F ast die Hälfte aller deutschen Haushalte heizt mit Gas. Da verwundert es nicht, dass die Diskussionen über die ständig steigenden Preise immer lauter werden, angeheizt auch durch den Streit um die russische Gaspipeline Nord Stream 2, deren Scheitern die Preise noch einmal in die Höhe treiben würde. Dennoch: Heizen mit Gas ist derzeit günstiger als die meisten Alternativen - und wird es wohl auch bleiben. Insbesondere im Vergleich mit Öl sind sowohl die Anschaffungskosten als auch der jährliche Verbrauch geringer.

Was allerdings viele nicht wissen: Gas ist keineswegs gleich Gas. Die Preise der unterschiedlichen Anbieter differieren zum Teil erheblich. Denn es gibt zwar viele externe Kriterien, die zu Kostensteigerungen bei den Anbietern führen können, so zum Beispiel steigende Netzentgelte oder die CO2-Abgabe, derzeit 25 Euro pro Tonne. Aber es liegt an den Versorgern, ob und in welchem Umfang sie die Kosten an die Endverbraucher weitergeben.

Attraktive Wechselanreize

Wie man es vom Strom bereits kennt, ist es also durchaus sinnvoll, die verschiedenen Anbieter zu vergleichen. Ohnehin immer dann, wenn gerade eine höhere Abrechnung ins Haus geflattert ist, aber auch grundsätzlich. Denn der Anbietermarkt ist eng, und um mehr Kunden zu gewinnen, bieten fast alle Versorger attraktive Neukundentarife und zusätzlich Geld- oder Sachprämien an. Mitunter sind noch nicht einmal Kündigungsfristen zu wahren, zum Beispiel, wenn man noch nie seinen Anbieter gewechselt hat und somit das Gas vom sogenannten Grundversorger bezieht oder wenn eine Erhöhung angekündigt wird, wodurch ein Sonderkündigungsrecht entsteht.

Doch wie finde ich einen guten Anbieter? Um einen objektiven Vergleich zu ermöglichen, hat €uro am Sonntag das Deutsche Kundeninstitut (DKI) damit beauftragt, Gas- und Ökogasanbieter zu testen. Es wurden 19 Anbieter einbezogen und sechs Stadtwerke, deren Ergebnisse wir getrennt ausweisen. Voraussetzung für alle Anbieter: Sie müssen mindestens eine der Energieformen Gas oder Ökogas (zum Beispiel mit CO2-Ausgleich) anbieten. Die meisten bieten beide an - nur Enstroga und Klickenergie haben keinen Ökogastarif.

Sieger in der Gesamtwertung der Gas- und Ökogasversorger, in die insgesamt drei Kategorien einfließen (siehe hierzu unten "So wurde gewertet"), ist das in Darmstadt ansässige Unternehmen Entega, das als einziger Anbieter die Note "sehr gut +" erhält. Es überzeugt unter anderem mit einem Neukundenbonus, der bis zu 304 Euro betragen kann, und einem breiten Angebot. Außerdem können die Tarife nicht nur online oder telefonisch, sondern auch in Filialen und Kundencentern abgeschlossen werden. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Eon und E wie einfach. Das Schlusslicht bildet der genossenschaftlich organisierte Versorger Greenpeace Energy, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, ab 2027 nur Gas aus erneuerbaren Quellen zu liefern.

Die ersten Plätze bei den Stadtwerken haben sich Duisburg (1) und Augsburg (2) gesichert, die beide mit "sehr gut" abschneiden. Der Sieger punktet dabei ebenfalls mit Neukundenbonus und einem breiten Angebot. Außerdem überzeugte das DKI, dass auch Beratungstermine in den eigenen vier Wänden stattfinden können. Hamburg Energie erhält als einziges Stadtwerk nur ein "befriedigend". Dort sind viele Tarife vergleichsweise hoch, dies gilt allerdings nicht bei kleineren Haushalten.

Sieben Musterhaushalte

Um die Konditionen optimal vergleichen zu können, wurden die Versorger gebeten, für sieben Musterhaushalte den jeweils günstigsten Tarif anzugeben. Eine detaillierte Übersicht dieses Vergleichs finden Sie unten. Wichtig dabei: Weil viele Anbieter im ersten Jahr Boni gewähren, aber kaum jemand im Jahrestakt wechselt, wurden für den Vergleich die Gebühren ab dem zweiten Jahr herangezogen. So zahlt ein Pärchen mit 95-Quadratmeter-Wohnung für Ökogas im ersten Jahr monatlich durchschnittlich 59,81 Euro. Im zweiten Jahr liegt der Preis im Schnitt bei 67,16 Euro.

Alle Beispiele zeigen, dass sich durch einen Wechsel viel Geld sparen lässt. Je nach Wohnungsgröße, Wohnort und Verbrauch kann die Summe sogar vierstellig sein. Eine vierköpfige Familie, die sich für Ökogas entscheidet, muss beim teuersten Anbieter Naturstrom im Jahr 3.253,80 Euro hinblättern, beim günstigsten, bei Eon, kommt sie auf 1.333,56 Euro. Da reicht die Differenz locker für einen schönen Urlaub. Aber auch für Einzelpersonen gibt es spürbare Unterschiede: So kommt ein Single mit 65-Quadratmeter-Wohnung, der sich für Normalgas entscheidet, mit 362,40 Euro (Knauber Gas) günstiger weg als bei Eon mit 552,24 Euro.

Wobei Eon insgesamt bei den Konditionen die Nase vorn hat. Das Unternehmen erreicht in dieser Kategorie als Einziges die Note "sehr gut +". Drei weitere Anbieter schneiden mit "sehr gut" ab: Montana, Entega und Knauber Gas. Bei den Stadtwerken liegen bei den Konditionen wie im Gesamtranking Augsburg und Duisburg vorn, diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Augsburg erreicht hier die Bestnote.

Wie bei der Kategorie "Konditionen" werden auch Angebot und Kundenservice der Versorger getrennt ausgewiesen und bewertet. Welche Einzelkriterien hier jeweils herangezogen werden, steht ebenfalls im Kasten unten. Wer beispielsweise besonderen Wert auf ein breites Gesamtangebot, guten Service oder ein nutzwertiges Onlineangebot legt, hat so die Möglichkeit, gezielter zu suchen. Denn auch hier lohnt sich der Vergleich durchaus: Die Notenspanne reicht in beiden Kategorien von "sehr gut +" bis "ausreichend".

Bei den Anbietern wurden die Hotlinemitarbeiter von EWE und Polarstern als am freundlichsten bewertet. Am hilfsbereitesten empfanden die Tester die Teams von Entega, Greenpeace Energy, Knauber Strom, Polarstern, Vattenfall und Yello. Am kompetentesten wirkten die Team-Energie-Servicemitarbeiter.

Und auch in Sachen E-Mail-Kommunikation gab es Unterschiede: Enstroga und EWE meldeten sich auf keine Anfrage zurück. Die Mitarbeiter der New AG benötigten durchschnittlich mehr als fünf Tage für eine Antwort. Da kann man schon mal die Lust an einem Wechsel verlieren.

Interessant beim Angebot sind die unterschiedlichen Preisgarantien, die von zwölf bis 24 Monate reichen. Lediglich Eon garantiert hier bis zu 30 Monate.

Bleibt die Frage, wie sich ein Anbieterwechsel bewerkstelligen lässt. Viele Kunden schrecken trotz hoher Belastung vor dem Schritt zurück - aus Angst vor Komplikationen. Tatsächlich jedoch, darauf weisen insbesondere Verbraucherschützer immer wieder hin, ist das Prozedere denkbar einfach. Und die Angst, bei Problemen im Kalten zu sitzen, ist unbegründet. Der Energiebezug ist in Deutschland gesetzlich geregelt, technisch ändert sich nichts, es muss nicht mal jemand ins Haus kommen. Nur die Rechnung hat künftig einen anderen Absender. Wobei der Wechsel selbst immer kostenlos ist.

Sogar die Kündigungsformalitäten werden Wechslern abgenommen, die erledigt der neue Versorger. Lediglich wenn das Ende der Vertragslaufzeit naht oder wenn es um Sonderkündigungen geht, ist es - um keine Fristen zu versäumen - sicherer, selbst aktiv zu werden. Manche Anbieter übernehmen die Kündigung auch nicht, wenn Sie von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Zum Tag des Wechsels muss dann nur noch der Zählerstand abgelesen und sowohl dem neuen als auch dem alten Versorger mitgeteilt werden. Und nicht vergessen: Wechseln ist keine einmalige Option. Die Konditionen ändern sich oft kurzfristig.

 


So wurde gewertet

Der Test wurde auf wissenschaftlicher Basis vom Deutschen Kundeninstitut (DKI) durchgeführt, das sich auf verbrauchernahe Marktforschung spezialisiert hat. Analysiert wurden 19 Gasanbieter und sechs Stadtwerke im Hinblick auf Konditionen, Angebot und Kundenservice. Darüber hinaus wurden die fairsten Anbieter ermittelt, also die mit dem besten Preis-Leistungs-Angebot. Hierzu wurden die Kategorien Konditionen und Angebot zueinander in Bezug gesetzt. Diese Kategorie fließt aber nicht mehr gesondert in das Gesamtergebnis ein. Insgesamt umfasst die Analyse 220 Einzelkriterien.

Bei den Konditionen (Gewichtung: 50 Prozent) lag der Schwerpunkt bei der konkreten Ausgestaltung von Tarifen, die für sieben Musterhaushalte abgefragt wurden. Beispielsweise ging es um Mindestlaufzeiten, Kündigungsfristen, Preisgarantien und die Gebührenerhöhungen. Beim Angebot (30 Prozent) standen Zahlungsarten, Sonderkündigungsrechte sowie Angebot und Umfang von Kundenportalen und Apps im Fokus. Beim Kundenservice (20 Prozent), der durch sogenanntes Mystery Mailing und Calling ermittelt wurde, ging es um Wartezeiten und Qualität bei der Beantwortung von Anfragen, Informations- und Serviceangebote der Websites und das Engagement der Anbieter in sozialen Netzwerken. Pro Kategorie sowie in der Gesamtwertung ließen sich jeweils 100 Punkte erzielen, Werte darüber ergeben sich durch die Vergabe von Bonuspunkten. Die Tarife im Test datieren allesamt aus dem Monat Februar.

Hier finden Sie alle getesteten Anbieter in der Übersicht.