Der BÖRSE ONLINE-Anlage-Check beinhaltet neben unseren jeweiligen Anlageurteilen auch eine Bestandsaufnahme zur Aufstellung in punkto Elektrofahrzeuge sowie eine Einschätzung zur Bewertung und zur Charttechnik dieser Aktien.
Als die Covid-19-Pandemie im letzten Jahr zu massiven Mobilitätsbeschränkungen in aller Welt führte, sagten nur wenige Branchenanalysten ein starkes Wachstum für Elektrofahrzeuge (EV) voraus. Doch 2021 entpuppte sich als ein hervorragendes Jahr. Während der Gesamtautoabsatz im Jahr 2020 um 15 Prozent sank, konnten die Autohersteller drei Millionen Elektroautos (EV) verkaufen, ein Anstieg um mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, schreibt Jennison Associates in einem aktuellen Report.
Bei einer geschätzten jährlichen Gesamtwachstumsrate für die Branche von über 20 Prozent in den Jahren 2019 bis 2027 steht der Elektrofahrzeug-Boom nach Auffassung des Anlageteams für globale Aktien bei der US-Vermögensverwaltungsgesellschaft noch ganz am Anfang und dürfte künftig für größere Umwälzungen in der Transportbranche sorgen
Morningstar wiederum geht davon aus, dass bis 2030 der Anteil der Elektrofahrzeuge an den weltweit verkauften Fahrzeugen von drei Prozent im Jahr 2020 auf 30 Prozent steigt. Bis 2025 werden Elektroautos als Einstiegsfahrzeuge billiger werden und die Leistungsgleichheit mit Verbrennungsmotoren (ICEs) erreichen, heißt es in einem aktuellen Bericht.
Mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur in China, Europa und den Vereinigten Staaten werde die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts eine rasche Verbreitung von Elektro-Fahrzeugen bringen. Hybride dürften bei leichten Nutzfahrzeugen die Kostenparität erreichen. Infolgedessen dürften bis 2030 zwei von drei weltweit verkauften Autos Elektro-Fahrzeuge und Hybride sein.
Die Automobilhersteller haben laut Morningstar angekündigt, ihr Portfolio an Elektro-Fahrzeugen langfristig zu erweitern, und der Anteil der Elektro-Fahrzeuge dürfte langfristig auf 100 Prozent oder nahezu 100 Prozent der Verkäufe der Branche steigen. Dieses massive Wachstum schafft potenzielle Investitionsmöglichkeiten in der gesamten Elektrofahrzeige-Lieferkette.
Unter den Autobauern selbst streicht Morningstar im beobachteten Anlageuniversum fünf Produzenten heraus, denen man zutraut, vom skizzierten Megatrend an vorderster Front zu profitieren. Dazu zählen neben Tesla auch die beiden deutschen Branchenvertreter BMW und Volkswagen. Ford und General Motors komplettieren das Morningstar-Favoriten-Quintett.
Wir unterziehen daraus nachfolgend das erstgenannte Trio einem umfassenden Anlage-Check. Dabei geht es neben einer Beschreibung der jeweiligen Aufstellungen im Bereich Elektrofahrzeuge um eine Beurteilung von Bewertung und Charttechnik. Das Ganze ergänzen wir noch um die Anlageurteile der BÖRSE ONLINE-Redaktion zu diesen Titeln.
Tesla-Aktie
Wenig überraschend ist, dass Morningstar Tesla zu den Profiteuren des Elektrofahrzeuge-Megatrends zählt. Schließlich steckt hinter diesem Namen jenes Unternehmen,, das als der führende Anbieter von Elektro-Automobilen im hochpreisigen Segment gilt. Die DZ Bank bezeichnet die Gesellschaft zudem als Innovationstreiber bei weiteren mobilen Zukunftsthemen wie dem autonomen Fahren und der Batteriefertigung.
Aufstellung/Strategie: Morningstar stuft Tesla als einen reinrassigen und marktführenden Hersteller von Elektrofahrzeugen ein. Das Unternehmen sei zudem vertikal integriert und verfüge über eine eigene Batterietechnologie, die es zu verbessern plane.
Die dortigen Analysten billigen Tesla einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben zu, der sich aus immateriellen Vermögenswerten und Kostenvorteilen ergibt. Die Marke Tesla verlange einen Premiumpreis für seine Luxusautos. Das Unternehmen profitiere auch von seinem technologischen Vorsprung. Teslas Fokus auf Kostensenkungen in seinem Herstellungsprozess verschaffe dem Unternehmen einen Kostenvorteil.
Das Unternehmen habe Pläne zur Integration der vorgelagerten Bereiche und zur Aufnahme der eigenen Batterieproduktion im Jahr 2022 vorgestellt, die bis 2030 auf drei Terawattstunden anwachsen soll. Tesla strebe außerdem an, jedes Jahr 20 Millionen Elektrofahrzeuge zu verkaufen, ausgehend von 500.000 im Jahr 2020, wobei man bei Morningstar bis 2030 von fünf Millionen ausgeht. Das Unternehmen baue neue Fabriken auf der ganzen Welt, um seine Produktionskapazitäten zu erweitern.
Der automobile Massenmarkt soll laut DZ Bank in den nächsten Jahren mit weiteren elektrogetriebenen Modellen im Einstiegssegment erschlossen werden. Zudem sind leichte und schwere Nutzfahrzeuge geplant.
Tesla fokussiert sich auf die Entwicklung, die Produktion sowie den Vertrieb von Elektroautos mit Batterien und verfolgt dabei laut Independent Research einen integrierten Ansatz (unter anderem eigene Service- und Ladestationen, Leasing). Dabei stellt das Unternehmen gemäß den Analysten bei diesem Analyseinstitut zusammen mit dem Partner Panasonic auch die wichtigste Kernkomponente eines batteriebetriebenen Elektroautos - den Akkumulator (Wertschöpfungsanteil rund ein Drittel) - her. Sowohl das Produktionsnetzwerk (Werke in Texas und Berlin befinden sich im Bau) als auch die Modellpalette (Model Semi, Cybertruck) sollen ausgebaut werden. Die gegenwärtige Jahres-Produktionskapazität beläuft sich auf 1,05 Mio. Fahrzeuge.
Charttechnik: Der Blick auf den Langfrist-Chart von Tesla zeigt einen mehrjährigen Seitwärtstrend, der sich von Februar 2014 bis weit in das Jahr 2019 hinein erstreckte. Doch starke Kursentwicklungen in den Jahren zuvor und danach führen unter dem Strich zu einer ausgesprochen guten Performance. Ist die Notiz doch von Juli 2010 bis Januar 2021 von 3,16 Dollar auf 883,09 Dollar gestiegen.
Das letztgenannte Rekordhoch liegt schon einige Monate zurück. Das heißt, es hat sich eine Konsolidierung/Korrektur breit gemacht. Als Untergrenze fungiert dabei das Jahrestief von 562,97 Dollar vom März. Neue, als nachhaltige einzustufende Chartsignale ergeben sich erst bei einem Ausbruch aus der skizzierten Range nach oben oder nach unten.
Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sagen diese bei Tesla beim Umsatz vom Geschäftsjahr 2020 bis zum Geschäftsjahr 2025 einen Anstieg von 31,536 Milliarden Dollar auf 118,119 Milliarden Dollar voraus. Zudem gehen die Prognosen beim Gewinn je Aktie gleichzeitig von einer Verbesserung von 0,64 Dollar auf 12,06 Dollar aus. Auf letztgenannter Basis errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von gut 55. Die BÖRSE ONLINE-Vorhersagen zum Ergebnis je Anteilsschein bewegen sich für dieses und für das kommende Jahr bei 3,39 Dollar bzw. bei 7,10 Dollar. Dividendenzahlungen sind vorerst nicht in Sicht.
Gehen die Prognosen auf, bleibt das Unternehmen sehr wachstumsstark. Selbst auf Basis der Erwartungen für das Jahr 2026 wäre die Bewertung auf KGV-Basis aber für den Autosektor noch immer außergewöhnlich hoch. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang folgendes, was die Nachrichtenagentur Dow Jones in einer aktuellen Einschätzung zu dem Wert herausgearbeitet hat:
"Der Autohersteller hat in der ersten Hälfte dieses Jahres 1,41 US-Dollar pro Aktie verdient. Wenn die Dinge weiterhin so gut laufen, könnte Tesla im Gesamtjahr 2021 sogar vier Dollar pro Aktie verdienen. Selbst in diesem Szenario wird Tesla mit dem 170-fachen des diesjährigen Gewinns gehandelt. Die mächtigsten Autokonzerne kommen in einem typischen Umfeld vielleicht auf das 12-Fache ihres Gewinns. In der Zwischenzeit haben sich die etablierten Autohersteller nach jahrzehntelanger Gleichgültigkeit für Elektroautos entschieden. Das gibt Anlass zur Sorge, dass die Wachstumsaussichten für Tesla nicht so rosig sind, wie die Wall Street zu glauben scheint."
Es macht Sinn, diesen Gedanken im Hinterkopf zu behalten. Ansonsten ist anzunehmen, dass die jeweilige Sichtweise des Marktes mit Blick auf die Tesla-Bewertung davon abhängen wird, ob wir uns in einer Risk-on- oder in einer Risk-off-Phase befinden. Das heißt, als Bürde dürfte sich der skizzierte Sachverhalt immer dann erweisen, wenn die Marktakteure allgemein vorsichtiger agieren.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In den vergangenen Jahren gab es von unserer Seite zu den Aktien von Tesla keine durchgängig einheitliche Meinung. Positive Einschätzungen wechselten sich mit negativen Anlageurteilen ab, wobei es aber vergleichsweise häufig zu Verkaufsempfehlungen kam. So schrieben wir etwa in Ausgabe 01-21 folgendes:
"Bei der aktuellen Bewertung scheiden sich aber die Geister. Die einen sehen die Kalifornier als Hightechkonzern und halten Notierungen von bis zu 800 Dollar für möglich, andere wiederum erwarten deutliche Rückschläge in Richtung 40 Dollar. Das durchschnittliche Kursziel beträgt aktuell 440 Dollar. Wir trauen der Kursrally nicht und raten Anlegern, bis auf weiteres die Finger von der Aktie zu lassen."
Bei der jüngsten Erwähnung des Titels in Ausgabe 29-21 haben wir ihn mit einem Beobachten-Status versehen. Einher ging dies mit einem Kursziel von 600,00 Euro (Xetra-Schlusskurs am Dienstag: 563,70 Euro) und einem Stopp-Loss-Kurs von 460,00 Euro.
BMW-Aktie
Unter den für Morningstar potenziellen Profiteuren des erwarteten Siegeszugs von Elektrofahrzeugen sind auch BMW zu finden. Wissenswert zum Unternehmensprofil ist hier, dass die Gruppe mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce Motor Cars über alle relevanten Segmente hinweg eine reine Premiummarken-Strategie verfolgt, vom exklusiven Kleinwagen Mini bis zur absoluten Luxus-Limousine Rolls-Royce.
Auch beim zweiten Standbein Motorräder verfolgt der Konzern laut Landesbank Baden-Württemberg eine Premiummarken-Strategie. Im Bereich Finanzdienstleistungen werden Aktivitäten wie Finanzierung und Leasing, Vermögensmanagement, Händlerfinanzierung und Flottenmanagement zusammengefasst.
Aufstellung/Strategie: Im Jahr 2020 hatte BMW laut Morningstar 14 elektrifizierte Modelle im Angebot, die acht Prozent des Verkaufsvolumens ausmachten. Wie es von Seiten der dortigen Analysten weiter heißt, erwartet BMW bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50 Prozent bei vollelektrischen Modellen. Für das Jahr 2025 plane das Unternehmen 25 elektrifizierte Modelle, davon 12 Elektroautos und 13 Plug-in-Hybride. Bis 2030 wolle BMW mindestens 50 Prozent seines weltweiten Absatzes mit Elektrofahrzeugen erzielen.
Der US-Finanzdienstleister billigt BMW einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben zu, der sich aus der Quelle der immateriellen Vermögenswerte speist, die sich wiederum aus den starken Marken und dem geistigen Eigentum ergeben.
Mit 153.267 Einheiten steigerte BMW den Absatz von vollelektrischen und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 148,5 Prozent. Damit ist die Elektromobilität auch in absoluten Zahlen ein signifikanter Wachstumstreiber für das Unternehmen, so Raiffeisen Research. Der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge konnte sogar um 183,9 Prozent auf 36.089 Fahrzeuge, jener von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen um 139,4 Prozent auf 117.178 Einheiten gesteigert werden.
Mit der Erweiterung des Angebots an vollelektrischen Fahrzeugen um die zwei zentralen Innovationsträger BMW iX und BMW i4 setzt der Konzern laut Raiffeisen Research die konsequente Elektrifizierung seines Modellportfolios bereits im kommenden Herbst fort. In den nächsten Jahren folgen unter anderem vollelektrische Versionen der volumenstarken BMW 5er Reihe, des BMW 7er, des BMW X1 sowie des Nachfolgers des MINI Countryman.
Bis 2025 plant der Konzern, den Absatz vollelektrischer Modelle jährlich im Schnitt um deutlich mehr als 50 Prozent zu steigern und damit gegenüber dem Jahr 2020 mehr als zu verzehnfachen. Die Gruppe erwartet, dass im Jahr 2030 der Anteil an vollelektrischen Fahrzeugen mindestens 50 Prozent ihres weltweiten Absatzes betragen wird. Insgesamt plant die BMW Group, in den nächsten rund zehn Jahren etwa zehn Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, schreibt Raiffeisen Research in einer Studie.
Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es die Gesellschaft in der Lage, den Umsatz von 98,99 Milliarden Euro in 2020 bis 2025 auf 144,63 Milliarden Euro zu steigern. Gleichzeitig sehen die Schätzungen in dieser Zeit beim Gewinn je Aktie eine Verbesserung von 5,73 Euro auf 15,59 Euro vor.
Auf letztgenannter Basis ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 5,15. Das ist als günstig einzustufen, selbst wenn man berücksichtigt, dass die Bewertungsrelationen bei den großen Autobauern fast durch die Bank niedrig ausfallen. Wobei noch hinzukommt, dass theoretisch auch noch respektable Dividendenrenditen winken, wie die nachfolgende Liste mit den Analystenkonsens-Schätzungen zeigen. Die Schätzungen von BÖRSE ONLINE zum Ergebnis je Aktie betragen 13,61 Euro für 2021 und 12,66 Euro für 2022. Unsere Prognosen zur Ausschüttung bewegen sich für diese beiden Geschäftsjahre bei 3,30 Euro bzw. bei 3,55 Euro, nach 1,90 Euro für 2020.
Charttechnik: Beim Blick auf den Langfrist-Chart von BMW fällt auf, dass es in der Vergangenheit immer wieder abrupte Richtungswechsel beim Kurs gab. Immerhin reichte es aber von Mai 1996 bis heute zu einem Anstieg von 12,74 Euro auf 80,35 Euro.
In der Spitze waren es im März 2015 auf Schlusskursbasis allerdings auch schon 122,60 Euro. Folglich war hier in den vergangenen Jahren unter dem Strich nichts mehr zu verdienen. Nach dem starken Einbruch im Sog der allgemeinen Coronavirus-Baisse im Vorjahr ging es anschließend bis Juni noch stärker nach oben als es zuvor nach unten gegangen war. Doch beim da aufgestellten Jahreshoch von 95,89 Euro war vorerst der Ofen aus und in den vergangenen Wochen hat sich ein Abwärtstrend entwickelt. Dieser ist auch uneingeschränkt intakt, wie frisch markierte Zwischentiefs bestätigen.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Unsere Kaufempfehlung für die BMW-Aktien ist mit einem Kursziel von 100,00 Euro (Xetra-Schlusskurs am Dienstag: 80,35 Euro) verknüpft sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 69,00 Euro. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, müsste dieser DAX-Wert um gut 24 Prozent steigen.
In Print-Ausgabe 03-21 schrieben wir zur Thematik dieses Beitrags zu BMW im Zuge einer Kaufempfehlung folgendes: "Besonders gefragt waren in 2020 auch die E-Modelle, die ein Plus von knapp einem Drittel erzielten. 2021 soll die Kurve der Stromer noch steiler werden. Ziel ist es, den Absatz der vollelektrischen Autos zu verdoppeln. Dafür baut BMW seine Modellpalette steig aus. Derzeit sind 13 E-Versionen im Angebot, bis 2023 sollen es 25 werden.
Noch in diesem Jahr gehen der BMW iX sowie der BMW i4 an den Start. Auch beim Vertriebsweg möchten die Münchner künftig innovativere Wege gehen. So soll bis zum Jahr 2025 ein Viertel der Fahrzeuge online verkauft werden. Aufgrund der guten Absatzzahlen gehen wir davon aus, dass BMW auch beim Gewinn 2020 nicht enttäuscht hat. Für dieses Jahr haben sich die Bayern wieder profitables Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Wir trauen der Aktie weitere Kursgewinne zu und stufen den DAX-Titel auf "Kaufen" hoch."
Volkswagen-Aktie
Für Morningstar zählt auch Volkswagen zu den fünf aussichtsreichsten Branchenvertretern mit Blick auf den Megatrend Elektrofahrzeuge. Der deutsche Branchenvertreter ist einer der größten Automobilhersteller der Welt. Zu den Automobilmarken des Konzerns gehören bekanntlich Volkswagen Pkw, Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, SEAT und Skoda. Zu den Nutzfahrzeugmarken zählen MAN, Scania und Volkswagen.
Aufstellung/Strategie: Etwa drei Prozent des weltweiten Verkaufsvolumens von Volkswagen im Jahr 2020 waren batteriebetriebene E-Fahrzeuge. In den nächsten fünf Jahren gibt der Konzern 46 Milliarden Euro aus, um sein Produktportfolio zu elektrifizieren. Für 2025 erwartet das Unternehmen einen Anteil von 20 Prozent batteriebetriebener E-Fahrzeuge am Gesamtvolumen, der bis Anfang der 2030er Jahre auf 55 % bis 60 % ansteigen soll.
Volkswagen verfügt aus der Sicht von Morningstar nicht über einen wirtschaftlichen Schutzgraben. Der eigentlich vorhandene "Wassergraben" durch Premium-, Exoten- und Luxusmarken wie Audi, Porsche, Bentley, Lamborghini und Bugatti wird durch die Massenmarktmarken Volkswagen, Skoda und SEAT sowie das noch kapitalintensivere Nutzfahrzeuggeschäft wieder zunichte gemacht, heißt es.
Für das laufende Jahr 2021 kalkuliert die NordLB mit einem Gesamtabsatzvolumen des Volkswagen-Konzerns in einer Spanne von 10,0 Millionen bis 10,5 Millionen Fahrzeugen. Bei batterie-elektrischen Fahrzeugen rechnet man in diesem Jahr mit Auslieferungen in einer Range von rund 500.000 - 700.000 Einheiten. Im Jahr 2022, spätestens 2023, könnte der Volkswagen-Konzern bei den Auslieferungszahlen auf Augenhöhe mit Tesla liegen. Ein Jahr später könnten die Wolfsburger bereits Weltmarktführer im Bereich Elektromobilität sein, so das Urteil.
Nach der Ansicht von Julius Bär ist Volkswagen der am besten positionierte etablierte Automobilhersteller für den Übergang zu Elektrofahrzeugen (EVs). Das Unternehmen hat laut der Schweizer Privatbank eine massive EV-Offensive mit 75 neuen EV-Modellen bis 2030 gestartet. Während die meisten Konkurrenten in den vergangenen zwölf Monaten zu einer speziellen EV-Plattformstrategie übergegangen seien, habe VW diese Entscheidung bereits 2015 getroffen.
Auf seinen beiden modularen Elektroauto-Plattformen (MEB und PPE) werde VW 90 Prozent aller kommenden Elektroauto-Modelle aufbauen können, was von keinem anderen Unternehmen erreicht werde. Im Jahr 2021 wolle das Unternehmen eine Million Elektro-Fahrzeuge verkaufen. Die Hälfte davon seien batteriebetriebene E-Fahrzeuge und die andere Hälfte Plug-in-Hybride.
Gemeinsam mit Partnern plane VW bis 2030 den Bau von sechs Batteriezellenfabriken in Europa mit einer Produktionskapazität von 240 Gigawattstunden, die für die jährliche Produktion von rund vier Millionen Elektro-Fahrzeugen ausreichten und VW zu einem führenden Batteriehersteller machen sollten. Es werde erwartet, dass die Batteriekosten durch einen einheitlichen Zelltyp für die meisten Modelle des Konzerns um bis zu 50 Prozent gesenkt werden können. Die Anlagen würden hauptsächlich mit erneuerbarer Energie betrieben und die Batteriematerialien würden zu 95 Prozent recycelbar sein. Als größter Anteilseigner von Quantumscape sei VW zudem für den erwarteten nächsten großen Sprung in der Batterietechnologie gut aufgestellt.
Bewertung: Fragt man Analysten, dann unterstellen diese bei Volkswagen von 2020 bis 2025 beim Umsatz eine Verbesserung von 222,884 Milliarden Euro auf 298,488 Milliarden Euro. In Sachen Gewinn je Aktie ist es so, dass der Analystenkonsens diesem im gleichen Zeitraum von 16,60 Euro auf 41,70 Euro je Aktie steigen sieht.
Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein KGV von 4,8, was sehr moderat erscheint. Die BÖRSE ONLINE-Schätzung zum Ergebnis je Aktie in diesem Jahr bewegt sich bei 28,43 Euro und im kommenden Jahr bei 32,66 Euro. Zudem rechnen wir für diese beiden Geschäftsjahre mit Dividendenzahlungen von 7,26 Euro bzw. von 8,06 Euro je Anteilsschein.
Charttechnik: Bei Volkswagen ist es in Sachen Charttechnik so, dass man beim Jahreshoch auf Schlusskursbasis von 246,55 Euro vom 18. März 2020 schon sehr nahe an das alte Schlussrekordhoch vom 16. März 2015 von 255,20 Euro herangerückt war. Und ein Sprung über diese Bestmarke wäre gleichbedeutend mit einem prozyklischen Kaufsignal.
Doch der Ausbruch hat letztlich nicht geklappt. Vielmehr hat sich die Notiz vom Jahreshoch spürbar nach unten hin abgesetzt und der Titel hat dabei sogar gerade ein neues Zwischentief aufgestellt. Das im März noch so viel versprechende Chartbild hat sich dadurch zumindest vorerst leider wieder merklich eingetrübt.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei den im DAX enthaltenen Volkswagen-Vorzugsaktien bestätigten wir in Ausgabe 30-21 unsere Kaufempfehlung Das Kursziel bleib dabei mit 250,00 Euro ebenso unverändert wie der Stopp-Loss-Kurs mit 175,00 Euro. Bei einem Xetra-Schlusskurs am Dienstag von 200,30 Euro hat der Titel gemessen an unserer Zielvorgabe ein Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent.
In Ausgabe 28-21 schrieben wir ansonsten folgendes: "Der Autobauer Volkswagen hat gute Halbjahreszahlen vorgelegt, vor allem die hohe Ergebnismarge überzeugte. VW befürchtet aber im zweiten Jahressemester stärkere Belastungen aus Lieferengpässen bei Halbleitern. VW überträgt zudem die Luxussportwagenmarke Bugatti an die Tochter Porsche und verschmilzt sie mit dem kroatischen Elektrosportwagen-Spezialisten Rimac. Porsche-Chef Oliver Blume will so die Expertise von Bugatti im Hypercar-Geschäft mit der Innovationskraft von Rimac auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Elektromobilität bündeln.
Porsche ist seit einigen Jahren eng mit Rimac verzahnt und hält aktuell 24 Prozent der Anteile. Dieses Engagement kann sich später über einen möglichen Börsengang von Rimac auszahlen. Porsche treibt das Thema Elektromobilität stark voran. Bis 2030 will die VW-Tochter mehr als 80 Prozent ihrer Sportwagen mit Elektroantrieb ausstatten. Porsche ist mit Umsatzrenditen von 16 Prozent die mit Abstand profitabelste Marke im VW-Konzern und könnte mittelfristig selbst an die Börse kommen. Die bereits börsennotierte Porsche Holding indes hat mit dem operativen Sportwagengeschäft ProSiebenSat1 der VW-Tochter nichts zu tun."