenbank, aufgrund der steigenden Inflation die Geldpolitik früher straffen als vom Markt erwartet. Dennoch dürften die Zinssätze niedrig bleiben. Eine Gefahr, die hingegen vorübergehend belasten könnte, sind steigende Rohstoff- und Logistikpreise sowie höhere Löhne in verschiedenen Regionen der Welt.

Die Hauptgefahr für die Märkte könnte jedoch wie es in einer aktuellen Einschätzung weiter heißt darin bestehen, dass die Kurse stärker steigen, als selbst die größten Optimisten derzeit erwarten. Es sei nicht offensichtlich, dass dies bereits geschehen ist, denn es gebe immer noch viele Aktien, die selbst nach herkömmlichen Bewertungsmaßstäben wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis attraktiv aussehen würden.

Trotz dieser Haltung ist es so, dass die DZ Bank dem DAX in diesem Jahr nichts mehr zutraut. Das Kursziel zum Jahresende bewegt sich bei 15.000 Punkten. An weiter steigende Notierungen glauben die Analysten aber bei ausgewählten deutschen Einzelaktien. Wie haben aus dem beobachteten Anlageuniversum fünf DAX-Vertreter herausgefiltert, die bei BÖRSE ONLINE zu den meistgesuchten Titeln gehören und bei denen die DZ Bank im Mai jeweils die Kursziele angehoben hat. In der Spitze hat dieses Quintett, das wir nachfolgend näher vorstellen, 19 Prozent Luft nach oben.

Fresenius-Aktie



Beim DAX-Vertreter Fresenius hat die DZ Bank nach der Vorlage von neuen Geschäftszahlen eine bestehende Kaufempfehlung bekräftigt und das Kursziel von 47,60 Euro auf 53,50 Euro erhöht, was vor allem einem verringerten Diskontierungsfaktor zu verdanken ist. Die neue Vorgabe birgt gemessen an der Schlussnotiz vom Freitag von 44,96 Euro 12,4 Prozent Aufwärtspotenzial.

Laut dem zuständigen Analysten Sven Kürten hat der diversifizierte Gesundheitskonzern mit Produkten und Dienstleistungen für die Dialyse, das Krankenhaus und die ambulante medizinische Versorgung gemessen an den Umständen gute Zahlen für die ersten drei Monate des laufenden Jahres berichtet. Bereinigt um Währungseffekte sei der Umsatz um drei Prozent gestiegen, das EBIT und der Nettogewinn dagegen vor allem wegen der Dialysetochter Fresenius Medical Care um sechs Prozent bzw. um zwei Prozent gefallen.

Fresenius sehe für 2021 nach wie vor ein niedrig bis mittleres einstelliges Umsatzwachstum und ein mindestens stabiles Nettoergebnis vor Währungseffekten. Rechne man diese ein, so würden die berichteten Zahlen jedoch aufgrund des Gegenwindes durch die Eurostärke voraussichtlich einige Prozentpunkte geringer ausfallen. Fresenius hat aus der Sicht von Kürten durch die Coronavirus-Pandemie gelitten. Mit dem Abklingen der Pandemie sei in allen Segmenten eine deutliche Erholung in Sicht.

Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie für die Jahre 2021, 2022 und 2023 betragen 3,16 Euro, 3,55 Euro und 3,96 Euro, nach 3,22 Euro im Vorjahr. Das heißt, auf Schätzbasis für das übernächste Jahr beträgt das KGV11,4. Die Vorhersagen zur Dividendenzahlung für die drei genannten Geschäftsjahre bewegen sich bei 0,90 Euro je Aktie, 0,94 Euro und 1,03 Euro.

Allgemein Chancen sieht Kürten bei Fresenius dank der stabilen Marktentwicklung im Healthcare-Sektor, die weitgehend unabhängig von der Konjunktur ist sowie in der globalen Präsenz. Hinzu kommen Kostenvorteile durch Skaleneffekte und bessere Ausnutzung des Vertriebsapparats. Auch halten die Tochtergesellschaften (FMC, KABI, HELIOS, VAMED) Top-Positionen in ihren relevanten Märkten.

Zu den Risiken zählt er dagegen, dass FMC von der Unternehmenssteuerreform in den USA betroffen sein könnte und das gelte auch für etwaige staatliche Eingriffe in den Gesundheitsbereich und Änderungen in der Kostenerstattung. Außerdem erwähnt er einen Mangel an geeigneten Akquisitionszielen, um Wachstum weiter fortzusetzen, die Zahlung zu hoher Kaufpreise und eine relativ hohe Verschuldung.


Linde-Aktie



Auch bei Linde war die DZ Bank mit den jüngst vorgelegten Ergebnissen zufrieden. Der zuständige Analyst Peter Spengler bestätigte im Anschluss daran sein Kaufvotum. Das Kursziel erhöhte er angesichts ebenfalls angehobener Gewinnschätzungen gleichzeitig spürbar von 258,00 Euro auf 293,00 Euro. Damit haben die Anteilsscheine dieses DAX-Mitglieds gemessen an einer Schlussnotiz am Freitag von 248,00 Euro theoretisch gut 18 Prozent Luft nach oben.

Das weltweit führende Unternehmen für Industrie- und Medizingase sowie Anlagenbau in der Gaseindustrie (Engineering) hat für das erste Quartal 2021 ein bereinigtes angepasstes Ergebnis je Aktie von 2,49 USD berichtet und damit die eigene Prognose von 2,20-2,25 Dollar sowie die Markterwartungen von 2,26 Dollar übertroffen. Die operative Marge stieg von 20,1 Prozent (erstes Quartal 2020 vor dem COVID-19-Ausbruch) auf 23,2 Prozent. Im Rahmen der angehobenen Prognose für 2021 sagt der Vorstand jetzt einen angepassten Gewinn je Aktie in einer Spanne von 9,60-9,80 Dollar voraus, statt wie zuvor 9,10-9,30 Dollar.

Aus der Sicht von Spengler spricht für diesen Titel ein Aktienrückkaufprogramm bis zu einer Höhe von fünf Milliarden Dollar bis 2023. Zudem sei das Unternehmen ein Top-Profiteur und Partner bei der Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft. So erlöst man zwei Milliarden Dollar mit konventionellem Wasserstoff. Zusätzlich betreibt Linde mehr als 80 Elektrolyse-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40 MW zur Produktion von "sauberem / grünem Wasserstoff". Im Anlagenbau ist die Gesellschaft führend bei Elektrolyseanlagen und Wasserstofftankstellen (bisher mehr als 200).

Weitere Pluspunkte seien ein bereinigtet Gewinn je Aktie, der in in 2021 zweistellig steigen soll und bis Ende 2021 seien rund 900 Millionen Dollar an Kostensynergien aus der Fusion mit Praxair zu erwarten. Linde liefere darüber hinaus medizinische Gase an Kliniken und unterstütze das Gesundheitssystem in den USA durch häusliche Pflege von Atemwegspatienten der COVID-19-Hochrisikogruppe.

Die Dividendenschätzungen für die Jahre 2021 bis 2023 betragen hier 4,24 Dollar, 4,49 Dollar und 4,76 Dollar. Auf Basis dieser Prognosen ergeben sich Renditen von 3,47 Prozent, 3,59 Prozent und 3,68 Prozent. Die Vorhersagen zum Gewinn je Aktie bewegen sich für die genannten Geschäftsjahre bei 9,79 Dollar, 10,28 Dollar und 11,08 Dollar. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 27,2.


Deutsche Post DHL-Aktie



Auch bei der Deutschen Post zeigte sich der zuständige DZ Bank-Analyst Dirk Schlamp angetan von den jüngst von dem Logistik- und Postunternehmen präsentierten Zahlen. Er bekräftigte anschließend jedenfalls seine Kaufempfehlung und erhöhte das Kursziel von 57,00 Euro auf 60,00 Euro. Das heißt, bei einem Schlusskurs am Freitag von 51,13 Euro müsste der Titel um 17,3 Prozent zulegen, um diese Vorgabe zu erreichen.

Nach der Meinung von Schlamp läuft es bei diesem DAX-Mitglied dank eines anhaltend guten B2C-Trends und einer spürbaren Erholung im B2B-Geschäft sehr gut. Die Ergebnisentwicklung profitiere zudem von einer effizienten Auslastung der Netze und von Kostenoptimierungsmaßnahmen.

Die neuen EBIT- und Free Cashflow-Ziele für 2021 und 2023 seien höher als bisher und lägen auch über seinen bisherigen Erwartungen. Die Tatsache, dass die Post auch die Mittelfristziele angehoben habe, unterstreiche, dass das Unternehmen auch für die Post-Covid-19-Zeit zuversichtlich gestimmt sei.

Es sei davon auszugehen, dass sich das B2C-Wachstum im Jahresverlauf aufgrund der Impffortschritte und von Basiseffekten normalisieren werde. Gleichzeitig sollte sich die Erholung im B2B-Bereich fortsetzen.

Chancen wittert Schlamp in Megatrends wie der Globalisierung und dem Outsourcing, welche das Frachtwachstum unterstützen. Auch entwickele sich der Welthandel in der Regel deutlich stärker als das weltweite Wirtschaftswachstum. Eine führende Marktposition in Asien sei aufgrund der überdurchschnittlichen Wachstumserwartung positiv. Der E-Commerce-Boom schaffe zudem einen steigenden Bedarf für den Transport von Dokumenten und Waren.

Zu den Risiken zählt der Analyst dagegen etwaige exogene Schocks, die zu rückläufigen Transportmengen führen, einen eventuell verschärften Wettbewerb im Paketbereich, der zu Preisdruck führen könnte und falls im Frachtbereich kurzfristige Erhöhungen der Einkaufspreise nicht vollständig an Kunden weitergegeben werden können.

Die Prognosen zum Ergebnis je Aktie sehen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr jeweils Werte von 3,38 Euro vor. 2023 sollen dann 3,45 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 14,8. Für die drei genannten Jahre kalkuliert man zudem mit Ausschüttungen von 1,45 Euro, 1,50 Euro und 1,55 Euro je Anteilsschein. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 2,835 Prozent, 2,93 Prozent und 3,30 Prozent.


Allianz-Aktie



Bei den Aktien von Allianz hat die DZ Bank in der Vorwoche im Rahmen einer bekräftigten Kaufempfehlung das Kursziel um zwölf Euro auf 250,00 Euro angehoben. Da die Anteilsscheine des Versicherungskonzerns am Freitag den Xetra-Handel mit 217,30 Euro beendeten, winkt damit ein Plus von rund 15 Prozent für den Fall, dass man mit der Vorhersage Recht behalten sollte.

Die Dividende taxiert der zuständige Analyst Thorsten Wenzel für die Geschäftsjahre 2021 und 2023 auf 10,00 Euro, 10,69 Euro und auf 11,04 Euro. Damit winken neben der Aussicht auf Kursgewinne auch noch recht ansehnliche Dividendenrenditen von 4,6 Prozent, 4,92 Prozent und 5,1 Prozent. Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie hat die DZ Bank für 2021 von 19,56 Euro auf 20,54 Euro angehoben und für 2022 von 21,29 Euro auf 21,39 Euro. Für 2023 kalkuliert Wenzel mit 22,09 Euro, statt wie bisher mit 22,44 Euro. Das geschätzte KGV für das übernächste Jahr beträgt somit 9,8, was moderat erscheint.

Die Allianz berichtete für das erste Quartal 2021 ein operatives Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro (+45 Prozent) und einen Periodenüberschuss von 2,6 Milliarden Euro (+83 Prozent) und hat damit laut Wenzel klar besser abgeschnitten als erwartet. Beigetragen hätten dazu sämtliche operativen Segmente, relativ hohe nicht-operative Veräußerungsgewinne und eine niedrige Steuerquote. Anders als im Vorjahresquartal hätten Belastungen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt.

Insgesamt habe das DAX-Mitgleid ein bemerkenswert starkes Ergebnis für die ersten drei Monate vorgelegt. Die bisherige Zielsetzung im Geschäftsjahr 2021, ein operatives Ergebnis von elf bis dreizehn Milliarden Euro zu erreichen sei aber trotzdem nur bestätigt worden. Das Ergebnis für das erste Quartal sei zwar nicht auf das Gesamtjahr extrapolierbar, aber ein operatives Ergebnis am oberen Ende der genannten Zielrange erscheine realistisch.

Die Allianz habe mit einer stabilen Dividende im Pandemiejahr 2020 die Resilienz des Geschäftsmodells unterstrichen und wie erwähnt zuletzt bereits keine nennenswerten Belastungen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie mehr zu verkraften gehabt. Die Solvabilitätsquote liege klar über der Zielgröße von 180 Prozent. Im Geschäftsjahr 2021 sei mit einer deutlichen Verbesserung der Combined Ratio im Segment Schaden/Unfall zu rechnen, insbesondere durch die Sanierung der Industrieversicherung. Negativ wirke sich dagegen weiter das ultra-niedrige Zinsniveau aus.


Bayer-Aktie



Bei den Anteilsscheinen von Bayer, die in der Liste der meistgesuchten Aktien auf https://www.boerse-online.de/ zuletzt einen Podest-Platz belegten, hat die DZ Bank jüngst einen bestehenden Kauf- Tipp erneuert und gleichzeitig das Kursziel von 63,00 Euro auf 68,00 Euro erhöht. Da der Kurs dieses DAX-Vertreters den Handel am Freitag mit 57,06 Euro beendete, erhofft man sich somit ein Kursplus von gut 19 Prozent.

Der für die Abdeckung des global agierendes Life Science-Unternehmen mit den Segmenten Pharma (verschreibungspflichtige Medikamente), Consumer Health (verschreibungsfreie Medikamente) sowie Crop Science (Pflanzenschutz und Saatgut) zuständige Analyst Peter Spengler kalkuliert zudem mit folgender Dividendenreihe für die Geschäftsjahre 2021 bis 2023: 1,84 Euro, 1,97 Euro und 2,10 Euro. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 3,22 Prozent, 3,45 Prozent und 3,68 Prozent.

Den Umsatz sieht Spengler in den genannten Jahren bei 42,1 Milliarden, 43,4 Milliarden und 44,5 Milliarden Euro, nach 41,4 Milliarden Euro in 2020. Den Gewinn je Aktie veranschlagt er im laufenden Jahr auf 6,12 Euro, im kommenden Jahr auf 6,56 Euro und im übernächsten Jahr auf 6,99 Euro, nach 6,39 Euro im Vorjahr. Für 2023 errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von 8,16, was optisch betrachtet ein sehr niedriger Wert ist.

Das bereinigte EBITDA von Bayer lag im ersten Quartal mit 4,066 Milliarden Euro und einer Marge von 33,0 Prozent über den Erwartungen der DZ Bank. Alle drei Segmente trugen zu dem guten Ergebnis bei. Die größte positive Überraschung war nach Einschätzung von Spengler das Crop Science-EBITDA-Ergebnis, das von einer Agrar-Markterholung in Südamerika und Asien profitiert habe.

Der Umsatz soll nach Angaben des Unternehmens im Gesamtjahr bei 42-43 Milliarden Euro liegen und der Kerngewinn je Aktie bei 6,10-6,30 Euro. Die angepasste EBITDA-Marge in 2021 soll rund 27 Prozent (DZ Bank-Schätzung: 26,7 Prozent) betragen. Der negative Währungseffekt wird vom Unternehmen mit 70 Basispunkten angenommen.

Für Spengler ist Bayer gut in das neue Jahr 2021 gestartet. Durch saisonale Effekte sei das erste Halbjahr bei Bayer aber immer deutlich stärker als das zweite. Daher sieht er aktuell die unveränderte Prognose für 2021 des Unternehmens als realistisch an.

Bis zum endgültigen Abschluss der Vergleichsverhandlungen über anhängige und zukünftige Glyphosat-Klagen wird auf den Aktien von Bayer nach Einschätzung der DZ Bank weiter ein hoher Bewertungsabschlag lasten. Dieser sollte sich aber mittelfristig komplett abbauen. Spengler hat in seinen Berechnungen dabei einen Glyphosat-Bewertungsabschlag für rechtliche Risiken in Höhe von 17 Milliarden Euro berücksichtigt.

Hinweis: Bei den Anlageurteilen zu den besprochenen Aktien handelt es sich um Empfehlungen des zitierten Research-Instituts. Deren Meinung kann, aber muss sich nicht mit den jeweiligen Einschätzungen der BÖRSE ONLINE-Redaktion decken.